Arbeitsmarkt unter Druck

Ein Rekordhoch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf der einen Seite, eine gestiegene Arbeitslosigkeit auf der anderen: Der Arbeitsmarkt in Münster war zuletzt von gegenläufigen Entwicklungen geprägt. Joachim Fahnemann, Leiter der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, zieht eine Bilanz zum vergangenen Jahr. 

28.01.2025 | Presseinfo Nr. 6

190.850 Menschen gingen im vergangenen Jahr in Münster einer sozialversicherungs­pflichtigen Beschäftigung nach, das waren 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. "Trotz der zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lag die Beschäftigung damit auf einem neuen Rekordhoch", fasst Fahnemann zusammen. Ein deutliches Plus gab es in der IT-Branche, dem Gesundheitswesen und den öffentlichen Verwaltungen, während die Beschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung, bei Post- und Kurierdiensten und im Groß­handel rückläufig war. "Während einige Branchen weiter wachsen, ist die aktuelle kon­junkturelle Schwäche in anderen Wirtschaftsbereichen spürbar angekommen", so der Agentur­chef. Grundsätzlich seien die Arbeitgeber bemüht gewesen, vorhandenes Personal zu halten, berichtet Fahnemann. "Bei Neueinstellungen gibt es aber oftmals eine starke Zurückhaltung der Unternehmen", fügt er hinzu. Insgesamt 6.363 neue offene Stellen meldeten die Arbeitgeber im vergangenen Jahr bei der Arbeitsagentur und damit 932 weniger als im Vorjahr.

 

"Damit einhergehend gab es weniger berufliche Chancen für Menschen, die eine neue Stelle suchten", beschreibt Fahnemann. In der Folge stieg die Arbeitslosigkeit in 2024 an. So waren im Jahresdurchschnitt 9.199 Menschen in Münster arbeitslos gemeldet, 484 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote lag in 2024 durchschnittlich bei 5,1 Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte über der Quote des Vorjahrs. Teilweise ist die gestiegene Arbeitslosigkeit auf den Zuzug von Menschen aus der Ukraine, die hier eine Beschäftigung suchen, zurückzuführen. "Wirtschaftliche Stagnation, hohe Energiepreise und zurückhaltendes Kaufverhalten privater Haushalte machten sich zusätzlich am Arbeitsmarkt bemerkbar", so die Bilanz des Agenturchefs. 

 

Besonders schwierig war die Situation für Jobsuchende, die keine Ausbildung haben oder als geringqualifiziert gelten. Sie machen den größten Teil der Arbeitslosen aus. "Wenn Arbeitgeber aktuell neues Personal einstellen möchten, suchen sie vor allem Kräfte mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung", sagt Fahnemann. In der Folge stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen im zurückliegenden Jahr auf 3.910 Betroffene, das waren im Jahresschnitt 267 mehr als im Vorjahr. Auch die Jugendarbeitslosigkeit erhöhte sich, insbesondere waren dabei junge Menschen ohne Berufsabschluss betroffen. Insgesamt 812 Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren waren im Durchschnitt in 2024 arbeitslos gemeldet, 101 mehr als im Vorjahr. 

 

"Aus- und Weiterbildung sind daher der Schlüssel, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder wieder beruflich Fuß zu fassen", betont Fahnemann. Aus diesem Grund ermöglichte die Arbeitsagentur Ahlen-Münster im vergangenen Jahr fast 1.200 Menschen eine berufliche Weiterbildung. Darunter waren nicht nur Arbeitslose und Arbeitsuchende, sondern auch Beschäftigte in Betrieben. "Wenn wir Menschen qualifizieren, bieten wir ihnen bessere Zukunftsperspektiven und können gleichzeitig die Fachkräftelücke bei den Unternehmen verkleinern", so Fahnemann.