Weilheim – Der Fach- und Arbeitskräftemangel droht zur dauerhaften Wachstumsbremse zu werden. Laut OECD melden 81 Prozent der deutschen Unternehmen einen Mangel an Arbeitskräften – 36 Prozent sprechen sogar von einem „erheblichen Mangel“. Ein oft übersehenes Potenzial liegt dabei bei Frauen. „Viele Frauen würden gerne arbeiten, wenn sich Beruf und Familie besser vereinbaren ließen“, erklärt Stefanie Langer, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Weilheim. „Es ist dringend notwendig, dieses Potenzial zu aktivieren. Unternehmen sollten Anreize schaffen, um qualifizierte Frauen für sich zu gewinnen.“
Zitat:Viele Frauen würden gerne arbeiten, wenn sich Beruf und Familie besser vereinbaren ließen.
Familienfreundlich und Zukunftsorientiert – Unternehmen bieten Frauen Jobchancen
Die Erwerbsbeteiligung beider Geschlechter steig in den vergangenen Jahren an. Doch besonders Frauen arbeiten häufig unter weniger vorteilhaften Bedingungen: Teilzeit, Minijobs und eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten prägen noch immer das Bild. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag 2023 um 24 Prozent unter der der Männer – das entspricht etwa 350 Stunden jährlich. Zwar habe sich die Arbeitszeitlücke im Vergleich zu 2000 leicht verringert, dies sei jedoch vor allem auf eine Reduzierung der Arbeitszeit bei Männern zurückzuführen, so die Ergebnisse der Studie. Eine Differenz zeigt sich besonders stark während der Familienphase: Frauen zwischen 35 und 39 Jahren arbeiten im Schnitt 464 Stunden weniger pro Jahr als gleichaltrige Männer.
Als Gründe nennt das IAB die deutlich höhere Teilzeitquote unter Frauen sowie unterschiedliche Arbeitszeitmodelle in Voll- und Teilzeit. Männer haben mehr Überstunden und sind häufiger in Führungspositionen. Um die Ungleichheit zu verringern, empfiehlt das IAB bessere Rahmenbedingungen. Etwa flexiblere Arbeitszeitmodelle, mehr Kinderbetreuungsangebote und finanzielle Anreize für eine gerechtere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit. Denn auch die Lohnlücke bleibt Thema: Frauen verdienen durchschnittlich 22,24 Euro pro Stunde, Männer 26,34 Euro (unbereinigter Gender Pay Gap = 16Prozent, Quelle:equalpayday.de).
„Das ist kein Zahlendreher, sondern ein strukturelles Problem“, betont Langer. Weiter zu bedenken sei, dass Frauen im Schnitt rund neun Stunden mehr unbezahlte Care-Arbeit pro Woche leisten als Männer. Das schlägt sich auf die Erwerbstätigkeit. Denn wer kümmert sich ums kranke Kind? Wer um pflegebedürftige Angehörige? Und welcher Arbeitgeber hat hier Verständnis oder kann sich Verständnis leisten, sollte es personell sowieso eng sein. Es braucht Lösungen.
Messe für familienfreundliche Modelle – Potenzial erkennen statt Teilzeitfallen schaffen
Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt laden Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger, sowie familiär eingebundene Menschen zur „Job & Family“, Weilheims erster Jobmesse der familienfreundlichen Unternehmen. Am 10. Juli 2025 bekommen Frauen und Männer, die familiär eingebunden sind Gelegenheit, genau diese Unternehmen kennenzulernen – und den nächsten beruflichen Schritt zu wagen.
Zitat:Die Situation der Erziehenden, die gleichzeitig auch beruflich tätig sein wollen, ist oft prekär.
„Die Situation der Erziehenden, die gleichzeitig auch beruflich tätig sein wollen, ist oft prekär. Mit der Messe zeigen wir, dass das Thema wichtig ist“, sagt Barbara Penz. Sie ist Beauftrage für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Weilheim und richtet die Messe gemeinsam mit Kollegin Langer aus. „Das Bewusstsein für Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch bei Betrieben zunehmend verankert und sie bieten Lösungen an.“ Die Messe will Menschen mit Betreuungsauftrag und Arbeitgeber vernetzen, die familienfreundlich aufgestellt sind. Und deren Arbeitsmodelle sich an realen Lebenssituationen orientieren – nicht an Idealbildern.
Mehr Infos: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/weilheim/job-familia