Arbeitsmarkt trotz noch der schwächelnden Wirtschaft

30.01.2025 | Presseinfo Nr. 7

Wir blicken erneut auf ein sehr bewegtes Jahr zurück. Die Themen wirtschaftliche Stagnation, Inflation und Kriege haben die Menschen und auch uns erneut beschäftigt. Zwar bleibt der Arbeitsmarkt in der Region weiterhin stabil, allerdings mit steigender Arbeitslosigkeit in allen Personengruppen, aber dennoch mit weiter wachsender Beschäftigung. Auf der anderen Seite haben wir einen immer noch hohen Stellenbestand, wohingegen die Zahl der neugemeldeten Stellen zurückgeht. Des Weiteren ist insgesamt viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, was wir an den Zu- und Abgängen sehen. Bei den Zugängen fällt die steigende Zahl von Menschen auf, die direkt aus einer Erwerbstätigkeit kommen. Daher ist der Arbeitslosengeldbereich von der steigenden Arbeitslosigkeit viel stärker betroffen, als der Bereich des Bürgergeldes. Dennoch können wir, verglichen mit anderen Regionen, mit dem Jahr 2024 zufrieden sein“, sagt Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg.

Im Jahresschnitt hatten wir 16.815 Arbeitslose. Für sie hat die Agentur etwas mehr als 195 Mio. Euro an Arbeitslosengeld I (Vorjahr 170 Mio. Euro) und knapp 195 Mio. Euro an Bürgergeld, Sozialgeld und Kosten der Unterkunft (Vorjahr 173 Mio.) gezahlt. Das Instrument Kurzarbeit hat auch in diesem Jahr nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Im abgelaufenen Jahr haben wir 3,85 Mio. Euro (Vorjahr 4,05 Mio. Euro) Kurzarbeitergeld an die Betriebe ausgezahlt. Dafür stiegen die Ausgaben für das Insolvenzgeld weiter von 8,2 Mio. Euro im Jahr 2023 auf 20,6 Mio. Euro im abgelaufenen Jahr“, berichtet Elsa Koller-Knedlik.

„Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist gesunken. Wir verzeichnen einen Stellenbestand von 5.553 offenen Stellen, was einem Rückgang von 947 Stellen oder 14,6 Prozent bedeutet. Letztmalig im Jahr 2016 (ausgenommen die Corona-Jahre) hatten wir weniger Stellen im Bestand als jetzt. Auch beim Stellenzugang verzeichnen wir deutlich weniger Stellen als in den Vorjahren: 14.932 Stellen wurden uns gemeldet, dies sind 1.870 oder 11,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Daran und am Zugang an Arbeitslosen aus einer Erwerbstätigkeit heraus (22.592, Plus von 1.566 oder 7,4 Prozent zum Vorjahr) merken wir die konjunkturelle Schwäche der Wirtschaft,“ informiert die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg.

„Trotz allem kann der Arbeitsmarkt auch mit positiven Nachrichten aufwarten, denn die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt weiter an. Im Monat Juni haben wir einen neuen Rekord von 275.535 Männer und Frauen erreicht. Die Steigerungen fallen zwar nicht mehr so hoch aus wie in den Vorjahren, das Verarbeitende Gewerbe, das Gesundheits- und Sozialwesen, die öffentliche Verwaltung, Erziehung/Unterricht und Gastronomie weisen ein Plus auf, während Handel, Verkehr/Lagerei und der Bau ein Minus verzeichnen. Auffällig ist zudem, dass wir den größten Anteil am Zuwachs der Beschäftigung Menschen mit ausländischem Pass verdanken“, legt Koller-Knedlik dar.

„Neben den Arbeitslosen legen wir den Fokus auf die Ausbildung. Diese dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, denn wer sich seine eigenen Fachkräfte ausbildet weiß, was er hat und bekommt passgenau den gewünschten Mitarbeiter, die gewünschte Mitarbeiterin. Rein rechnerisch finden die Jugendlichen weiterhin deutlich mehr als einen Ausbildungsplatz für sich vor“, sagt Koller-Knedlik.

