Die Arbeitslosigkeit sinkt leicht, die Wirtschaft in Südwestthüringen verbleibt im Krisenmodus

30.09.2025 | Presseinfo Nr. 32

Die Arbeitslosenquote ist gesunken, und zwar von 5,6 % im August auf aktuell 5,4 %. Das ist eine gute Nachricht. Der Bestand an Arbeitslosen im Agenturbezirk Thüringen Südwest hat sich um 442 Personen reduziert. In allen Kreisen Südwestthüringens sowie der Stadt Suhl sind im September durchschnittlich 4 % weniger Arbeitslose als im Vormonat verzeichnet.

„Dennoch sprechen die aktuellen Zahlen nicht für eine Entlastung am Arbeitsmarkt oder gar schon einen trendumkehrenden Aufschwung“ befindet Holger Bock, Geschäftsführer Operativ der Suhler Arbeitsagentur. „Der Wert von derzeit 12.198 arbeitslosen Frauen und Männern im Agenturbezirk liegt immer noch um 208 Personen und 1,7 % über dem Vorjahreswert von 11.990, der Anstieg wird vorrangig vom Rechtskreis SGB III getragen. Im September gab es einen Zugang von 969 Personen in Arbeitslosigkeit, dagegen konnten gleichzeitig nur 955 Personen aus Arbeitslosigkeit wieder in Beschäftigung einmünden. Weitere 795 ehemals Arbeitslose sind in Ausbildung oder sonstige Maßnahmen eingemündet. „Das sind 210 Personen mehr als im August, dieser Umstand hängt aber mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres 2025/2026 im September zusammen und ist als saisonaler Effekt zu bewerten.“

Der Zuwachs an gemeldeten neuen Arbeitsstellen ist aktuell sehr gering. Zum Vormonat sind der Agentur nur 56 neue Stellen gemeldet worden, das entspricht einem Bestandszuwachs von nur 0,9 %, im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang von 9,0 %. Die konjunkturelle Lage für Unternehmen in Südwestthüringen ist unverändert. Nach wie vor bestehen alle bekannten Unsicherheiten am Arbeitsmarkt fort.

„Die aktuelle Zahl von 150.863 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gegenüber dem Vorjahr um 3.224 Personen und -2,1 % zurückgegangen. Im Vergleich mit dem Vormonat August ist der Wert zwar nahezu stabil geblieben. Das spricht aber auch dafür, dass die Unternehmen derzeit eher Stellen abbauen bzw. ausgeschiedene Beschäftigte nur zaghaft nachbesetzen, statt zu investieren und neue Arbeitsstellen zu schaffen“ schließt Holger Bock seine aktuelle Arbeitsmarktanalyse.

Aus Unternehmen der Region wird im September ein Zugang von 724 Arbeitsstellen gemeldet. Das ist gegenüber dem Vormonat ein Anstieg von 56 Stellen (+8,4 %) und verglichen mit dem September 2024 ein Zuwachs um 60 Arbeitsstellen und 9,0 %.

Der Rückgang des gesamten Bestandes um 442 Arbeitslose verteilt sich recht gleichmäßig über die Rechtskreise. Aus dem Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) sind es 214 Personen weniger, um 228 Personen ist der Bestand der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) gegenüber dem Vormonat gesunken.

Die Zugänge von 2.620 Personen in Arbeitslosigkeit sind gegenüber dem Monat August um 26 Personen (+1,0 %) angestiegen und liegen etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Direkt aus der Erwerbstätigkeit kamen 969 Personen, 639 Personen aus Ausbildung und sonstigen Maßnahmen.

Abgänge aus Arbeitslosigkeit wurden im August 3.063 gezählt, 371 mehr als im August (+13,8 %), 179 Männer und Frauen mehr als im September 2024 (+6,2 %). Davon konnten nur 955 Personen wieder in eine Erwerbstätigkeit einmünden, 795 Personen davon gingen in Ausbildung oder in Maßnahmen der Arbeitsförderung. Im September kehren wieder mehr Arbeitslose unmittelbar in den Arbeitsmarkt zurück als sie anderswo in Arbeitslosigkeit geraten sind.

