Im Ausbildungsjahr 2024/2025 haben weniger junge Menschen über die Agentur für Arbeit Vechta eine Ausbildung gesucht als im Vorjahr. Gleichzeitig meldeten die lokalen Unternehmen dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der Jobcenter erneut weniger offene Ausbildungsstellen. Deutlich weniger Bewerberinnen und Bewerber als im Vorjahr mündeten in eine Ausbildung ein. Gleichzeitig blieben dabei weniger Ausbildungsplätze unbesetzt.
Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Vechta, Stefan Bünting, Leiter Bildung der Oldenburgischen IHK, Dennis Makselon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg und Markus Nacke, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Vechta ziehen eine gemischte Bilanz zum zurückliegenden Ausbildungsjahr. „Während in einigen Branchen mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten, bleibt andernorts der Fachkräftenachwuchs rar. Dort, wo weniger Ausbildungsstellen besetzt wurden, spielt häufig das Thema „Mismatch“ eine Rolle: Die von Jugendlichen stärker nachgefragten Ausbildungsstellen werden nicht in ausreichender Anzahl in der Region angeboten oder vor Ort findet sich nicht das Passende. Hier gilt es, Jugendliche dabei zu unterstützen, auch die Berufe in den Blick zu nehmen, die nicht ihre erste Wahl sind oder die räumliche Flexibilität auszuweiten.
Auch wenn nicht jede Ausbildungsstelle besetzt wird, bleibt es weiter wichtig, dass die Unternehmen ihre Ausbildungsplätze weiter anbieten und sie auch bei der Agentur für Arbeit melden. Ein vielfältiges und transparentes Ausbildungsgebot in der Region trägt dazu bei, dass sich das „Mismatch“ nicht weiter verstärkt.
Die berufliche Orientierung der Jugendlichen praxisnah zu gestalten, Praktikumsmöglichkeiten in den Unternehmen anzubieten und damit ein vielfältiges berufliches Interesse zu fördern, bleibt wichtig. Dies kann dazu beitragen, mehr Jugendliche nach dem ersten Schulabschluss für die duale Ausbildung zu gewinnen.“
Agentur für Arbeit Vechta
Im vergangenen Berichtsjahr, Anfang Oktober 2024 bis Ende September 2025, sind dem Arbeitgeber-Service 2.644 Ausbildungsstellen zur Vermittlung gemeldet worden, das waren 271 Stellen bzw. 9,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum suchten 2.169 junge Menschen mit Hilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz, das waren 107 bzw. 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Abschluss des Ausbildungsjahres am 30. September 2025 waren 170 Ausbildungsstellen unbesetzt und 82 Ausbildungssuchende unversorgt, 125 Ausbildungsstellen und 7 Ausbildungssuchende weniger als im Vorjahr.
