Erfolgsgeschichten

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Eine inspirierende Geschichte: Mutter von drei Kindern wird Erzieherin

Janin Petzold ist dreifache Mama und erfüllt sich gerade ihren eigentlichen Berufswunsch: Sie wollte schon immer Erzieherin werden. Dafür drückt die Ducherowerin gerade wieder die Schulbank und fährt wochentags ins über 50 Kilometer entfernte Neubrandenburg zur Trainings- und Fortbildungsakademie, kurz tfa. "Ich habe mein Ziel vor Augen und kämpfe dafür!", sagt sie.

Mit 15 Jahren erwarb Janin Petzold zunächst ihren Hauptschulabschluss und absolvierte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Danach arbeitete sie in verschiedenen Berufen - als Servicekraft im Gastgewerbe, Helferin im Verkauf, Kassiererin und zuletzt als Kurierfahrerin. "Arbeitslosigkeit kam für mich nie infrage", sagt die 36-Jährige. Im Mai 2022 befand sie sich mit ihrem dritten Kind in Elternzeit. "Bis dahin bekam ich Job und Familie immer gut unter einen Hut. Aber als Post- und Zeitungszustellerin waren Nachtschichten unumgänglich. Das war für mich mit einem Kleinkind zu Hause nicht mehr machbar." Noch während der Elternzeit suchte sie den Kontakt zur Arbeitsagentur. "Das Gespräch mit der Beraterin hat mir sehr geholfen. Sie sprach mir Mut zu, meinen ursprünglichen Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, weiter zu verfolgen und sie zeigte mir verschiedene Berufswege auf." Die Berufsberaterin Stefanie Ehrhardt erinnert sich: "Frau Petzold berichtete mir, dass sie sich seit ihrer Ausbildung von Stelle zu Stelle hangelte und die letzten Jahre als Kurierfahrerin im Nachtdienst tätig war. Aufgrund der neuen Familiensituation wünschte sie sich mehr Kontinuität. In der Beratung ging es daher darum, wie ihr ein Wechsel in ein pädagogisches Berufsfeld gelingen kann." Weil die Ducherowerin mit ihrem Abschluss als Hauswirtschafterin die mittlere Reife erwarb, war die Ausbildung zur Erzieherin eine von verschiedenen Möglichkeiten, über die sich Janin Petzold nach dem Gespräch Gedanken machte. Sie besuchte die Ausbildungs- und Jobmesse in Anklam (AJA), um sich direkt bei Unternehmen und Bildungsdienstleistern über Arbeits- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu informieren. Nachdem sie verschiedene Informationen zusammengetragen und Gespräche mit ihrer Familie sowie der Berufsberaterin geführt hat, stand für sie fest: "Ich werde staatlich anerkannte Erzieherin." Das bedeutet, dass man Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre betreuen darf. Die Finanzierung der Ausbildung übernimmt die Arbeitsagentur. "Da Frau Petzold nie in ihrem erlernten Beruf gearbeitet hat, ist die Ausbildung als Erzieherin ein guter Weg, um dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", erläutert die Berufsberaterin Ehrhardt.

"Die Ausbildung zur Erzieherin ist sehr anspruchsvoll und erfordert viel Fleiß", weiß Bianca Besse. Sie ist Dozentin und stellvertretende Schulleiterin an der tfa Neubrandenburg und begleitet Janin Petzold seit dem Beginn ihrer Ausbildung. Bianca Besse lobt die Einsatzbereitschaft ihrer Schülerin sowie ihren unermüdlichen Willen, auch in stressigen Zeiten ihr Bestes zu geben. "Frau Petzold überzeugt mit Fleiß, Wille und Motivation. Sie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit harter Arbeit und Organisationstalent inmitten von familiären Verpflichtungen eine Ausbildung absolvieren kann."

Um das Pensum bewältigen zu können, übernehmen vor allem ihr Mann und ihre Mutter viele Aufgaben und Wege mit den Kindern. "Trotzdem habe ich oftmals nur abends Zeit zum Lernen." Neben den praxisnahen Fächern, in denen unter anderem auch Gitarre unterrichtet wird, stehen allgemeinbildende Fächer wie Mathematik auf dem Stundenplan. Hier bereitete vor allem die Differenzialrechnung einigen Schülerinnen und Schülern Kopfzerbrechen. "Auch der Umgang mit digitalen Medien wird hier gelehrt", ergänzt die Dozentin. "Alle bekommen ihren eigenen Laptop und lernen von Beginn an, Elternbriefe, Listen und Portfolios digital zu erstellen."

Im Sommer stehen für Janin Petzold die letzten Prüfungen an. Wo sie danach anfängt, steht noch nicht fest. Bianca Besse macht sich keine Sorgen um ihre Schützlinge: "Erzieherinnen und Erzieher werden in allen Einrichtungen gesucht."

 

(Quer-)Einstieg zur Ausbildung Erzieher/in?

Sehr viele Beratungssuchende informieren sich nach Wegen in den Beruf der Erzieherin/des Erziehers.

Einer, der diesen Schritt beriets gegangen ist, ist Frank Lesske. Der gebürtige Braunschweiger hat sich noch im Alter von 58 Jahren für einen beruflichen Neustart entschieden. "Ich habe nach Studium und Promotion 30 Jahre lang an der Uni Magdeburg gearbeitet. Irgendwann kam aber der Moment, an dem ich eine Veränderung brauchte."

Im Internet stieß er auf das Angebot der Arbeitsagentur, die seit einiger Zeit eine spezielle Berufsberatung für Beschäftigte anbietet. "Mit meinem Berater habe ich viele Optionen diskutiert - das Handwerk oder der Bereich Elektrik gehörte auch dazu. Aber irgendwann musste eine finale Entscheidung getroffen werden. Und da viel meine Wahl auf die Ausbildung zum Erzieher. Ich wollte immer etwas mit Menschen machen. Aber in meinem alten Job wurde das immer weniger. Deshalb bin ich froh über meine Entscheidung und freue mich auf die neuen Herausforderungen."

Seit dem 1. September ist er bei der Diakonie - Rostocker Stadtmission angestellt und absolviert berufsbegleitend im "Sonnenkinderhaus" die Ausbildung. Für Frank Lesske gehört dazu nicht nur eine berufliche Veränderung: Mit seiner Familie zog er aus Magdeburg an die Küste. Seine Tochter absolviert im Übrigen auch eine Ausbildung zur Erzieherin. Beide werden also in den nächsten Jahren zusammen die Schulbank drücken. Fühlt sich das komisch an? "Nein! Ich denke, wir sind nie zu alt, noch etwas Neues zu lernen. Daher möchte ich auch allen Menschen Mut machen, über ihre berufliche Zukunft nachzudenken, auch dann, wenn man schon lange im Berufsleben steckt."

Er hat nach Fehlversuchen den richtigen Job gefunden

Einen glatten Karriereweg nahm Jonas Schuchmilski nicht gerade. Den Schalter umgelegt hat die Erfahrung, gefordert und gefördert zu werden. Nun steht eine neue Herausforderung an.

Ohne ein freundliches "Hallo" geht Jonas Schuchmilski nicht durch seinen Einkaufsmarkt. Wenn Kunden eine gewünschte Ware nicht finden können oder sich nach Werbe - Angeboten erkundigen, gibt's zur passenden Auskunft auch gern mal eine gutgelaunte Bemerkung obendrauf. Der 25-Jährige mag seine Arbeit - die ursprünglich gar nicht sein Traumberuf war, ihm aber längst nicht nur Spaß macht, sondern demnächst auch einen weiteren Karriereschritt beschert.

Die erste Ausbildung war nicht die richtige

Dabei war ein geradliniger Aufstieg dem jungen Mann aus Altentreptow nicht wirklich beschieden. Einen sozialen Beruf hatte er nach der Schule eigentlich im Sinn gehabt, doch die begonnene Ausbildung zum Ergotherapeuten war nicht das Richtige für ihn. So entschied er sich zunächst für den Bundesfreiwilligendienst an einer Förderschule, erwog schließlich eine Zukunft als Sozialassistent.

Zum Geldverdienen begann er indessen erst mal bei der Supermarktkette Netto - dem schwarzen, wie man hierzulande sagt, um das in Stavenhagen ansässige Unternehmen mit dänischen Wurzeln von einem "andersfarbigen" Discounter zu unterscheiden - als Aushilfe zu arbeiten. Als er gefragt wurde, ob er sich dort nicht auch eine Ausbildung vorstellen könne, sprach dafür neben seinem Faible für Mathematik auch das Gefühl, mit mittlerweile Anfang 20 endlich mal einen Abschluss in der Tasche haben zu wollen.

Inneren Schweinehund besiegt

Dass dabei wiederum aller Anfang schwer war, habe vor allem "am inneren Schweinehund" gelegen, sagt Jonas Schuchmilski heute. "Aber wir haben sein Potenzial gesehen", merkt seine damalige Ausbilderin und Marktleiterin Melanie Laase an. Tatsächlich führte die vielbeschworene Formel "Fordern und Fördern" dazu, dass der Knoten platzte.

