Ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit gestoppt? Eher nicht.

29.08.2025 | Presseinfo Nr. 27

Wolfgang Gold, Chef der Suhler Arbeitsagentur kann für den Bezirk der Agentur Thüringen Südwest keine Entwarnung geben und optimistische Nachrichten verkünden.

Zitat:

„Zwar könne sich die Beschäftigung langsam wieder positiv entwickeln. Derzeit gibt es 12.640 Arbeitslose im Agenturbezirk. Seit dem Monat Juli ist der Bestand an Menschen ohne Arbeit um 104 Personen zurückgegangen. Das hat aber noch nicht ausgereicht, um die Arbeitslosenquote vom Juli zu senken. Sie beträgt nach wie vor 5,6 % und liegt immer noch um 0,2 Prozentpunkte höher als im vergangenen Jahr.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat ist vollständig auf die Entwicklung im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zurückzuführen. Die wirtschaftliche Lage in Südwestthüringen ist unverändert sehr verhalten. Der Rückgang an Aufträgen, permanenter Kostenanstieg, wachsende Bürokratie und Existenzsorgen halten den Druck auf Industrie, Handel und Handwerk weiterhin hoch.

Deshalb möchte ich jetzt im August 2025 noch einmal den Stand von 2023 im gleichen Zeitraum in Erinnerung rufen. Damals lag die Arbeitslosenzahl im Agenturbezirk bei 11.767, also um 873 Personen niedriger, die Arbeitslosenquote betrug 5,1 %. Das macht eigentlich den Ernst der derzeitigen Situation am aktuellen Arbeitsmarkt erst richtig sichtbar!“

Aus den regionalen Unternehmen wird im August ein Zugang von 668 Arbeitsstellen gemeldet. Das ist gegenüber dem Vormonat ein Anstieg von 21 Stellen (+3,2 %) und verglichen mit dem August 2024 ein Zuwachs um 88 Arbeitsstellen und immerhin 15,2 %.

Auch im August nimmt die Arbeitslosigkeit in der Altersklasse von 15 bis unter 20 Jahren überdurchschnittlich zu. Von den Jüngeren und Jugendlichen sind derzeit 420 Personen arbeitslos, das sind 51 mehr als im Juli und entspricht einem Anstieg von 13,8 %.

Der Rückgang des Bestandes um 104 Arbeitslose verteilt sich recht gleichmäßig über die Rechtskreise. Aus dem Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) sind es 58 Personen weniger, um 46 Personen ist der Bestand der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) gegenüber dem Vormonat gesunken.

Der stetige Rückgang des Bestandes an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk ist ein weiterer Umstand, der Agenturchef Wolfgang Gold zunehmend Sorgen bereitet. 

Zitat:

„Erstmals ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Südwestthüringen unter die Zahl 151.000 gesunken. Im Vergleich mit dem Juli hat sich die Zahl der Menschen in Arbeit um weitere 237 Personen auf einen Bestand von 150.912 reduziert. Mit einer Veränderung von -2,1 % gegenüber dem Vorjahr ist das der höchste Rückgang im Land Thüringen. Gründe dafür können liegen in Altersabgängen, Veränderungen der Arbeitsorte nach außerhalb des Bundeslandes, aber auch vermehrt im Abbau von Stellen, Insolvenzen oder Betriebsaufgaben in der heimischen Wirtschaft.“

Die Zugänge von 2.594 Personen in Arbeitslosigkeit sind gegenüber dem Monat Juli um 238 Personen (-8,4 %) zurückgegangen, liegen aber noch um 43 (+1,7 %) über dem Wert des Vorjahresmonats. Direkt aus der Erwerbstätigkeit kamen 942 Personen, 696 Personen aus Ausbildung und sonstigen Maßnahmen.

Abgänge aus Arbeitslosigkeit wurden im August 2.692 gezählt, 56 mehr als im Juli (+2,1 %), aber 136 Männer und Frauen weniger als im August 2024 (-4,8 %). Davon konnten nur 839 Personen wieder in eine Erwerbstätigkeit einmünden, 585 Personen davon gingen in Ausbildung oder in Maßnahmen der Arbeitsförderung. Nach wie vor kehren weniger Arbeitslose unmittelbar in den Arbeitsmarkt zurück als sie anderswo in Arbeitslosigkeit geraten.

