Barrieren in den Köpfen abbauen und Potenziale behinderter Menschen stärker in den Fokus rücken - der Aufruf der Bundesagentur für Arbeit steht unter dem Motto „Vorurteile behindern – Behinderungen nicht“.
Die aktuelle Auswertung der Arbeitsmarktzahlen zeigt: Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung in Thüringen ist in den vergangenen fünf Jahren nahezu konstant geblieben. 4.939 schwerbehinderte Menschen suchen derzeit eine Beschäftigung – 2020 waren es 4.994. Damit liegt ihr Anteil an allen Arbeitslosen bei 7,0 Prozent (2020: 7,5 Prozent).
Im Jahr 2020 waren im Agenturbezirk Thüringen Südwest im Jahresdurchschnitt unter den Arbeitslosen 1.061 Menschen mit Behinderung, das entspricht 8,8 %. Entgegen dem Landestrend hat sich hier die Zahl der arbeitslosen Behinderten im Zeitraum bis 2025 auf 966 Personen verringert, der Anteil reduzierte sich auf 7,7 %. Trotz dieses erfreulichen Trends erfahren die Betroffenen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin zahlreiche Nachteile und haben es schwer, wieder in Arbeit zu kommen.
Unter den arbeitslosen schwerbehinderten Menschen sind in Südwestthüringen aktuell 54,1 % im Alter von 55 Jahren und älter. Zudem steigt der Anteil der Langzeitarbeitslosen leicht an, von 39,1 % im Jahr 2020 auf 41,8 % im Jahr 2025. Auch der Anteil derjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung nahm leicht zu – von 18,8 % auf 25,3 %.
Gleichzeitig zeigt die Statistik, dass Menschen mit Behinderungen aber häufig gut qualifiziert und hoch motiviert sind. Aktuell verfügen rund 75 Prozent der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium – ein deutlich höherer Anteil als bei der Gesamtzahl der Arbeitslosen mit rund 61 Prozent.
„Es gibt gute Beispiele in unserer Region, bei denen immer wieder behinderte Menschen und Arbeitgeberinnen oder Arbeitgeber zusammenfinden“, erläutert Wolfgang Gold, der Chef der Suhler Arbeitsagentur. „Ein solcher Weg verläuft allerdings nicht geradlinig, sondern braucht viel Unterstützung von vielen Seiten. Da müssen Unternehmen und Arbeitgeber, die Schulen, die Bildungsträger und nicht zuletzt der Arbeitgeber-Service der BA und unsere spezialisierten Reha-Berater in enger Kooperation für die betroffenen Personen Türen öffnen, Wege bereiten und mit Fördermitteln und -möglichkeiten unterstützen. Und das über einen Zeitraum, der manchmal deutlich über eine normale Integration in den ersten Arbeitsmarkt hinausgeht.“
„Oftmals sind aber auch die herkömmlichen Arbeitsplätze für behinderte Personen oder Rehabilitanden nur bedingt oder schlicht gar nicht geeignet. Um hier Lösungen zu finden, verfügt die Agentur für Arbeit über einen eigenen Technischen Beratungsdienst. Diese hochspezialisierten Ingenieure verfügen über ein umfassendes Wissen im Hinblick auf die Auswirkungen unterschiedlichster Behinderungen und deren Anforderungen an Arbeitsplätze. Sie kommen bei Bedarf in die Betriebe und unterstützen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die Menschen mit Schwerbehinderungen oder Rehabilitanden beschäftigen möchten. Sie beraten zum Beispiel zu erforderlichen Anpassungen von Arbeitsplätzen, zur Herstellung der baulichen Barrierefreiheit oder zu technischen oder organisatorischen Hilfsmitteln.“
„Entscheidend an dieser Stelle“, so Gold, „sind stets Arbeitgeber, die sich über Maß für die Zielgruppe der Behinderten engagieren und ihnen eine echte Chance geben. Der zweite Erfolgsfaktor sind aber auch die Menschen, die mit viel eigenem Willen und Disziplin die Chance wahrnehmen, um unter Ausnutzung aller Fördermöglichkeiten ein Jobangebot zu ergreifen und diese Tätigkeit auch nachhaltig ausüben wollen.“
Ein Großteil der schwerbehinderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitet im verarbeitenden Gewerbe, im öffentlichen Dienst oder im Gesundheitswesen. Diese Vielfalt zeigt, dass berufliche Teilhabe gut möglich ist – wenn Rahmenbedingungen und Einstellungen stimmen.
Mit Blick auf den demografischen Wandel ruft die Bundesagentur für Arbeit Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu auf, Inklusion als Chance zu begreifen. Menschen mit Behinderungen sind ein unverzichtbarer Teil der Arbeitswelt von morgen.
Die Bundesagentur bietet Beratung und Information für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber.
Neben dem Arbeitgeber-Service der BA (gebührenfreie Rufnummer 0800 4 555520) unterstützen die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA). Hier gibt es Informationen zu Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten von der Bundesagentur und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) bei der Einstellung und Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen.
https://www.arbeitsagentur.de/datei/dok_ba013802.pdf
Eine Übersicht zu Leistungen für Menschen mit Behinderungen im Beruf ist unter folgender Adresse erhältlich: