Kaum positive Zeichen am Arbeitsmarkt in Südwestthüringen.

Langzeitarbeitslosigkeit nimmt zu

01.07.2025 | Presseinfo Nr. 20

Eine wichtige Voraussetzung, um die seit Jahren schwächelnde Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, wären positive Signale aus der Politik. Momentan ist von einem Aufschwung, speziell im Südwesten Thüringens, noch nichts zu spüren. Im Gegenteil – die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bescheinigen eher einen schlechten Zustand des hiesigen Arbeitsmarktes.

Zitat:

„Der Rückgang der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf einen Wert von 5,5 % im Monat Juni ist zwar scheinbar ein kleines positives Zeichen“

analysiert Wolfang Gold, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest, 

Zitat:

„der Rest der Arbeitsmarktindikatoren spricht aber unverändert für eine anhaltende Rezession in unserer Wirtschaft. Der leichte Aufschwung im letzten Monat war nur ein jährlich wiederkehrender saisonaler Effekt, wirklich verbessert hat sich seitdem nichts. Wenn man dann noch bedenkt, dass sich der Bestand der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk innerhalb eines Monats um ganze 1.499 Personen auf einen Bestand von 152.938 reduziert hat, ist die Arbeitslosenquote von 5,5 % kein Anlass zum Jubeln. Vor einem Jahr standen noch 155.469 Bürger in Lohn und Brot, das ist ein Rückgang von 1,6 %.“

Aktuell sind 12.567 Personen von Arbeitslosigkeit betroffen, immerhin 183 weniger als im Mai 2025 bei einem Rückgang von 1,4 %. Genau vor einem Jahr gab es im Agenturbezirk nur 11.906 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote betrug im Juni des Vorjahres 5,2 %.

Der Arbeitsmarkt ist unabhängig von der wirtschaftlichen Situation ständig in Bewegung. Im Juni gab es 2.389 neue Zugänge in Arbeitslosigkeit, davon kamen 837 Personen direkt aus der Erwerbstätigkeit. Abgänge aus der Arbeitslosigkeit wurden 2.546 ausgezählt, davon konnten 863 Arbeitslose wieder in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit einmünden.

Dennoch bietet sich insgesamt ein ungünstiges Bild. Die Zugänge in Arbeitslosigkeit lagen zwar gegenüber dem Monat Mai um 151 Personen und 15,3 % unter dem Vormonatsniveau, dafür aber um 8,3 % über dem Vorjahressniveau mit einem Wert von 786 neuen Arbeitslosen. Gegenüber dem Vormonat ist es 65 Personen weniger gelungen, wieder aktiv in den Arbeitsmarkt zurück zu kommen (-7,0 %). Im Jahr 2024 konnten im selben Zeitraum 77 Betroffene (9,8 %) wieder in Arbeit einmünden.

Aus den Südwestthüringer Unternehmen kamen im Juni 569 Meldungen von neuen Arbeitsstellen. Das sind 64 Zugänge weniger als im Mai (-10,1 %) und ganze 210 Stellen weniger als im Vergleichszeitraum 2024 (-27,0 %). Offene Stellen werden durch die Unternehmen derzeit insgesamt 3.538 offene Stellen angezeigt, das sind 450 Stellen weniger als in 2024 (-11,2 %).

Trotz dieser ungünstigen Bedingungen am Arbeitsmarkt versucht die Agentur für Arbeit laufend, mit geeigneten Maßnahmen arbeitslose Frauen und Männer beruflich einzugliedern, weiterzubilden, die Aufnahme von Erwerbstätigkeiten zu fördern sowie mit speziellen Maßnahmen Beschäftigung zu schaffen. Die Unterbeschäftigungsquote liegt um 1,2 % höher gegenüber dem Vorjahr.