Mit den neu gemeldeten 724 Arbeitsstellen in Südwestthüringen steht derzeit ein Bestand von 3.529 offenen Arbeitsstellen zur Besetzung bereit. Das sind 56 Stellen mehr (+8,4 %) als im September, und 90 Stellen mehr (+9,0 %) als im Vorjahreszeitraum.

Personenkreise: 

Unter den 12.198 arbeitslos gemeldeten Personen sind 7.003 männlich (57,4 %). Der Bestand an 5.195 arbeitslosen Frauen hat einen Anteil von 42,6 % am Gesamtbestand. 

Die Arbeitslosigkeit in der Altersklasse von 15 bis unter 20 Jahren geht im September zurück. Von den Jüngeren und Jugendlichen sind derzeit 384 Personen arbeitslos, das sind 36 weniger als im August und entspricht einem Rückgang von 8,6 %.

Junge Menschen unter 25 Jahren wurden im September 1.321 als arbeitslos gezählt. In dieser Personengruppe ist der Bestand gegenüber dem Vormonat um 74 Personen verringert (-5,3 %) und in etwa auf dem Stand des Vorjahres.

Von den 12.198 Arbeitslosen gelten im August 4.278 als langzeitarbeitslos und sind bereits ein Jahr oder länger ohne Beschäftigung. Das sind aktuell 35,1 % des Bestandes, gegenüber dem August vollzog sich ein leichter Rückgang um 75 Personen (-1,7 %). 

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) gelten derzeit 648 Personen als langzeitarbeitslos. Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) gibt es im September 3.630 Langzeitarbeitslose. Auch hier verweilen die Bestände im Vergleich zum Vormonat relativ unverändert. Werden aber die aktuellen Zahlen mit dem Jahr 2024 verglichen, gibt es 111 Personen (+20,7 %) mehr im Rechtskreis SGB III und 103 Personen mehr im Rechtskreis SGB II (+ 2,9 %), die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. 

Von allen Arbeitslosen im September zählen 4.685 zu den Lebensälteren und haben bereits das 50. Lebensjahr vollendet (38,4 %). Gegenüber dem Vormonat ist diese Bestandszahl um 82 (-1,7 %) zurückgegangen, liegt aber im Vergleich mit dem September 2024 um 48 Personen (+1,0 %) höher.

3.671 Arbeitslose sind älter als 55 Jahre (30,1 %). Dieser Bestand hat sich gegenüber dem Vormonat um 46 Personen reduziert (-1,2 %), liegt aber gegenüber dem September 2024 um 106 Personen und 3,0 % über dem Wert des Vorjahres.

Aus dem Gesamtbestand der Arbeitslosen wurden im August 953 Menschen mit schweren Beeinträchtigungen gezählt. Die Zahl ist im Vergleich zum Vormonat um 10 Personen (-1,0 %) leicht gesunken und liegt nahezu auf Vorjahresniveau. Die Menschen mit Beeinträchtigungen sind mit einem Anteil von 7,8 % am gesamten Arbeitslosenbestand vertreten.

Die Zahl ausländischer Arbeitsloser ist in Südwestthüringen gesunken. Im Agenturbezirk sind derzeit 2.375 Ausländer arbeitslos, 165 weniger als im Vormonat (-6,5 %). Der Anteil ausländischer Arbeitsloser ist von 20,1 % im August auf jetzt 19,5 % zurückgegangen.

Entwicklung in den Regionen:

Der Rückgang an Arbeitslosen um 442 Personen und die Reduzierung der Arbeitslosenquote um 0,2 %-Punkte sind relativ gleichmäßig auf die Südwestthüringer Gebietskörperschaften verteilt.

Im Landkreis Hildburghausen gibt es 77 Arbeitslose weniger, das ist ein Rückgang von 5,2 %. Die Arbeitslosenquote beträgt dort 4,3 %.

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sind 76 Menschen weniger arbeitslos (-2,3%) bei einer Arbeitslosenquote von 4,9 %.