Mit den neu gemeldeten 668 Arbeitsstellen in Südwestthüringen steht derzeit ein Bestand von 3.496 offenen Arbeitsstellen zur Besetzung bereit. Das sind 7 Stellen mehr (+0,2 %) als im Juli, aber 268 Stellen weniger (-3,7 %) als im Vorjahreszeitraum.

Im August 2025 wurde von Arbeitgebern in Südwestthüringen 17 Mal konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, dabei waren 250 Personen von den aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen. Besonders drastisch ist dabei die Situation im Wartburgkreis mit mehr als der Hälfte aller KuG-Anzeigen und über 150 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die konjunkturellen Probleme lagen im August klar im verarbeitenden Gewerbe mit Unternehmen der Elektrotechnik, Metall- sowie der Stahlindustrie.

Personenkreise

Unter den 12.640 arbeitslos gemeldeten Personen sind 7.207 (57,0 %) männlich. Der Bestand von 6.916 Männern vom Vorjahr wird aktuell um 291 übertroffen (+2,9 %). Der Bestand an 5.433 arbeitslosen Frauen hat einen Anteil von 43 % am Gesamtbestand. Im August 2024 waren mit 5.363 Frauen 70 weniger arbeitslos (-1,4 %). Im August wurden 1.395 junge Menschen unter 25 Jahren als arbeitslos gezählt. In dieser Personengruppe ist der Bestand gegenüber dem Vormonat um 79 Personen angestiegen (+6,0 %). Gegenüber dem August 2024 liegt der Bestand um 53 Jüngere (+3,9 %) höher. Von allen 12.640 Arbeitslosen gelten im August 4.353 als langzeitarbeitslos und sind bereits ein Jahr oder länger ohne Beschäftigung. Das sind aktuell 34,4 % des Bestandes, gegenüber dem Juli vollzog sich ein leichter Rückgang um 40 Personen (-0,9 %). Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) gelten derzeit 646 Personen als langzeitarbeitslos, 11 mehr als im Vormonat mit einem Anstieg von 1,7 %. Der Augustwert liegt damit um 104 Personen höher als im Vorjahr (+19,2 %). Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) gibt es im August 3.707 Langzeitarbeitslose. Hier hat sich der Bestand um 51 Personen verringert (-1,4 %). Diese Zahl liegt aber um 154 Leistungsberechtigte und 4,3 % höher als im Vorjahresmonat. Von den 12.640 Arbeitslosen im August zählen haben 4.767 zu den Lebensälteren und haben bereits das 50. Lebensjahr vollendet (37,7 %). Gegenüber dem Vormonat und auch dem Juli 2024 ist der Bestand nahezu konstant geblieben. 3.758 Arbeitslose sind älter als 55 Jahre (29,7 %). Dieser Bestand hat sich gegenüber dem Vormonat um 96 Personen reduziert (-2,0 %), liegt aber gegenüber dem August 2024 um 77 Personen und 1,6 % über dem Vorjahreswert.

Aus dem Gesamtbestand der Arbeitslosen wurden im August 965 Menschen mit Behinderung gezählt. Die Zahl ist im Vergleich zum Vormonat um 14 Personen (-1,4 %) leicht gesunken und liegt nahezu auf Vorjahresniveau. Die Menschen mit Behinderung sind mit einem Anteil von 7,6 % am gesamten Arbeitslosenbestand vertreten.

Die Zahl ausländischer Arbeitsloser ist in Südwestthüringen entgegen dem Landestrend in Thüringen gestiegen. Im Agenturbezirk sind derzeit 2.540 Ausländer arbeitslos, 37 mehr als im Vormonat (+1,5 %). Der Anteil ausländischer Arbeitsloser ist von 19,6 % im Juli auf jetzt 20,1 % angestiegen.

 

Entwicklung in den Regionen

Im gesamten Agenturbezirk Thüringen Südwest ist die Arbeitslosenquote bei einem leichten Rückgang der Arbeitslosenzahl im Vormonatsvergleich konstant geblieben.

Einen vernehmlichen Rückgang der Arbeitslosenzahlen gab es derzeit im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Hier hat der Bestand an Arbeitslosen um 82 Personen (-2,5 %) abgenommen, derzeit sind 3.242 Personen ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich von 5,2 % im Juli auf derzeit 5,0 %.

Im Wartburgkreis sind derzeit 5.117 Arbeitslose verzeichnet, der Wert hat sich gegenüber dem Vormonat um 24 Personen (-0,5 %) verringert.  Das ergibt eine Arbeitslosenquote von 6,1 % (im Juli 6,2 %). 

In den Landkreisen Hildburghausen und Sonneberg sind im August jeweils 6 Arbeitslose (+0,4 %) dazugekommen. Die Arbeitslosenquoten haben sich gegenüber dem Vormonat nicht verändert. Der Landkreis Sonneberg hat derzeit 1.521 Arbeitslose und eine Quote von 5,2 %. Im Landkreis Hildburghausen sind im August 1.472 Frauen und Männer ohne Arbeit, die Arbeitslosenquote ist mit 4,5 % die niedrigste im Agenturbezirk.

In der Stadt Suhl leben derzeit 1.288 Arbeitslose, 10 Personen (-0,8 %) weniger als im Juli. Die Quote beträgt aktuell 7,3 % (im Juli 7,4 %).

Der Vorjahresvergleich in den Regionen bietet aber ein deutlich differenzierteres Bild. Im Wartburgkreis hat sich konjunkturell bedingt die Zahl der Arbeitslosen um 423 (+9,0 %) erhöht. Noch im Vorjahr betrug die Arbeitslosenquote dort gerade mal 5,6 %. Speziell in der Wartburgregion konzentrieren sich die erwähnten Unternehmen der verarbeitenden Gewerbe, die von der aktuellen wirtschaftlichen Misere am härtesten betroffen sind. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen gibt es 29 Arbeitslose (+0,9 %) mehr als im August 2024. Die Arbeitslosenzahl im Landkreis Sonneberg liegt jetzt um 23 Personen (-1,5 %) über dem Vorjahresmonat. In der Stadt Suhl ist die Arbeitslosigkeit um 7 Personen (-0,5 %) zurückgegangen. Die positivste Entwicklung gegenüber dem August 2024 gibt es im Landkreis Hildburghausen, dort sind derzeit 107 Personen (-6,8 %) weniger arbeitslos.

Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt erfolgt ständig ein Austausch, Menschen werden arbeitslos, an anderer Stelle eröffnen sich wieder Chancen, in den ersten Arbeitsmarkt einzusteigen. Auch innerhalb und zwischen den verschiedenen Branchen und Wirtschaftszweigen ergeben sich laufend Veränderungen. Am Verhältnis der Arbeitslosenzahlen und der neu gemeldeten Arbeitsstellen lassen sich Chancen und Grenzen für eine Arbeitsaufnahme in den verschiedenen Berufssegmenten ableiten. 

Die größte Anzahl der Arbeitslosen in Südwestthüringen kommt aus den traditionellen Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen, dort sind im August 2.463 Personen arbeitslos. Gleichzeitig werden aus den Betrieben dieser Branchen nur 1.332 neue Stellen gemeldet. In Verkehrsberufen und der Logistikberufen sind im August 1.724 Personen arbeitslos registriert. Dort gibt es allerdings zeitgleich nur 357 neue Jobangebote. Den 1.121 arbeitslosen Frauen und Männern aus Handelsberufen stehen nur 257 neue Stellen gegenüber. 

In keinem Berufssegment stehen derzeit im Agenturbezirk Thüringen Südwest genügend Arbeitsstellen zur Verfügung, um die notwendigen Bedarfe nach Beschäftigung zu decken.

Die Zahlen zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen werden mit einer Wartezeit von 6 Monaten erhoben. Der letzte Datenstand liegt derzeit vor vom Dezember 2024. Danach gab es den größten Anstieg in der Beschäftigung im Bereich der Öffentlichen Verwaltung / Verteidigung / Sozialversicherung / externe Organisationen, danach folgten Berufe aus freiberuflichen, wissenschaftlich-technischen und Immobilien-Dienstleistungen, der Handel sowie Berufe der Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen. Deutliche Stellenverluste wurden im verarbeitenden Gewerbe, in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie sowie in der Arbeitnehmerüberlassung verzeichnet.