Die Zahlung von Kurzarbeitergeld als Lohnersatzleistung ist ein weiteres Mittel, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Speziell das konjunkturelle Kurzarbeitergeld wird derzeit in Südwestthüringen verstärkt in Anspruch genommen. Derzeit wurde Kurzarbeit von 32 Arbeitgebern angezeigt, 481 Personen waren von den konjunkturellen Schwierigkeiten betroffen. Mit der Zahlung von Kurzarbeitergeld bleiben den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ihre Arbeitsplätze erhalten und den Betrieben ihre bewährten Arbeitskräfte in der Hoffnung, bald wieder zum Normalgeschäft übergehen zu können.

 

Personenkreise

Von allen 12.567 arbeitslos gemeldeten Personen sind 7.283 (58,0 %) männlich. Dieser Bestand ist gegenüber dem Vormonat um 102 Personen und -1,4 % leicht gesunken, liegt aber um 531 Männer (7,9 %) über dem Wert im Vorjahr. 5.284 Frauen sind derzeit arbeitslos (42,0 %), das sind zwar 81 Personen weniger als im Mai, aber 130 Frauen mehr als im Vorjahresmonat. 

Arbeitslose junge Menschen unter 25 Jahren wurden im Juni 1.213 ausgezählt. Auch in dieser Personengruppe ist ein leichter Rückgang von 32 Personen gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen (-2,6 %). Im Mai 2024 war allerdings der Bestand mit 1.119 Jüngeren um 94 Personen (-8,4 %) niedriger.

Zitat:

„Infolge der anhaltenden Stagnation am Arbeitsmarkt vermerken wir aber auch einen permanenten Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit“, 

konstatiert Agenturchef Wolfgang Gold. 

Zitat:

„Langzeitarbeitslose sind Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. Durch die dauerhaft schlechte Wirtschaftslage gelingt es immer weniger Betroffenen, in angemessener Zeit eine neue Beschäftigung zu finden. Innerhalb eines Jahres ist der Gesamtbestand an Langzeitarbeitslosen um fast 10 % angestiegen.“ 

Speziell im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) fällt der Anstieg mit 15,5 % sehr stark aus. Derzeit sind 630 Personen über ein Jahr ohne Arbeit, 82 mehr als im Juni 2024. Im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) gibt es momentan 3.803 Langzeitarbeitslose. Der Bestandsanstieg von 307 Personen entspricht hier 8,8 %.

Von allen Arbeitslosen haben 4.863 das 50. Lebensjahr vollendet (38,7%). Gegenüber dem Vormonat hat der Bestand um 28 Personen und 0,7 % abgenommen, gegenüber dem Vorjahresmonat sind in diesem Alterssegment 197 Personen mehr (4,2 %) betroffen. Von allen 12.567 Arbeitslosen haben 3.777 das 55. Lebensjahr vollendet (30,1 %). Deren Bestand ist gegenüber dem Vormonat zwar um 28 Personen und 0,7 % rückläufig, liegt aber gegenüber dem Juni 2024 um 224 Personen und 6,3 % über dem Vorjahreswert.

Zitat:

„Gerade auch für die Lebensälteren gestaltet sich die Jobsuche zunehmend schwieriger. Wir können nur an unsere Unternehmen appellieren, bei Einstellungen die langjährigen fachlichen Erfahrungen und Eigenschaften wie Stabilität und Verlässlichkeit ausreichend zu berücksichtigen. An dieser Stelle kann die Agentur für Arbeit unter gegebenen Bedingungen auch mit Eingliederungszuschüssen für Arbeitgeber unterstützen“, 

schließt Wolfgang Gold.

Im Juni 2025 werden 958 schwerbehinderte Menschen als arbeitslos gezählt. Damit ist der Bestand vom Vormonat nahezu gleichgeblieben. Im Vorjahresmonat waren mit 937 Personen 21 Schwerbehinderte und 2,2 % weniger von Arbeitslosigkeit betroffen.

Der prozentuale Anteil der Personengruppe am gesamten Arbeitslosenbestand beträgt 7,6%.