„Trotz des anhaltenden Fachkräftebedarfs in der Region ist die Zahl der bei uns gemeldeten Ausbildungsstellen erneut zurückgegangen“, resümiert Tina Heliosch, Chefin der Agentur für Arbeit Vechta. „Zwar übersteigt das Angebot im Agenturbezirk weiterhin die Zahl der gemeldeten ausbildungssuchenden Jugendlichen, doch das Verhältnis verschiebt sich. Junge Menschen haben weiterhin grundsätzlich gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz im Oldenburger Münsterland. Auch in diesem Jahr haben wieder viele den Weg in die Ausbildung gefunden. Doch die Auswahl wird kleiner und das Zusammenfinden von Unternehmen und Ausbildungsinteressierten schwieriger. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen alle offenen Ausbildungsstellen dem Arbeitgeber-Service melden. Nur so können wir Transparenz schaffen und junge Menschen gezielt bei ihrer Suche unterstützen.“
Gleichzeitig fällt jungen Menschen die Berufswahl zunehmend schwer. „Oft fehlt die Vorstellung, welcher Beruf wirklich zu den persönlichen Stärken und Interessen passt oder es werden die eigenen Chancen auf dem Ausbildungsmarkt unterschätzt. Zudem verschiebt sich die Entscheidung für den beruflichen Einstieg zunehmend weiter nach hinten.“ Tina Heliosch appelliert an Jugendliche, die noch ohne konkrete Idee für ihren Einstieg ins Berufsleben sind: „Wer dieses Jahr noch eine Ausbildung beginnen möchte, sollte kurzfristig das Gespräch mit der Berufsberatung suchen. Die duale Ausbildung bietet gerade in Zeiten der Unsicherheit weiter einen sehr guten Einstieg in das Berufsleben. Insbesondere dann, wenn der weitere Schulbesuch nicht in Verbindung mit einem konkreten Berufsziel gewählt wurde. Viele Unternehmen im Oldenburger Münsterland sind auch jetzt noch bereit, ein Ausbildungsverhältnis einzugehen.“
In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta sieht die Situation wie folgt aus:
Landkreis Cloppenburg: 1.161 gemeldete Ausbildungssuchende, das sind 135 bzw. 10,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon sind 32 ohne Ausbildungsplatz geblieben, 2 bzw. 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig wurden 1.142 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 97 bzw. 7,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon blieben 91 unbesetzt, 95 bzw. 51,1 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.
Landkreis Vechta: 1.008 gemeldete Ausbildungssuchende, das sind 28 bzw. 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon sind 50 ohne Ausbildungsplatz geblieben, 9 bzw. 15,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig wurden 1.502 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 174 bzw. 10,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon blieben 79 unbesetzt, 30 bzw. 27,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Oldenburgische Industrie- und Handelskammer
Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge im Oldenburger Land ist zum Stichtag 30. September leicht rückläufig. Insgesamt wurden 3.967 Verträge abgeschlossen, das entspricht einem Minus von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (4.076 Verträge). Bei den gewerblich-technischen Berufen registrierte die IHK eine Reduzierung um 3,3 Prozent (- 48 Stellen) und im kaufmännischen Bereich ein Minus von 2,3 Prozent (- 61 Stellen). Im Oldenburger Münsterland haben wir erstmals seit Jahren eine negative Entwicklung mit einem Minus von 6,2 Prozent (- 81 Stellen). Diese Entwicklung verzeichnen wir sowohl im gewerblich-technischen Bereich mit minus 7,9 Prozent wie auch im kaufmännischen Bereich mit minus 5,0 Prozent.
Die Branchen haben sich dabei sehr unterschiedlich entwickelt. In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta haben wir Ende September eine Steigerung in den gastronomischen Berufen um 43,2 Prozent (+16 Verträge), den Banken und 25 Prozent (+7 Verträge) sowie der Lebensmittelindustrie +13 Prozent (+3 Verträge). Geringere Zahlen sind in der Metalltechnik mit einem Minus von 10 Verträgen (-4,4 Prozent), der Elektrotechnik Minus 13 Verträge (-9,3 Prozent) und den Industriekaufleuten mit Minus 28 Verträgen (-16,8 Prozent).
„Trotz hoher Ausbildungsbereitschaft konnten laut der aktuellen Ausbildungsumfrage der Industrie- und Handelskammern nur ungefähr die Hälfte der Betriebe alle angebotenen Stellen mit jungen Nachwuchskräften besetzen. Hauptgrund ist der Mangel an Bewerbungen. Viele Unternehmen hätten deutlich mehr Auszubildende eingestellt, wenn sich genügend Interessierte gemeldet hätten. Zudem berichten die Betriebe von Defiziten in der Ausbildungsreife, insbesondere in Mathematik, Sprache und Belastbarkeit“, erläutert Stefan Bünting, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Bildung. „Gleichzeitig zeigt die Umfrage: Der Fachkräftemangel bleibt eine der zentralen Herausforderungen der Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, dass junge Menschen die Chancen nutzen, die sich ihnen aktuell bieten. Denn Ausbildungsplätze sind vorhanden – und viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs“, so Bünting. „Wir können und dürfen nicht akzeptieren, dass Tausende von Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Ausbildung arbeiten wollen. Deshalb müssen wir gemeinsam mit allen Akteuren die schulische Bildung insgesamt und auch die Berufsorientierung erheblich verbessern. Eine betriebliche Ausbildung ist der Einstieg ins Berufsleben und kann mit einer berufsbegleitenden Fortbildung die Karriere sichern. Dies müssen wir den jungen Menschen und deren Eltern verdeutlichen“, fordert Bünting. Eine Ausbildung in den über 120 unterschiedlichen Ausbildungsberufen im Oldenburger Land ist daher ein sicherer Weg in die Zukunft!
