Das Ausbildungsjahr 2024/2025 im Bezirk der Agentur für Arbeit Siegen stand unter dem Eindruck einer herausfordernden Gesamtlage: Sowohl die Zahl der
Bewerberinnen und Bewerber als auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen war rückläufig. Dazu die anhaltenden konjunkturelle Unsicherheiten und der demografische Wandel – beides mit starker Wirkung auf das Geschehen auf dem Ausbildungsmarkt. Dennoch zeigt sich: Dank des großen Engagements vieler Partner, Schulen und Betriebe mit gleicher Ausrichtung, bewegt sich weiterhin viel auf dem Ausbildungsmarkt.
Weniger Bewerber – weniger Stellen
Die Agentur für Arbeit Siegen bilanziert einen Rückgang auf beiden Seiten: Weniger Jugendliche, die eine Ausbildung aufnehmen möchten, und etwas weniger
Unternehmen, die ausbilden. Auch wenn viele Betriebe um die Bedeutung der Nachwuchssicherung wissen, zeigen sie sich jedoch angesichts wirtschaftlicher
Belastungen etwas zögerlicher, neue Auszubildende einzustellen. Gleichzeitig stehen durch die demografische Entwicklung schlicht weniger Jugendliche zur
Verfügung.

Ein starkes Netzwerk: Berufsorientierung bleibt zentral
Trotz der Herausforderungen engagieren sich Schulen, Unternehmen, Kammern, Verbände und die Agentur für Arbeit gemeinsam für eine gute Berufsorientierung. Zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen – von Ausbildungsmessen über Berufsinformationstage bis hin zu Praktika – helfen Jugendlichen, den eigenen Horizont zu erweitern und Berufe praktisch kennenzulernen. Diese gemeinsamen Anstrengungen tragen dazu bei, dass Jugendliche und Betriebe zueinanderfinden.
Mehr unversorgte Bewerber und unbesetzte Stellen
Die Statistik zeigt erneut: Sowohl die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber als auch die der unbesetzten Ausbildungsstellen ist gestiegen. Die Gründe hierfür sind vielfältig – der Mismatch offensichtlich. Die Betriebe haben aufgrund der zunehmenden Komplexität der Berufsbilder bei der Auswahl erforderliche schulische Voraussetzungen zu berücksichtigen, damit die Ausbildung auch erfolgreich gelingen kann. Die Bewerber haben anderseits vorab sehr konkrete Vorstellungen, was ihre berufliche Zukunft betrifft und sind weniger bereit Alternativen in Betracht zu ziehen. „Hier wünschen wir uns, dass beide Seiten aufeinander zugehen und flexibel bleiben“, betont die Vorsitzende der Geschäftsführung, Stephanie Krömer. Viele Unternehmen bieten bereits erleichterte Einstiege und nutzen die zahlreichen Unterstützungsangebote der Agentur für Arbeit, um auch leistungsschwächeren Jugendlichen einen erfolgreichen Start zu ermöglichen.

Passungsprobleme nehmen zu – Zuwanderung mildert rückläufiges inländisches Ausbildungsinteresse
Zunehmend zeigt sich, dass Angebot und Nachfrage regional und beruflich nicht immer zueinander passen. Während es in einigen Bereichen – etwa im Handel oder im Lagerwesen – viele offene Ausbildungsstellen gibt, suchen Jugendliche oft nach kaufmännischen oder verwaltungsnahen Berufen. Diese sogenannten Passungsprobleme erschweren den Ausgleich am Ausbildungsmarkt zusätzlich. Ausländische Bewerberinnen und Bewerber tragen dabei spürbar zur Entlastung bei und mildern die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Im Ausbildungsjahr 2024/2025 haben rund 78 Prozent der Ausbildungsinteressierten die deutsche Staatsbürgerschaft. Rund 22 Prozent der Ausbildungsanwärter haben einen ausländischen Pass – Tendenz weiter steigend. Denn die duale Ausbildung genießt internationales Renommee und die migrierten Menschen ergreifen ihre Chance beim Schopf und entscheiden sich für das deutsche Erfolgsmodell. Voraussetzung ist, die sprachlichen Mindestanforderungen sind gegeben. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass in der Ausbildung der aktive Wortschatz, insbesondere der berufssprachliche, sich zügig verbessert.


Um die Lücke auf dem Arbeitsmarkt zu schließen, bietet die Agentur für Arbeit verschiedene Unterstützungs- und Förderinstrumente an, die sowohl Betriebe als auch Auszubildende begleitet. Das hilft, Startschwierigkeiten zu überwinden und Ausbildung zu sichern. Solche Angebote schlagen eine wichtige Brücke zwischen Unternehmen und jungen Menschen, die Unterstützung benötigen. Nach wie vor bleibt der Ausbildungsmarkt im Bezirk Siegen ein Bewerbermarkt. Das Delta zwischen beiden Seiten bleibt stabil – der Stellenüberhang ist in Siegen weiterhin der höchste in der Region.
Strukturdaten im Überblick
Von den Bewerberinnen und Bewerbern sind rund 62 Prozent männlich und rund 38 Prozent weiblich. Rund 23 Prozent der Ausbildungsinteressierten können einen Hauptschulabschluss nachweisen, 38 Prozent eine Realschulabschluss und 31 Prozent beenden die Schullaufbahn mit der (Fach-) Hochschulreife. Lediglich 2,3 Prozent verfügen über keinen Schulabschluss. Die meisten Bewerber (67,9 Prozent) sind unter 20 Jahre alt, weitere 25,9 Prozent
zwischen 20 und 25 Jahre. Bemerkenswert ist der steigende Anteil von Jugendlichen mit ausländischem Pass: 22,2 Prozent - ein Plus von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Unternehmen bleiben aktiv – trotz Krisen
Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit schlägt auf dem Ausbildungsmarkt durch und hinterlässt dort sichtbare Spuren. Umso wichtiger ist es, dass Betriebe und Jugendliche Chancen und Spielräume nutzen, die der Markt weiterhin bietet. Viele Unternehmen engagieren sich stark: Sie nehmen an Messen teil, veranstalten Bewerbertage, zeigen Präsenz in Schulen und vermarkten ihre Angebote auf Social Media. Nur durch dieses Zusammenspiel aller Partner kann das hohe Ausbildungsniveau in der Region gehalten werden – ein entscheidender Beitrag gegen den demografischen Trend.
Top-Berufe und Trends
Die Top 10 der Berufe von Seiten der Bewerberinnen und Bewerber wird, wie in den Vorjahren, von kaufmännischen Tätigkeiten angeführt. Es folgen Berufsbilder wie der Kraftfahrzeugmechatroniker oder der medizinische Fachangestellte, die bevorzugt von den jungen Menschen gewählt werden. Besonders viele offene Ausbildungsstellen gibt es im Einzelhandel, im Bereich Kfz-Technik und im Lagerwesen. Nach einem Rückgang zeigt sich außerdem ein neues Stellenwachstum in der Metallerzeugung und -verarbeitung. Gleichzeitig kommt dem kaufmännischen Bereich weiter ein hohes Interesse zu – hier gibt es deutlich mehr Bewerber als gemeldete Stellen. Das Interesse an „grünen Berufen“ wie dem Elektroniker, dem Anlagenmechaniker oder im Bereich der Holzbe- und verarbeitung ist ungebrochen.

Regionale Unterschiede
Im Kreis Olpe zeigt sich auch in diesem Jahr ein traditionell starker Bewerbermarkt, eine Entwicklung die bereits vor 15 Jahren begann. Auch in diesem Jahr wieder mehr Jugendliche, aber weniger gemeldete Ausbildungsstellen. Unversorgte Bewerber finden sich hier vor allem in kaufmännischen Berufen, während in der Fertigung wieder mehr Stellen seitens der Betriebe angeboten werden. Im Kreis Siegen-Wittgenstein öffnet sich die Schere zwischen Bewerbern und Stellen seit etwa 10 Jahren. Viele offene Stellen finden sich im Handel.
Stephanie Krömer bilanziert: „Ein anspruchsvolles Ausbildungsjahr liegt hinter Jugendlichen, Unternehmen und allen Partnern am Markt. Nur durch gemeinsames Engagement lässt sich das Ausbildungsniveau halten und den Herausforderungen begegnen. Die duale Ausbildung bleibt der Schlüssel zur Fachkräftesicherung in der Region. Nutzen sie die Chancen, schöpfen sie Spielräume aus und nehmen sie Unterstützung an – denn Ausbildung lohnt sich für beide Seiten.“