Der Anteil von arbeitslosen Ausländern im Agenturbezirk beträgt nahezu gleichbleibend aktuell 20,3 %. In beiden Rechtskreisen kommen die meisten ausländischen Arbeitslosen aus der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan. 

 

Entwicklung in den Regionen

In Südwestthüringen hat sich die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat minimal reduziert. Der stärkste Rückgang der Arbeitslosigkeit ist derzeit im Landkreis Sonneberg zu verzeichnen, der Wert von 1.531 Arbeitslosen liegt um 80 Personen unter dem Mai und ergibt eine Arbeitslosenquote von 5,3 % (Mai 5,5 %). Der Landkreis Hildburghausen hat eine Arbeitslosenquote von 4,5 % (Mai 4,6 %) und liegt mit 1.467 Arbeitslosen um 52 Personen unter dem Vormonatswert. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ergibt sich mit 3.290 Arbeitslosen eine Quote von 5,3 % (Mai 5,5 %). In dieser Region haben sich 47 Personen weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat. 7 Arbeitslose weniger als im Vormonat gibt es im Wartburgkreis. Mit einem aktuellen Bestand von 4.984 Personen ergibt sich eine Arbeitslosenquote von gleichbleibend 6,0 %. In der Stadt Suhl ist der Bestand von 1.295 Arbeitslosen und die Quote von 7,3 % nahezu unverändert geblieben gegen dem Monat Mai.

Trotz der teilweise leichten Bestandsrückgänge liegen in allen Regionen die aktuellen Bestandszahlen und auch die Arbeitslosenquoten vom Juni 2025 dennoch fast durchweg deutlich über den Vorjahreswerten.

 

Arbeitsmarkt

Chancen und Grenzen für eine Arbeitsaufnahme lassen sich in den verschiedenen Berufssegmenten am Verhältnis der Arbeitslosenzahlen und der neu gemeldeten Arbeitsstellen ableiten. Ein Austausch am Arbeitsmarkt erfolgt ständig, verändert sich aber permanent auch innerhalb der Branchen und Berufe.

Mit Abstand die meisten Arbeitslosen kommen aus den traditionellen Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen, 2.566 Personen sind dort derzeit arbeitslos. Aus den Betrieben dieser Branchen werden zeitgleich nur 1.345 neue Stellen gemeldet. In den Verkehrs- und Logistikberufen gibt es momentan 1.778 Arbeitslose, gleichzeitig aber nur 347 neue Jobangebote der Firmen. Den 1.170 arbeitslosen Personen aus Handelsberufen stehen 274 neue Stellen gegenüber. In Berufen in Unternehmensführung und -organisation sind aktuell 1.060 Personen arbeitslos, parallel dazu entstehen nur 148 neue Stellen.

Den größten Anstieg in der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es im Juni im Bereich der Öffentlichen Verwaltung / Verteidigung / Sozialversicherung / externe Organisationen mit 621 neuen Beschäftigten. Bei den freiberuflichen, wissenschaftlich-technischen und Immobilien-Dienstleistungen kamen 270 Personen neu in Arbeit, im Handel bzw. in der Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen immerhin noch 100.

Massive Stellenverluste sind im verarbeitenden Gewerbe (-2.253), in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (-1.825) sowie in der Arbeitnehmerüberlassung (-996) zu verzeichnen.

 

Ausbildungsmarkt:

Seit Beginn des Ausbildungsjahres bis Ende Juni meldeten sich 1.618 Interessierte als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest. Darunter befinden sich auch 163 Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Die Agentur Thüringen Südwest liegt bei der Bewerbergewinnung zu Ende Juni mit 66 Jugendlichen über dem Niveau des letzten Ausbildungsjahres im Vergleichszeitraum. Verstärkt lassen sich dabei Bewerber in den Altersklassen „Unter 20 Jahre“ (477) und „20 bis unter 25 Jahre“ (91) als potentielle Bewerberinnen und Bewerber registrieren. Aber auch 20 Personen, die älter als 25 Jahre sind, streben eine berufliche Ausbildung an.