Kreishandwerkerschaft Cloppenburg
Insgesamt wurden in der Zuständigkeit der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg zum Stichtag 30. September 494 neue Ausbildungsverträge registriert. Das sind 54 Verträge weniger als 2024 (insgesamt 548; −9,9 Prozent) und 26 Verträge weniger als 2023 (insgesamt 520; −5,0 Prozent). Der Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2025 ist nur teilweise demografisch bedingt. Da die Geburtenzahlen der relevanten Jahrgänge weitgehend stabil sind, spielen vor allem strukturelle Faktoren eine Rolle. Dazu zählen der zunehmende Wettbewerb mit weiterführenden Schulen und Studienangeboten, regionale Wanderungsbewegungen sowie Veränderungen im Berufswahlverhalten. Insgesamt zeigt sich, dass der Rückgang weniger auf geburtenschwache Jahrgänge als auf den wachsenden Wettbewerb um Schulabgängerinnen und Schulabgänger zurückzuführen ist.
Positiv hervorzuheben sind deutliche Zuwächse in mehreren handwerklichen Bereichen, hierzu zählen vor allem Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (von 6 Neuverträgen im Jahr 2024 auf 20 in 2025 / +233,3 Prozent – der stärkste Zuwachs aller Gewerke), Land- und Baumaschinenmechatroniker (von 22 auf 25 Neuverträge / +13,6 Prozent), Maler und Lackierer (stabil auf hohem Niveau mit 32 Neuverträgen) und Metallbauer (ebenfalls konstant mit 48 Neuverträgen). Diese Berufe zeigen, dass das Interesse an praxisnahen, technisch orientierten Tätigkeiten weiterhin solide bleibt. Der deutliche Anstieg bei den Fachverkäufern im Lebensmittelhandwerk ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in diesem Berufsfeld im Vorjahr nur sehr wenige Verträge abgeschlossen wurden. Gleichwohl deutet die Entwicklung darauf hin, dass einzelne Betriebe wieder verstärkt ausbilden und handwerksnahe Dienstleistungen an Bedeutung gewinnen.
Gleichzeitig zeigen sich deutliche Rückgänge in wichtigen Gewerken, hierzu zählen Friseure (von 15 auf 10 Neuverträge /−33,3 Prozent), Elektroniker (von 73 auf 57 Neuverträge / −21,9 Prozent), Zimmerer (von 43 auf 34 Neuverträge / −20,9 Prozent), Tischler (von 42 auf 34 Neuverträge / −19,0 Prozent) und Feinwerkmechaniker (von 15 auf 13 Neuverträge / −13,3 Prozent). Diese Rückgänge betreffen zentrale Ausbildungsfelder im regionalen Handwerk. Besonders in den Elektro- und Holzberufen bleibt der Fachkräftemangel damit eine zentrale Herausforderung. Im Bau- und Ausbaugewerbe insgesamt sank die Zahl der Neuverträge von 126 im Jahr 2024 auf 110 in 2025 (−12,7 Prozent). Das zeigt, dass die konjunkturelle Unsicherheit in der Bauwirtschaft weiterhin spürbare Auswirkungen auf das Ausbildungsinteresse hat.