Früher als die meisten Azubis wurde Jonas als Schichtleiter eingesetzt - und von den Kollegen schnell respektiert, wie Melanie Laase betont, während der junge Mann die Komplimente an das "Top-Team" seiner damaligen Einsatzfiliale in der Neubrandenburger Lindenstraße weitergibt. Die Verantwortung und das damit erwiesene Vertrauen weckten den Ehrgeiz, die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann vorzeitig zu beenden. Kaum war das geschafft, wurde ihm auch schon eine Marktleitung übertragen.

Berufsberatung speziell für Berufstätige

"An der Verantwortung bin ich gewachsen", bekundet Jonas Schuchmilski, der inzwischen selbst einen Ausbilderschein hat und an seinem Beruf die Mischung aus der körperlichen Arbeit im Markt und der Kopfarbeit im Büro schätzt. Doch er wollte noch ein bisschen weiter, ließ sich daher bei der Arbeitsagentur beraten, die unter dem Titel "Vorankommen in MV" eine Berufsberatung etabliert hat für Menschen, die sich im Erwerbsleben verändern oder weiterentwickeln wollen.

Als BWLer womöglich? Als Wirtschaftsfachwirt? Aus gründlichen Beratungsgesprächen kristallisierte sich schließlich eine Aufstiegsfortbildung zum Bilanzbuchhalter heraus, die der 25-Jährige neben einer 30-Stunden-Arbeitswoche in Angriff nahm.

Wieder erwartete ihn ein schwieriger Start inmitten von Zahlen und Gesetzen. "Aber es machte bald Spaß zu verstehen, wie Steuer- und Handelsrecht funktionieren und hinter die Kulissen zu gucken", erzählt er. Überdies biete ihm der Abschluss breitgefächerte Einsatzmöglichkeiten im Finanz- und Rechnungswesen.

Von der Pike auf gelernt

Nutzen wird er sie indessen in jedem Unternehmen, das ihm den bisherigen Weg ermöglicht hat und ihm nun eine neue Herausforderung vorschlägt: Als Regionalverkaufsleiter soll Jonas Schuchmilski noch in diesem Herbst die Verantwortung für rund ein Dutzend Filialen in Leipzig übernehmen.

"Da wird er sich beweisen", ist Melanie Laase überzeugt. Inzwischen selbst Regionalverkaufsleiterin im Neubrandenburger Raum, hält sie große Stücke auf ihren einstigen Azubi, der übrigens einen ähnlichen Weg genommen hat wie sie selbst. "Das ist unser Vorteil, im Markt angefangen und alles von der Pike auf gelernt zu haben", sagt sie. So wüssten die Kolleginnen und Kollegen zu schätzen, wenn die Chefs aus eigener Erfahrung sprechen und "nie vergessen, wo wir herkommen".

Aufstieg aus den eigenen Reihen

Auch Netto-Vertriebsdirektor Jens Wagner liegt viel daran, Führungskräfte aus den eigenen Reihen zu gewinnen: "Rund zwei Drittel unserer Regionalverkaufsleiter waren schon vor dieser Aufgabe bei uns", sagt er. Um in allen Bereichen Berufsnachwuchs zu gewinnen, sei das Unternehmen unter anderem in sozialen Medien präsent und stelle sich auch bei Ausbildungsmessen wie jüngst den "KarriereWelten" in Neubrandenburg vor.

Denn obwohl der Einzelhandel laut den Befragungen der Arbeitsagentur bei Schulabgängern eine der begehrtesten Branchen ist, "rennen uns Bewerberinnen und Bewerber nicht gerade die Bude ein", stellt Wagner fest. Lange Öffnungszeiten, Schicht- und Wochenendarbeit würden abschrecken, trotz überdurchschnittlicher Ausbildungsvergütung. Sich durch ein Praktikum oder einen Aushilfsjob einen Eindruck vom Beruf zu verschaffen, könne sehr hilfreich sein, wirbt Wagner. Das habe auch rund die Hälfte der 130 jungen Leute getan, die zum Ausbildungsstart in diesem September beim "schwarzen" Netto gestartet seien.

Für Jonas Schuchmilski hat sich dieser Weg ebenfalls als der richtige erwiesen; als einer, der ihn immer wieder vorangebracht hat und nun noch weiter bringt - samt dem willkomenen "Abenteuer, mal aus Mecklenburg-Vorpommern rauszukommen".