Ausbildungsmarkt

Seit Beginn des Ausbildungsjahres bis Ende Juli meldeten sich 1.677 Interessierte als Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest. Darunter befinden sich auch 174 Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Bei der Bewerbergewinnung konnte die Agentur Thüringen Südwest 36 Jugendliche mehr aktivieren als im Schuljahr 2023/24. Der Wert liegt allerdings um 67 Personen unter dem Stand vom Schuljahr 2022/23. In der Altersklasse „Unter 20 Jahre“ haben sich 1.370 Bewerberinnen und Bewerber (81,7 %) registrieren lassen, im Alter von „20 bis unter 25 Jahren“ sind 241 Jugendliche (14,4 %) und 66 Personen (3,9 %) älter als 25 Jahre beim Antritt einer Ausbildung.

Bei den Bewerbern sind die Jungen mit 1.068 Personen und ca. 64 % vertreten, die 609 Mädchen mit ca. 36 %. Die Zahl der weiblichen Bewerberinnen erscheint niedrig, Mädchen entscheiden sich aber in stärkerem Maße für weiterführende Schulbesuche und werden damit nicht als Ausbildungssuchende gezählt.

Von den gemeldeten Ausbildungssuchenden verfügen 922 Personen (55,0 %) über einen Realschulabschluss, 425 Personen (25,3 %) haben einen Hauptschulabschluss in der Tasche und 199 Jugendliche (11,9 %) bewerben sich mit Abitur auf offene Ausbildungsstellen. Der überwiegende Teil von 1.102 Jugendlichen (65,7 %) hat die Schule im aktuellen Berufsberatungsjahr beendet, die Übrigen schon in den Vorjahren.

Die aktuell 1.677 Bewerberinnen und Bewerber können sich in Südwestthüringen zwischen 1.959 Berufsausbildungsstellen entscheiden. Davon sind 1.948 betriebliche Ausbildungsstellen und 11 außerbetrieblich. Im Vergleich zum Jahr 2023/2024 meldeten die Betriebe in Südwestthüringen damit 248 Stellen weniger (-11,2 %).

Auch in diesem Jahr ist es nicht möglich, alle Ausbildungsstellen des Agenturbezirks mit regionalen Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. Rein rechnerisch kommen auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen ca. 86 Bewerberinnen und Bewerber.

Derzeit haben sich schon 1.379 Jugendliche für den Einstieg in eine Berufsausbildung entschlossen und gelten als versorgt. Für die noch 298 unversorgten Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag ist es dennoch nicht zu spät, sich um eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu bemühen. Der reguläre Einstieg ins neue Ausbildungsjahr ist auch im September noch möglich.

Von allen Berufsausbildungsstellen sind derzeit noch 596 unbesetzt und stehen für Bewerberinnen und Bewerber zur Auswahl. Für Kurzentschlossene gibt es immer noch Chancen.  In den regional traditionellen Berufen der Metallbearbeitung werden jeweils noch 49 Auszubildende gesucht. Auch im Maschinenbau und in der Betriebstechnik gibt es noch für 48 Interessenten Ausbildungsstellen in der Region. Für kurzfristige Auskünfte stehen auch stets die Berufsberater der Agentur Thüringen Südwest mit ihrem gesamten Beratungsangebot bereit!

 

Entwicklung in den Rechtskreisen 

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sind derzeit 5.688 Personen arbeitslos, 58 Personen weniger als im Vormonat (-1,0 %) und 629 Betroffene mehr als vor einem Jahr. Das bedeutet einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III von +12,4 % innerhalb des letzten Jahres.

Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) waren 6.952 Arbeitslose gezählt (46 Personen weniger als im Vormonat (-0,7 %) und 268 Personen weniger als im Vorjahr (-3,7 %). 

Durch die Jobcenter als Träger der Grundsicherung (SGB II) werden im August 55,0 % aller Arbeitslosen betreut.

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften sank um 116 (-1,2 %) auf 9.707 im Vergleich mit dem Vormonat, gegenüber dem Vorjahresstand um 602 (-5,8 %).

Der Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sinkt zum Vormonat um 155 Personen (-1,3 %) auf einen Bestand von 12.245 Personen. Gegenüber dem Vorjahreswert ist das eine Verringerung um 853 Grundsicherungsempfänger (-6,5 %).