Am Ende dieses Jahres notierten wir im Jahresdurchschnitt 16.815 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote 2024 betrug 4,2 Prozent. Bei allen Personengruppen verzeichneten wir einen Zugang, der sich über eine Bandbreite von plus 4,5 Prozent bei den Menschen mit Behinderung bis hin zu plus 10,2 Prozent bei den Ausländern erstreckte. Die Zunahme betrifft fast ausschließlich den Versicherungsbereich (SGB III): SGB III Zunahme um 15,7 Prozent, im SGB II Anstieg um 1,5 Prozent. Insgesamt stieg die Arbeitslosigkeit im gesamten Agenturbezirk um 8,3 Prozent.

Der Arbeitsmarkt stand trotz vieler Herausforderungen nicht still, sondern war und ist immer in Bewegung. Dies lässt sich anhand der Zu- und Abgänge in Arbeitslosigkeit zeigen: Im Jahresverlauf hatten wir 55.023 (Vorjahr 52.334) Zugänge in und 53.685 (Vorjahr 50.803) Abgänge aus der Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten wir ein Plus von 2.689 Zugängen und ein Plus von 2.882 Abgängen. 

Die Arbeitskräftenachfrage ist weiterhin da, Fachkräfte und Experten werden gesucht und machen fast 80 Prozent der gemeldeten Stellen aus. Uns wurden 14.932 Stellen gemeldet, was einem Minus von 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Das bedeutete einen Zugang von durchschnittlich 1.244 Stellen pro Monat (2023: 1.400 Stellen). Die meisten Stellen kamen aus der Arbeitnehmerüberlassung 3.501 (Anteil 23,4 Prozent, Vorjahr 4.486, Anteil 26,7 Prozent) sowie dem Handel 1.766 (Anteil 11,8 Prozent, Vorjahr 1.625, Anteil 9,7 Prozent). Gesuchte Berufe waren: Lagerwirtschaft (1.991), Verkauf (998), Büro (679).

Im Bereich der Ausbildung blieb der Markt für die Bewerber weiterhin sehr günstig. Rein rechnerisch gab es auch im vergangenen Jahr mehr Stellen als Bewerber. Die Zahl der Ausbildungsstellen sank um 7,0 Prozent. Die Zahl der Bewerber stieg um 6,3 Prozent. Insgesamt kamen auf 100 Bewerber 117 Ausbildungsplätze (3.348 Bewerber und 3.920 Ausbildungsstellen).

Die Wirtschaft befindet sich in einem Transformationsprozess. Digitalisierung und Automatisierung sowie Künstliche Intelligenz erzwingen und ermöglichen gleichermaßen die Transformation von Berufsfeldern wie Industrien, und sie befördern die Entwicklung neuer bzw. veränderter Geschäftsmodelle. Daher müssen und wollen wir Menschen befähigen, auch in dieser veränderten Erwerbswelt Arbeit zu finden und zu behalten. Die Qualifizierung Beschäftigter ist darum auch in diesem Jahr ein wichtiges Thema, neben dem Arbeits- und Fachkräftezugang aus dem Ausland. 

Insgesamt konnten wir im abgelaufenen Jahr 3.479 Beschäftigte weiterqualifizieren und damit einen bedeutenden Beitrag zur Fachkräftesicherung in unserer Region leisten. Für die Weiterbildung haben wir insgesamt mehr als 24 Mio. Euro ausgegeben. Das Jahr 2024 war erneut nicht einfach. Durch die Branchendiversität der Region ist es gelungen, die wirtschaftspolitischen Auswirkungen noch in Grenzen zu halten. Es gab Branchen, die von der weltpolitischen Entwicklung profitiert haben und es gab Bereiche, die von der allgemeinen wirtschaftlichen Schwäche erfasst wurden. Wirtschaftszweige, die steigende Beschäftigtenzahlen verzeichnen sind das Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung/Unterricht, öffentliche Verwaltung und das Gastgewerbe. Das Licht- und Schattenspiel wird auch im gerade angelaufenen Jahr weitergehen und wir hoffen, möglichst häufig die lachende Sonne über dem Arbeitsmarkt sehen zu können“, blickt Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, sowohl zurück auf das Jahr 2024 als auch nach vorne auf das Jahr 2025.

Darstellung im Detail

Struktur der Arbeitslosen

Der schwächelnde Arbeitsmarkt hat in diesem Jahr keine Personengruppe verschont. Besonders die Gruppe der Ausländer – fast 50 Prozent des Anstiegs der Arbeitslosigkeit betraf diese Gruppe, allen voran Menschen aus der Ukraine, der Türkei, Syrien und Rumänien – traf diese Entwicklung erneut. Die Spannbreite reichte von plus 4,5 Prozent bei den Langzeitarbeitslosen bis zu plus 10,2 Prozent bei den Ausländern:

  • Jugendliche unter 25 Jahre: 1.684 (plus 147, plus 9,6 Prozent)
  • Ältere ab 50 Jahre: 6.075 (plus 286, plus 4,9 Prozent)
  • Langzeitarbeitslose: 4.010 (plus 172, plus 4,5 Prozent)
  • Ausländer: 6.748 (plus 627, plus 10,2 Prozent)
  • Schwerbehinderte Menschen: 1.513 (plus 99, plus 7,0 Prozent)

Arbeitslosenquoten besonderer Personengruppen:

  • Jugendliche unter 25 Jahren: 3,8 Prozent (Vorjahr 3,4 Prozent) 
  • Ältere ab 50 Jahren: 4,5 Prozent (Vorjahr 4,3 Prozent)
  • Ausländer: 9,5 Prozent (Vorjahr 9,1 Prozent)
     
  1. Regionaler Arbeitsmarkt
    1. Stadt Augsburg

In der Stadt Augsburg lag die durchschnittliche Arbeitslosenzahl im abgelaufenen Jahr bei 10.298. Das entsprach einer Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent (5,5 Prozent im Jahr 2023). Verglichen mit dem Vorjahr waren das 941 oder 10,1 Prozent Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 4.594 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 793 oder 20,9 Prozent im Vergleich zu 2023, und 5.704 auf den Bereich SGB II, was ein Plus von 148 oder 2,7 Prozent bedeutet.

Die Zahlen im Einzelnen: 

  • Jugendliche unter 25 Jahre: 1.040 (plus 93, plus 9,8 Prozent)
  • Ältere ab 50 Jahre: 3.459 (plus 245, plus 7,6 Prozent)
  • Langzeitarbeitslose: 2.785 (plus 124, plus 4,7 Prozent)
  • Ausländer: 4.708 (plus 537, plus 12,9 Prozent)
  • Schwerbehinderte Menschen: 822 (plus 48, plus 6,2 Prozent)
    1. Landkreis Augsburg

Im Landkreis Augsburg waren im Jahresdurchschnitt 4.408 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit waren 254 oder 6,1 Prozent mehr Menschen ohne Arbeit. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug 3,0 Prozent (2,8 Prozent im Jahr 2023). Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 2.632 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 226 oder 9,4 Prozent im Vergleich zu 2023, und 1.776 auf den Bereich SGB II, was ein Plus von 28 oder 1,6 Prozent bedeutet.

Die Zahlen im Einzelnen: 

Jugendliche unter 25 Jahre: 452 (plus 51, plus 12,7 Prozent)

  • Ältere ab 50 Jahre: 1.727 (plus 19, plus 1,1 Prozent)
  • Langzeitarbeitslose: 811 (plus 65, plus 8,8 Prozent)
  • Ausländer: 1.400 (plus 98, plus 7,5 Prozent)
  • Schwerbehinderte Menschen: 463 (plus 30, plus 7,0 Prozent)

    1. Landkreis Aichach-Friedberg

Im Landkreis Aichach-Friedberg waren im Jahresdurchschnitt 2.109 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 90 oder 4,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug 2,7 Prozent (2,6 Prozent im Jahr 2023). Die Arbeitslosen verteilten sich wie folgt auf die beiden Rechtskreise: 1.363 Arbeitslose auf den Bereich SGB III, das ist ein Plus von 147 oder 12,1 Prozent im Vergleich zu 2023, und 746 auf den Bereich SGB II, was ein Minus von 57 oder 7,1 Prozent bedeutet.

Die Zahlen im Einzelnen: 

  • Jugendliche unter 25 Jahre: 192 (plus 3, plus 1,4 Prozent)
  • Ältere ab 50 Jahre: 890 (plus 23, plus 2,6 Prozent)
  • Langzeitarbeitslose: 414 (minus 18, minus 4,1 Prozent)
  • Ausländer: 641 (minus 7, minus 1,1 Prozent)
  • Schwerbehinderte Menschen: 229 (plus 20, plus 9,7 Prozent)