München / Weilheim – „Das war Teamwork!“, freut sich Björn Aschwer, Arbeitsvermittler bei der Arbeitsagentur München. „In drei Wochen haben wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Weilheim die Job Fair MINT aus dem Boden gestampft.“ Die Messe am 1.und 2. April war speziell für die Fachkräfte des insolventen Elektroflugzeugbauers Lilium. Ehemalige Beschäftigte trafen auf Unternehmen aus Luft- und Raumfahrt, Robotik, IT, Technologie und Antriebstechnik – direkt und effizient. „Wir wollen die internationalen Professionals nicht ziehen lassen, sondern gezielt halten. Wir versuchen ihnen hier in der Region, Oberpfaffenhofen, Starnberg und Umgebung, schnell neue berufliche Perspektiven zu bieten“, sagt Ulrike Sommer, Chefin der Arbeitsagentur Weilheim. „Wir brauchen sie hier, um den Wirtschaftsstandort nachhaltig zu stärken.“
MINT-Messe gegen den Fachkräftemangel
Rund 550 Arbeitssuchende, viele mit Spezialwissen in Luft- und Raumfahrt, Engineering, Softwareentwicklung und Fertigung kamen ab 10.00 Uhr vormittags in das BIZ (Berufsinformationszentrum) in der Kapuzinerstraße in München. Die Veranstalter haben die Besucherinnen und Besucher in Stundenblöcken eingeladen. Damit kamen die Bewerbergruppen gestaffelt und Gespräche konnten stattfinden. „Der erste Tag war sehr gut besucht. Hätten wir um zehn Uhr die Türen für alle auf einmal geöffnet, wäre es schon chaotisch geworden.“
Die Messe war frequentiert – hunderte Bewerbungsunterlagen gingen bei den Unternehmen ein, Visitenkarten wurden getauscht und zahlreiche Interviewtermine für Folgegespräche sind vereinbart. „Ich bin überwältigt“, sagt Wencke Turwitt vom Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB. „Wir haben aktuell rund 290 Stellen ausgeschrieben. Nach nur 90 Minuten hatte ich bereits 15 vielversprechende Gespräche geführt.“
Auch die aktuell arbeitslosen Expertinnen und Experten waren zufrieden mit der Messe. Mehrere gute Gespräche hätte sie gehabt und eine Einladung zu einem Interview, sagt eine junge Ingenieurin aus Indien. „Die Auswahl an Unternehmen ist sehr gut“, meint ein Teamlead.
Multikulti Klassentreffen, Stimmung zwischen Abschied und Aufbruch
Die Stimmung vor Ort erinnerte eher an ein Klassentreffen als eine Messe für Fachkräfte aus einer Firmenpleite. Viele Teilnehmende kannten sich aus ihrer Zeit bei Lilium und begrüßen sich mit einem freudigen „Hello, how are you?“ Gesprochen wurde fast ausschließlich Englisch. Denn von den Bewerberinnen und Bewerbern vor Ort kamen nur rund 20 Prozent aus Deutschland. Die anderen Fachkräfte aus Ägypten, Kanada, Frankreich, Indien, Brasilien, Portugal, Marokko, England, Libanon – um nur einige zu nennen. Eine Unternehmensvertreterin: „Ich habe bisher nur Englisch mit den Leuten gesprochen. Das zeigt hohes Niveau.“
Zitat:„Wir wollen, dass die internationalen Fachkräfte, die hier leben und arbeiten, das Gefühl haben willkommen zu sein. Mit der Messe setzen wir ein klares Zeichen: Wir wollen euch hier und wir brauchen euch hier“, so Sommer.