Der Landkreis Sonneberg hat mit 61 Arbeitslosen weniger gegenüber dem Vormonat (-4,0 %) eine Quote von 5,0 %.

Ein merklicher Rückgang von 175 Arbeitslosen (-3,4 %) wird im Wartburgkreis verzeichnet, die Arbeitslosenquote beträgt dort 5,9 %. 

In der Stadt Suhl befinden sich 53 Personen weniger in Arbeitslosigkeit (-4,1 %), die Quote errechnet sich in Suhl mit 7,0 %.

Gegenüber dem Vorjahr gibt es in den Regionen zwei markante Unterscheide. Der Wartburgkreis liegt bei der Zahl der Arbeitslosen um 382 Personen über dem Septemberwert von 2024 (+8,4). Im Landkreis Hildburghausen werden 123 Arbeitslose weniger gezählt als im Vorjahr (-8,1 %). In den restlichen Gebieten entspricht der aktuelle Stand etwa dem Vorjahr.

Arbeitsmarkt:

Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt viel Bewegung. Auch innerhalb und zwischen den verschiedenen Branchen und Wirtschaftszweigen ergeben sich fortwährend Veränderungen. Am Verhältnis der Arbeitslosenzahlen und der neu gemeldeten Arbeitsstellen lassen sich Chancen und Grenzen für eine Arbeitsaufnahme in den verschiedenen Berufssegmenten ableiten. 

Die größte Anzahl der Arbeitslosen in Südwestthüringen kommt aus den traditionellen Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen, dort sind im August 2.423 Personen arbeitslos. Gleichzeitig werden aus den Betrieben dieser Branchen nur 1.401 neue Stellen gemeldet. In Verkehrsberufen und der Logistikberufen sind im August 1.732 Personen arbeitslos registriert. Dort gibt es allerdings zeitgleich nur 343 neue Jobangebote. Den 1.087 arbeitslosen Frauen und Männern aus Handelsberufen stehen nur 242 neue Stellen gegenüber. 

In keinem Berufssegment stehen derzeit im Agenturbezirk Thüringen Südwest genügend Arbeitsstellen zur Verfügung, um die notwendigen Bedarfe nach Beschäftigung zu decken.

Die Zahlen zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen werden mit einer Wartezeit von 6 Monaten erhoben. Der letzte Datenstand liegt derzeit vor vom März 2025. Danach gab es den größten Anstieg in der Beschäftigung im Bereich der Öffentlichen Verwaltung / Verteidigung / Sozialversicherung / externe Organisationen mit 548 Stellen, danach folgen Berufe aus freiberuflichen, wissenschaftlich-technischen und Immobilien-Dienstleistungen mit 179 neuen Stellen, der Handel (+85 Stellen) sowie Berufe der Informations- und Kommunikationstechnik (+50 Stellen). Deutliche Stellenverluste wurden im verarbeitenden Gewerbe (-2.215 Stellen), in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie (-2.006 Stellen) sowie in der Arbeitnehmerüberlassung (-841 Stellen) verzeichnet.

Entwicklung in den Rechtskreisen 

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sind derzeit 5.474 Personen arbeitslos, 214 Personen weniger als im Vormonat (-3,8 %) und 611 Betroffene mehr als vor einem Jahr. Das bedeutet einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III von +12,6 % innerhalb des letzten Jahres.

Im Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II) waren 6.742 Arbeitslose gezählt (228 Personen weniger als im Vormonat (-3,3 %) und 403 Personen weniger als im Vorjahr (-5,7 %). 

Durch die Jobcenter als Träger der Grundsicherung (SGB II) werden im August 55,1 % aller Arbeitslosen betreut.

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften sank um 98 (-1,0 %) auf 9.619 im Vergleich mit dem Vormonat, gegenüber dem Vorjahresstand um 597 (-5,8 %).

Der Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sinkt zum Vormonat um 149 Personen (-1,2 %) auf einen Bestand von 12.110 Personen. Gegenüber dem Vorjahreswert ist das eine Verringerung um 857 Grundsicherungsempfänger (-6,6 %).