Zum Stichtag 30. September zieht die Agentur für Arbeit Ulm Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2024/2025. „Die Ausbildungsbereitschaft im Bezirk der Agentur für Arbeit Ulm ist stabil. Regionale Betriebe und Unternehmen meldeten über sechs Prozent mehr Ausbildungsplätze als im vorherigen Ausbildungsjahr“, berichtet Dr. Torsten Denkmann, Leiter der Agentur für Arbeit Ulm. „Erfreulicherweise nahm auch die Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu, die mit Hilfe unserer Berufsberatung eine Ausbildungsstelle suchten. Der Ausbildungsmarkt ist und bleibt ein Bewerbermarkt“. Entsprechend aussichtsreich war die Lage am Markt für Ausbildungssuchende. Rein mathematisch kamen auf hundert gemeldete Ausbildungsstellen 61 Bewerberinnen und Bewerber, was wiederum für Ausbildungsbetriebe einer Herausforderung gleichkommt. Annähernd jede siebte Ausbildungsstellen konnte nicht besetzt werden. „Ausbildungsbetriebe müssen teils schwer um den Nachwuchs, also um potentielle Fachkräfte ringen. Wer mit einem ordentlichen Schulabschluss eine Ausbildungsstelle sucht, hat – zumindest von den Zahlen her - die Qual der Wahl“, bilanziert der Agenturleiter und betont: „Ich wiederhole mich gerne, wenn ich sage, dass jede besetzte Ausbildungsstelle zwei Chancen birgt: Bewerber gewinnen eine stabile Basis für den weiteren Karriereweg und Betriebe gewinnen die Fachkräfte von morgen. Ein Gewinn für beide Seiten.“ Und allen, die bei der Berufswahl nichts dem Zufall überlassen wollen, empfiehlt der Agenturleiter die Berufsberatung.
Um jungen Menschen bei der Berufswahl zur Seite zu stehen, ist die Agentur für Arbeit mit der Berufsberatung an allen regionalen Schulen vor Ort. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit ist neutral und setzt bei der Beratung den jungen Menschen in den Mittelpunkt. Ziel ist es, die individuellen Möglichkeiten der Jugendlichen auszuloten und dabei vorhandene Berufswünsche zu berücksichtigen. Die Berufswahl selbst liegt beim Jugendlichen. Doch auch mit einem festen Berufswunsch macht Beratung Sinn. Es wird geklärt, wie man zum Wunschberuf kommt, was gefordert wird, wer ausbildet und was Ausbildungsbetriebe erwarten. Gemeinsam werden auch Alternativen zum Wunschberuf entwickelt. Immerhin werden in der Region Ulm bis zu 180 verschiedene Berufe ausgebildet, wobei sich 40 Prozent der Bewerber auf etwa 10 Berufsbilder fokussieren. „Trotz der guten Lagen am Ausbildungsmarkt ist eine Ausbildung im Wunschberuf und im Wunschbetrieb niemals gesichert. Im Vorteil ist nur, wer auf Alternativen zurückgreifen kann“, weiß der Agenturleiter.
Der Ausbildungsmarkt in Zahlen
Von Oktober 2024 bis September 2025 wurden der Agentur für Arbeit Ulm insgesamt 4 559 Ausbildungsstellen gemeldet, 273 oder 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auf der anderen Seite nahmen 2 731 Bewerberinnen und Bewerber die Unterstützung der Berufsberatung der Arbeitsagentur bei der Ausbildungsplatzsuche in Anspruch, 93 oder 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Relation kamen in etwa 1,6 Ausbildungsstellen auf jeden Bewerber.
674 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt, 253 oder 27,3 Prozent weniger als im Vorjahr. „Teil des Bildes ist auch, dass die Storno-Quote um 7,4 Punkte auf 19,6 Prozent nach oben gegangen ist. Die Lage am Ausbildungsmarkt ist für viele Ausbildungsbetriebe herausfordernd. Fehlen aussichtsreiche Bewerbungen, werden Stellen mit der Zeit auch storniert“, sagt Denkmann. Umso wichtiger sei es, allen Bewerbern eine Chance zu ermöglichen, auch wenn sie auf den ersten Blick als weniger geeignet erscheinen. Um Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren können nicht nur Auszubildende unterstützt werden, sondern auch Ausbildungsbetriebe. Beispielsweise mit der Assistierten Ausbildung, wodurch eine professionelle Begleitung des gesamten Ausbildungsprozesses ermöglicht werden kann.
127 Bewerber waren zum Stichtag noch unversorgt, 63 oder 98,4 Prozent mehr als im Jahr davor. „Die Chancen auf eine Ausbildungsstelle stehen weiter gut. Für Ausbildungssuchende mit schwachem Schulabschluss ist allerdings auch ein Bewerbermarkt kein Selbstläufer. Neben der Neigung, also welcher Beruf gewünscht wird, sollte immer auch die Eignung vorhanden sein“. Für Schülerinnen und Schüler, die die Schule mit schwächeren Noten abschließen sei es umso wichtiger, Berufsalternativen zu entwickeln, so Denkmann weiter. Ihnen empfiehlt der Agenturleiter hinsichtlich ihrer Berufswahl frühzeitig mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit zu sprechen. „Je wirklichkeitsnäher die Selbsteinschätzung ist, desto realistischer ist die Chance auf Ausbildungserfolg. Eine rosarote Wunschbrille bringt nichts“, erklärt Denkmann und ergänzt: „Lieber einen Alternativberuf lernen als gar keinen. Schließlich ist eine Ausbildung nur der Startpunkt der beruflichen Karriere, niemals eine Sackgasse.“
Die Hitparade der beliebtesten Ausbildungsberufe
Abgesehen von der Reihenfolge ändern sich die Berufswünsche junger Menschen seit Jahren kaum. Wie im Vorjahr wollten männliche Ausbildungssuchende vor allem Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker oder Fachinformatiker werden.
Bei den jungen Frauen stand wie im Vorjahr der Beruf Medizinische Fachangestellte auf Platz 1 der Hitparade. Die Berufe Kauffrau für Büromanagement und Industriekauffrau haben die Plätze wieder getauscht, 2025 steht die Kauffrau für Büromanagement auf Listenplatz 2.
674 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Die meisten davon fielen auf den Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel, gefolgt vom Berufsbild Medizinische/r Fachangestellte/r. An dritter Stelle lagen Ausbildungsangebote für den Maurerberuf.
Zimmerei & Holzbau Wiedmer
Die Agentur für Arbeit unterstreicht die Bedeutung der betrieblichen Ausbildung mit dem Ausbildungszertifikat, das seit 2007 an Betriebe verliehen wird, die sich in besonderem Maße für die Ausbildung von Jugendlichen einsetzen. Der Ausbildungsbetrieb Zimmerei & Holzbau Wiedmer bekam das Zertifikat 2023 verliehen. Neben Quereinsteigern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bekommen insbesondere auch die Ausbildungssuchenden eine Chance, die mit einem schwächeren Notenschnitt die Schule verlassen. Vorausgesetzt: Die Auszubildenden passen ins Team und wollen mit Holz arbeiten. Darüber hinaus bietet der Ausbildungsbetrieb Ferienprogramme für Kinder an, um der nächsten Generation das Holzhandwerk näher zu bringen. Als Handwerker von morgen sägen, schrauben und bauen die Kinder was praktisch ist und Freude macht, beispielsweise eine Garderobenkiste.