Bei den Bewerbern sind die Jungen mit 1.030 Personen und ca. 64 % vertreten, die 588 Mädchen mit ca. 36 %. Die Zahl der weiblichen Bewerberinnen erscheint zunächst niedrig, die Mädchen entscheiden sich aber in stärkerem Maße für weiterführende Schulbesuche und werden damit nicht als Ausbildungssuchende gezählt.

Von den gemeldeten Ausbildungssuchenden verfügen 931 Personen (57,5 %) über einen Realschulabschluss, 416 Personen (25,7 %) haben einen Hauptschulabschluss in der Tasche und 135 Jugendliche (8,3 %) bewerben sich mit einem Abitur auf die offenen Stellen. Der überwiegende Teil von 1.075 Jugendlichen hat die Schule im aktuellen Berufsberatungsjahr beendet, die Übrigen schon in den Vorjahren.

Die aktuell 1.618 Bewerber können sich in Südwestthüringen zwischen 1.916 Berufsausbildungsstellen entscheiden. Davon sind 1.906 betriebliche Ausbildungsstellen und 10 außerbetrieblich. Im Vergleich zum Jahr 2023/2024 meldeten die Betriebe in Südwestthüringen damit 239 Stellen weniger.

Schon jetzt absehbar wird es auch in diesem Jahr nicht gelingen, alle Ausbildungsstellen mit regionalen Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. Rein rechnerisch kommen auf 100 Berufsausbildungsstellen ca. 85 Bewerberinnen und Bewerber.

Marcus Pötzschig, Teamleiter Berufsberatung im Agenturbezirk, ermuntert alle 675 unversorgten Jugendlichen, die derzeit noch ohne Ausbildungsvertrag sind, sich möglichst schnell um einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu bemühen.

Zitat:

„Das Ausbildungsjahr beginnt in der Regel im August. Noch sind 989 Berufsausbildungsstellen unbesetzt und stehen zur Auswahl. Aber auch ein etwas späterer Einstieg in eine Ausbildung ist durchaus noch möglich. Besonders gute Chancen können sich Bewerberinnen und Bewerber vor allem im Verkauf (ohne Produktspezialisierung) ausrechnen, hier sind noch 239 Stellen unbesetzt. In den traditionellen und regional starken Berufen der Metallbearbeitung und der Maschinenbau- und Betriebstechnik sind jeweils noch über 60 Stellen offen. Auch in den zukunftsträchtigen Berufen der Mechatronik und Automatisierungstechnik gibt es noch für 40 Interessenten Ausbildungsstellen in der Region. Gute Chancen hat, wer frühzeitig den Kontakt zu einem Ausbildungsbetrieb sucht und sich so seinen Einstieg in ein erfolgreiches Berufsleben sichert. Unsere Berufsberater stehen gern jederzeit mit ihrem gesamten Beratungsangebot bereit!“

 

Entwicklung in den Rechtskreisen 

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sind derzeit 5.514 Personen arbeitslos (144 Personen weniger als im Vormonat, aber 722 Personen mehr als vor einem Jahr). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) waren 7.053 Arbeitslose registriert (39 Personen weniger als im Vormonat und 61 Personen weniger als im Vorjahr). 

Durch die Jobcenter als Träger der Grundsicherung wurden 56,1 % aller Arbeitslosen betreut.

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften sank um 104 auf 9.844 im Vergleich mit dem Vormonat (-1,0 %), gegenüber dem Vorjahresstand um 495 (-4,8 %).

Der Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sinkt zum Vormonat um 193 Personen auf einen Bestand von 12.383 Personen (-1,5 %). Gegenüber dem Vorjahreswert ist das eine Verringerung um 771 Grundsicherungsempfänger (-5,9 %).