Studieren mit Behinderung: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Daniela Preiß (31) erwirbt an der Universität Erlangen-Nürnberg einen Doktortitel in Buchwissenschaft. Zuvor hat sie dort ein Studium in Buchwissenschaft, Geschichte und Politik abgeschlossen. Das Besondere an ihr: Sie ist blind.

Ihren Schulabschluss hätte sie im Bildungszentrum für Blinde in Nürnberg machen können. Allerdings wären dort höchstens der Realschulabschluss und anschließend eine Ausbildung möglich gewesen. „Ich wollte aber unbedingt studieren“, bekräftigt die zielstrebige Frau. Also erwarb Daniela Preiß ihr Abitur an einem Regelgymnasium.

Interesse an Büchern und am Schreiben

Besonders interessierte sie das Studienfach Buchwissenschaft. Trotz ihrer Blindheit hatte sie ein Faible für Bücher und das Schreiben. Und später wollte sie mal in einem Verlag arbeiten.

Daniela Preiß entschied sich für die Universität Erlangen-Nürnberg. Sie bietet als eine der wenigen Hochschulen das Fach Buchwissenschaft an. Ein weiterer Vorteil für die Oberfränkin war die Nähe zu ihrer Familie. Als Nebenfach wählte sie Politische Wissenschaft. Später kam noch Neuere und Neueste Geschichte hinzu.

Mit Screenreader und Braillezeile

Vor Studienbeginn nahm sie direkt Kontakt zu den Lehrenden und Fachverantwortlichen auf. Gemeinsam besprachen sie, wie sich der Unterricht am besten organisieren lässt.

Daniela Preiß kann beispielsweise keine PowerPoint-Präsentation lesen und keine handschriftlichen Klausuren schreiben. Sie benötigt dazu also technische Hilfsmittel.

Auf ihrem Computer ist etwa ein sogenannter Screenreader installiert. Eine Computerstimme liest ihr Texte vor. Außerdem kann sie damit auch eine Braillezeile an den Rechner anschließen. Dieses Gerät überträgt Texte in die Blindenschrift Braille. So kann sie auch „mit ihren Fingern lesen“.

Unterstützung vom Behindertenbeauftragten

Einen Teil der Hilfsmittel, wie die Braillezeile, bezahlte ihre Krankenkasse. Um den Rest kümmerte sich Daniela Preiß selbst. Sie organisierte sich etwa einen Mobilitätstrainer. Der half ihr, sich in der Stadt und an der Uni zurechtzufinden.

Unterstützung gab es auch beim Behindertenbeauftragten der Hochschule. Daniela Preiß hatte überdies einen besonderen Ansprechpartner. „Dr. Wolfgang Krebs ist Dozent in Erlangen und selbst stark sehbehindert. Er hat mir vieles beigebracht.“

„Ich bin froh, dass ich mich entschieden habe, in die Welt hinauszutreten. Ich wollte nicht in Watte gepackt sein“, fasst Daniela Preiß zusammen. Ihr Erfolg gibt ihr Recht. 2011 hat die blinde Frau ihr Magister-Studium erfolgreich abgeschlossen.

Nächster Karriereschritt: Promotion

Damit nicht genug. Sie konnte sich nun vorstellen, als Dozentin an der Uni zu arbeiten. Deswegen entschied sie sich zu promovieren. Das Thema ihrer Doktorarbeit: Lesemotivation und Buchnutzung blinder Menschen.

Bald will Daniela Preiß auch ihr Promotions-Studium abschließen. Danach plant sie, ihrem ursprünglichen Berufswunsch nachzugehen. Eine Stelle in einem Verlag hat sie bereits in Aussicht.

Das hat Daniela weitergebracht: