Migrationshintergrund geschickt nutzen

Anträge bearbeiten, Zahlungsvorgänge überwachen, Kundenanliegen klären – Oguzhan hat seinen Wunschberuf für sich entdeckt und ganz auf seine Stärken gesetzt. Der angehende Verwaltungsfachangestellte kümmert sich engagiert um die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Mannheim.

Oguzhan arbeitet in seinem Wunschberuf Verwaltungsfachangestellter

Im Bürgerservice ist einiges los. Kurz vor Beginn der Reisezeit herrscht in den Anlaufstellen für die Einwohner Mannheims Hochbetrieb. Einige Besucher möchten vor dem Urlaub noch neue Ausweise beantragen oder haben andere Anliegen. „Ich bin für jeden Bürger da“, sagt Oguzhan stolz. Ihm gefällt das geschäftige Treiben im Bürgerservice besonders gut. „Weil ich dort den direkten Kontakt zu den Menschen habe“, bestätigt der in Deutschland geborene Türke. Der 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten in der Stadtverwaltung Mannheim. Hier lernt er die verschiedenen Abteilungen wie Personalwesen, Bürgerdienste, Ordnungswesen und Stadtkasse kennen. Zurzeit arbeitet Oguzhan im Personalwesen und kümmert sich beispielsweise um Personalabrechnungen.

Seine türkischen Sprachkenntnisse konnte er in der Ausbildung bereits häufiger einsetzen. „Um bei Übersetzungen behilflich zu sein oder Anliegen von Kunden zu klären“, zählt er auf. „Natürlich versuche ich es zuerst in der deutschen Sprache“, versichert Oguzhan. Aber wenn beispielsweise fachliche Begriffe wie „Meldebescheinigung“ nicht verstanden werden, erkläre er diese eben auf Türkisch. „Das läuft bei uns zu Hause auch so. Da herrscht ein wildes Sprachen-Durcheinander“, erzählt er lachend.

Vorteil Migrationshintergrund

Ganz verstanden haben seine Freunde und Verwandten seinen Berufswunsch anfangs nicht. „Migrant und öffentlicher Dienst – passt das zusammen?“, habe man ihn gefragt. „Klar“, versichert Oguzhan. „Migrationshintergrund ist ein Vor- und kein Nachteil“, sagt er und fügt hinzu: „Man sollte diesen nutzen und geschickt einsetzen.“

Die Stadt Mannheim lege Wert auf kulturelle Vielfalt in der Stadtverwaltung. Auch deshalb habe er sich nach seiner mittleren Reife für die Ausbildung dort entschieden. Durch einen ehemaligen Lehrer sei er auf die Ausbildungsstelle des Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Mannheim gestoßen. Davor habe er sich beispielsweise bei einer Infoveranstaltung im Berufsinformationszentrum (BiZ) allgemein informiert. Durch Praktika in verschiedenen Berufsbereichen wie beispielsweise in einem Krankenhaus oder einer Versicherung hatte sich Oguzhan einen Eindruck über unterschiedliche Tätigkeiten verschafft. „Beim Arbeiten in einem Restaurant habe ich gemerkt, dass ich den Kontakt zu den Menschen sehr mag.“ Bei der Online-Jobsuche auf den Seiten der Arbeitsagentur wurde Oguzhan auf weitere Ausbildungsangebote für Verwaltungsfachangestellte aufmerksam und bewarb sich auch dort „Entschieden habe ich mich aber für die Stadt Mannheim“, berichtet er. Mit seiner Wahl ist er zufrieden. In seiner insgesamt dreijährigen Ausbildung gehören Büro- und Verwaltungsarbeiten zu seinen Aufgaben. Er erstellt zum Beispiel Bescheide und Statistiken, beantwortet Anfragen und führt Akten.

Mit Zuversicht in die Zukunft

Oguzhan hofft, dass er nach seiner Ausbildung übernommen wird. Anschließend will er sich innerhalb von zwei weiteren Jahren zum Verwaltungsfachwirt weiterbilden. „Man bekommt verantwortungsvollere Aufgaben und kann Leitungsfunktionen übernehmen“, begründet er seine Zukunftspläne.

Die Bedenken seiner Familie hat er inzwischen zerstreut: Migrationshintergrund und öffentlicher Dienst passen doch gut zusammen.

Das hat Oguzhan weitergebracht: