Agentur für Arbeit zieht Bilanz zum Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt in Münster

Historischer Höchstwert der Beschäftigung

25.01.2024 | Presseinfo Nr. 5

"Im vergangenen Jahr waren in Münster so viele Menschen wie noch nie in einer Beschäftigung. Der Arbeitsmarkt hat sich damit trotz der vielen wirtschaftlichen Herausforderungen erstaunlich stabil gezeigt", zieht Joachim Fahnemann, Leiter der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster Bilanz. Insgesamt 187.222 Frauen und Männer gingen Ende Juni 2023 (jüngster Datenstand) in Münster einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, das waren 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr und sogar 11 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Ein großes Plus ging dabei auf das Konto ausländischer Beschäftigter. Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um knapp 7 Prozent auf insgesamt 19.868 Beschäftigte. "Damit haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem ausländischen Pass einen großen Anteil an der wirtschaftlichen Leistung der Unternehmen in der Stadt", betont Fahnemann und fügt hinzu: "Ohne diese Menschen hätten viele Arbeitgeber ihren Personalbedarf nicht decken können".

Dieser Bedarf an Arbeitskräften der Unternehmen und Verwaltungen war auch im Jahr 2023 weiterhin sehr groß. Insgesamt 3.173 offene Stellen waren im Jahresdurchschnitt für die Stadt Münster bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Mit Ausnahme des Vorjahres lag die Personalnachfrage damit in den zurückliegenden zehn Jahren auf einem Rekordhoch. Dabei wurden fast ausschließlich Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung gesucht. "Qualifizierte Kräfte hatten auch im vergangenen Jahr damit grundsätzlich sehr gute Chancen am Arbeitsmarkt", so der Agenturleiter. "Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass es Menschen ohne Ausbildung schwer hatten und weiterhin haben", ergänzt er. Insgesamt 8.715 Frauen und Männer waren im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet, knapp 12 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag im Jahresmittel bei 4,69 Prozent und damit 0,5 Prozentpunkte über dem Wert aus 2022. "Zum Teil ist die gestiegene Arbeitslosigkeit auch auf den Zuzug von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine zu uns geflüchtet sind und hier eine Arbeitsstelle suchen, zurückzuführen", erläutert Fahnemann. Ende Dezember waren in Münster 641 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet.

Besonders die Lücke zwischen den Anforderungen am Arbeitsmarkt und den Qualifikationen der Arbeitsuchenden sei eine Herausforderung und habe die gestiegene Arbeitslosigkeit mit verursacht, verdeutlicht der Agenturleiter. Denn während die Unternehmen Fachkräfte benötigen, verfügt deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitslosen, nämlich 57 Prozent, über keine Berufsausbildung. "Ohne Abschluss droht ein großes Risiko, immer wieder erneut oder für einen längeren Zeitraum arbeitslos zu werden", sagt Fahnemann. "Damit dies nicht eintritt, beraten und fördern wir Betroffene zu möglichen Aus- und Weiterbildungen", berichtet der Agenturleiter. Insgesamt 2.000 Menschen hat die Arbeitsagentur allein im zurückliegenden Jahr bei einer Weiterbildung unterstützt. Das Thema der Qualifizierung gehe aber nicht nur Arbeitslose und Arbeitsuchende an, so der Hinweis von Fahnemann. "Wenn Unternehmen und Beschäftigte nicht den Anschluss verlieren wollen, ist kontinuierliches Lernen unerlässlich. Auch hier unterstützen wir, indem wir beide Seiten beraten und konkret bei der Umsetzung bis zu Finanzierung begleiten". Die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung seien aber nicht nur eine Herausforderung, sondern böten durchaus Lösungsansätze, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen, erklärt Fahnemann: "Wenn Beschäftigte durch technische Lösungen entlastet werden, ergibt dies Freiräume für andere Tätigkeiten".

Die aktuellen Krisen mit Lieferengpässen, hohen Energiekosten, Inflation und gesunkenem Konsum seien Faktoren, die ihre Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. "Wir sehen das an einer Zurückhaltung der Arbeitgeber bei Neueinstellungen, was zu einer gestiegenen Arbeitslosigkeit geführt hat. Aber gleichzeitig halten die Unternehmen ihr erfahrenes, qualifiziertes Personal und vermeiden in der Regel Entlassungen", sagt Fahnemann. Er geht davon aus, dass sich dies auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird. "Hier hängt natürlich auch viel von äußeren Faktoren ab, deren Auswirkungen wir zurzeit noch nicht in Gänze überblicken können". Mit Blick auf das Jahr 2024 ist sich der Agenturchef sicher, dass die Fachkräftesicherung eine der größten Herausforderungen am Arbeitsmarkt bleibt. "Wir brauchen dabei nur auf die demografische Entwicklung schauen. Allein in Münster werden wir in den nächsten zehn Jahren mehr als ein Fünftel der Beschäftigten verlieren, weil sie in den Ruhestand wechseln, während nicht genügend junge Menschen in den Arbeitsmarkt nachrücken", führt er aus. "Hier sind kreative Ideen gefragt, sei es bei der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen, dem Einsatz neuer Technologien oder der Integration von Arbeitskräften aus anderen Ländern. Das gelingt nur, wenn alle Partner am Arbeitsmarkt gemeinsam neue Lösungen finden und umsetzen", so Fahnemann.