Die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe gezielt bei der Nachwuchsgewinnung. Mit Projekten wie der „Entdecker Schmiede 2.0“ in der Cloppenburger Innenstadt, dem „Schnupperticket“ für Frauen in beruflicher Umorientierung, den Berufsorientierungswochen für Schulen sowie BOF plus für Menschen mit Migrationshintergrund werden neue Zugänge ins Handwerk geschaffen. Zugleich berät die Kreishandwerkerschaft Betriebe zu Themen wie digitalem Berichtsheft, Ausbildungsorganisation und Social-Media-Kommunikation. Ziel ist es, Betriebe zu entlasten, ihre Sichtbarkeit zu stärken und mehr Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen.
Kreishandwerkerschaft Vechta
Das Handwerk im Landkreis Vechta blickt optimistisch auf das gestartete Ausbildungsjahr 2025: Die Zahl der Auszubildenden ist leicht gestiegen. Nach aktuellen Erhebungen der Kreishandwerkerschaft Vechta werden in diesem Jahr insgesamt 913 junge Menschen in den größten handwerklichen Beruf ausgebildet – das sind 19 mehr als im Vorjahr (2024: 894). Damit verzeichnet das regionale Handwerk ein Plus von rund 2,1 Prozent. Besonders stark zeigt sich das Elektrohandwerk: Mit 66 neuen Auszubildenden im ersten Lehrjahr (2024: 64) bleibt es der beliebteste Einstieg ins Handwerk. Auch in den höheren Lehrjahren sind die Zahlen stabil, was auf eine gute Ausbildungsqualität und hohe Zufriedenheit der Lehrlinge hinweist. Im Dachdeckerhandwerk dagegen ist ein Rückgang zu spüren: Nur sechs neue Auszubildende starten in diesem Jahr (2024: 14). In den zweiten und dritten Lehrjahren bleibt das Niveau jedoch konstant – ein Zeichen dafür, dass die Betriebe ihre Auszubildenden erfolgreich halten können.
„Wir freuen uns über die insgesamt positive Entwicklung“, erklärt Markus Nacke Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Vechta. „Das zeigt, dass das Handwerk auch in Zeiten des Fachkräftemangels ein attraktiver Arbeitgeber bleibt. Viele junge Menschen erkennen die Vorteile einer handwerklichen Ausbildung – vom sicheren Arbeitsplatz bis hin zu hervorragenden Aufstiegschancen.“
Trotz der insgesamt erfreulichen Bilanz gibt es weiterhin offene Ausbildungsplätze in mehreren Berufen. Aktuell suchen Betriebe im Landkreis Vechta noch nach engagierten Nachwuchskräften – unter anderem 13 Elektroniker, 13 Maurer, 10 Zimmerer, 8 Metallbauer und 7 Anlagenmechaniker werden derzeit dringend gebraucht. „Wer noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, hat also beste Chancen, kurzfristig ins Berufsleben zu starten“, betont Nacke. Die Kreishandwerkerschaft Vechta stellt gerne Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben her.
Insgesamt spiegeln die Zahlen die breite Vielfalt des Handwerks in der Region wider: Von Bau- und Elektroberufen über Metall- und Kfz-Gewerke bis hin zu Ernährung, Friseur- oder Sanitärhandwerk – das Spektrum der Ausbildungsberufe ist groß. „Unsere Betriebe investieren viel in Nachwuchsarbeit, Kooperationen mit Schulen und Praktikumsangebote“, so Nacke weiter. „Damit schaffen wir Perspektiven für junge Menschen und sichern gleichzeitig die Zukunft unserer regionalen Wirtschaft.“
Die Kreishandwerkerschaft appelliert an Eltern, Schulen und Politik, die berufliche Bildung weiterhin zu unterstützen. Nur durch praxisnahe Berufsorientierung könne der Nachwuchs langfristig gesichert werden.