Die Arbeitslosigkeit ist im Bezirk der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest (Stadt Suhl, Landkreis Sonneberg, Landkreis Wartburgkreis, Stadt Hildburghausen, Landkreis Schmalkalden-Meiningen) im November 2024 gesunken. 11.837 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 215 Personen weniger (-2 Prozent) als im Oktober, aber 671 Personen bzw. 6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug 5,2 Prozent und lag mit 0,1 Prozent unter dem Vormonatsniveau. Vor einem Jahr lag sie bei 4,9 Prozent.
Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Südwestthüringer Arbeitsagentur, schätzt die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes als beunruhigend ein.
Zitat:„Wir verzeichnen bereits mehr Zugänge aus Erwerbstätigkeit als Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit. Im Verlauf der kommenden Monate rechnen wir mit erheblichen Zugängen konjunktureller Arbeitslosigkeit. Diesen Anstieg erwarten wir unabhängig von den jährlich wiederkehrenden Zuwächsen aus den witterungsbedingten Außenberufen,“.
Im vergangenen Monat meldeten sich insgesamt 2.415 Personen arbeitslos. Davon kamen 891 Personen direkt aus Erwerbstätigkeit. 2.616 Menschen beendeten ihre Arbeitslosigkeit, davon nahmen 747 eine Erwerbstätigkeit auf.
Personengruppen
6.788 Männer waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, das sind 16 (0,2%) weniger als im Vormonat. 57,3% beträgt der Anteil der Personengruppe am gesamten Bestand. 42,7% aller Arbeitslosen sind Frauen (5.049). Ihr Anteil reduzierte gegenüber dem Vormonat um 3,8 Prozent (199). Abgänge in frauentypischen Berufsfeldern, wie im Handel, den Gesundheitsberufen und Berufen in Unternehmensführung und – organisation erklären diesen Rückgang.
10 Prozent aller Arbeitslosen (1.177) sind unter 25 Jahren. Ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vormonat um 7,8% (100). Gegenüber dem November des letzten Jahres stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 13%.
Zitat:„Die Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit ist schon allein aufgrund der demographischen Entwicklung von enormer Bedeutung,“,
betont Gold. Lösungsansätze sieht Gold insbesondere in der Aktivierung des Personenkreises und in der Förderung von Schul- bzw. Berufsabschlüssen. 4.599 Menschen über 50 Jahre und älter waren im November 2024 arbeitslos gemeldet. Das sind 107 (2,3%) weniger als im Vormonat, aber 243 (5,6%) mehr als vor 12 Monaten. Ihr Anteil am gesamten Bestand beträgt 38,9%. Der Anteil (34,7%) an langzeitarbeitslosen Menschen (4.102) blieb zum Vormonat gleich, gegenüber dem Vorjahresmonat stieg der Anteil um 341 Betroffene (9,1%). Leicht rückläufig (2,2%) ist der Anteil an schwerbehinderten Menschen. So waren im Berichtsmonat 956 Betroffene arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg deren Anteil um 7,9% (70). 2.480 Ausländer waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet, das sind 78 (3%) weniger als im Vormonat.
Zitat:„Abgänge in Beschäftigung sind durchaus realistisch. Jüngsten Statistiken zeigen Zuwächse von ausländischen versicherungspflichtig Beschäftigten. Zuletzt wuchs deren Anteil im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,9 Prozentpunkte,“
so Gold.
Entwicklung in den Regionen
Die Arbeitslosenquote innerhalb der Südwestthüringer Regionen hat sich minimal verändert. In der Stadt Suhl und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sank die Quote jeweils um 0,2% und liegt bei 6,8% bzw. 4,7%. Im Wartburgkreis und im Landkreis Sonneberg verringerte sich die Quote um 0,1% und liegt bei 5,4% bzw. 4,9%. Im Landkreis Hildburghausen bleib die Quote bei 4,7% konstant.
Arbeitsmarkt
Die Unternehmen suchen weiterhin Mitarbeitende: 677 Stellen wurden im November neu gemeldet (66 mehr als im Vormonat und 101 mehr als vor einem Jahr). Die meisten freien Stellen gibt es aktuell in den Branchen sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, Verarbeitendes Gewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel Instandhaltung und Reparatur von Kfz, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Baugewerbe. Zwei Drittel der Stellen wurden durch Arbeitnehmerüberlassung (25 %), Verarbeitendes Gewerbe (19 %), das Gesundheitswesen und den Handel (je 11 %) gemeldet. Im Berichtsmonat wurden 795 Stellenabgänge registriert, das sind 110 bzw. 16,1 % mehr als im Vormonat gezählt wurden. Denkbar sind neben der Besetzung von Stellen auch die Stornierung von Vermittlungsaufträgen. Als besorgniserregend wird der Rückgang von ansässigen Betriebsstätten bewertet. So zählten in der jüngsten Erhebung (Datenstand März 24) 10.655 Betriebe mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person zum Bestand. Das sind im Vergleich zum Vorjahresmonat 313 (3%) weniger ortsansässige Unternehmen.
Zitat:„Betroffen sind überwiegend Betriebe mit bis zu 9 Beschäftigten. Diese Unternehmensstruktur stellt eine der tragenden Sektoren und damit das wirtschaftliche Rückgrat Südwestthüringens dar. Abgänge verzeichnen wir zwar bei alle Betriebsgrößenklassen, aber nicht in diesem Umfang,“
, weiß Gold. Betriebsschließungen können auf unterschiedlichen Gründen basieren, wie beispielweise aufgrund der anhaltenden Rezession, aber auch fehlender Nachwuchs kann zu einer Geschäftsaufgabe führen. Die Thüringer Fachkräftestudie geht schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung von einem erheblichen Missmatsch aus. Dabei kommen in den nächsten zehn Jahren auf 100 Renteneintritte nur noch 49 Nachwuchskräfte. Derzeit signalisieren Betriebe und Einrichtungen noch eine hohe Nachfrage an Arbeitskräften, diese Entwicklung bleibt abzuwarten. Aktuell befinden sich 3.693 freie Stellen im Bestand der Arbeitsagentur. 75 Prozent der gemeldeten Stellen entfallen auf Fachkräfte und Spezialisten.
Entwicklung in den Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit) lag die Arbeitslosigkeit bei 4.871 Personen (82 Personen weniger als im Vormonat, aber 543 Personen mehr als vor einem Jahr). Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter) waren 6.966 Arbeitslose registriert (133 Personen weniger als im Vormonat, aber 128 Personen mehr als im Vorjahr). Durch die Träger der Grundsicherung (Jobcenter) wurden 59 Prozent aller Arbeitslosen betreut. Die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III erhöhte sich konjunkturell bedingt zum Vorjahr um 13%, in der Grundsicherung belief sich der Anstieg auf +2,0 %. Insbesondere durch die Aufnahme ukrainischer Geflüchteter wuchs der Strukturanteil arbeitsloser Personen im Rechtskreis SGB II auf 59 % an. In der Grundsicherung (Jobcenter) sank die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Vorjahresvergleich um 215 (entspricht -2 Prozent) auf insgesamt 9.969. 12.644 Personen bezogen Bürgergeld, das waren 270 Personen weniger (-2 Prozent) als vor einem Jahr.