Landauf, landab ist von Arbeits- und Fachkräftemangel die Rede. Ein wesentlicher Baustein für Unternehmen zur Deckung ihres Bedarfs an ausgebildetem Fachpersonal ist die betriebliche Ausbildung. Die heimischen Unternehmen haben das längst erkannt und halten weiter an ihrer Ausbildungsabsicht fest. Die große Nachfrage nach Auszubildenden bietet Jugendlichen an der Schwelle von Schule zu Beruf gute Chancen. Deshalb fällt die Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt nach Ende des Berufsberatungsjahres 2024/2025 trotz der großen Lücke zwischen Angebot und Nachfrage positiv aus.
Zitat:„Jugendliche können nach wie vor aus vielen Ausbildungsangeboten wählen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist leicht gestiegen und liegt wie schon seit vielen Jahren deutlich über der Bewerberzahl. Die meisten Unternehmen haben trotz aller derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten an ihrer Ausbildungsabsicht festgehalten und weiter nach Nachwuchskräften gesucht. Jugendliche haben dadurch eine große Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt“, kommentiert Markus Nill, Leiter der Agentur für Arbeit Balingen, die statistische Auswertung.
Nachwuchsgewinnung bleibt schwierig
Aus Unternehmersicht stellt sich die Lage anders dar. „Die Betriebe suchen intensiv nach Nachwuchskräften und haben vielen Jugendlichen die Chance auf einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglicht. Für die Unternehmen war und ist es aber unter den derzeitigen Bedingungen nicht leicht, ihren Nachwuchs- und Fachkräftebedarf zu sichern. Die weiter sinkenden Bewerberzahlen können den Bedarf unserer Betriebe bei Weitem nicht decken“, so Nill weiter.
Bilanz für den Agenturbezirk
Rein rechnerisch waren die Chancen auf eine Lehrstelle in diesem Jahr sehr gut, weil die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen mehr als doppelt so hoch war wie die der Bewerberinnen und Bewerber. Im Verlauf des Berufsberatungsjahres von Oktober 2024 bis Ende September 2025 waren 1.400 junge Leute als Bewerberin bzw. Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle gemeldet, 30 weniger als im vorangegangenen Berichtszeitraum. Das Angebot an gemeldeten Stellen ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Stellen gestiegen. Betriebe und Verwaltungen suchten mit Hilfe der Berufsberatung und Ausbildungsstellenvermittlung rund 3.310 Auszubildende.
Situation in den Landkreisen unterschiedlich
Im Zollernalbkreis ist die Bewerberzahl im Vergleich zum Vorjahr knapp 20 Personen bzw. 1,8 Prozent gesunken, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze um 2,6 Prozent. 905 Ausbildungsplatzsuchenden stehen 1.650 Ausbildungsstellen gegenüber. Im Landkreis sank die Bewerberzahl um 10 bzw. 2,6 Prozent etwas stärker, während das Ausbildungsstellenangebot um 4,4 Prozent zunahm. Den 490 Bewerberinnen und Bewerbern standen damit 1.660 Stellen gegenüber.
Noch nicht alle Jugendliche versorgt
Mit Unterstützung der Berufsberatung fanden 640 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, rund 45 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber. 230 junge Frauen und Männer entschieden sich für weiteren Schulbesuch, ein Studium oder Praktikum, 170 für ein Arbeitsverhältnis, eine berufsvorbereitende Maßnahme oder einen sozialen Dienst. Am Ende des Berufsberatungsjahres blieben zunächst noch einige Jugendliche unversorgt und hatten auch keine Alternative zu einem Ausbildungsplatz in der Tasche. Um sie bemühten und bemühen sich die Kolleginnen und Kollegen in der Berufsberatung intensiv. Im Rahmen der so genannten Nachvermittlungsaktion konnte inzwischen für die allermeisten von ihnen eine Lösung gefunden werden. "Auch für die wenigen noch Unversorgten ist es noch nicht zu spät für einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr und wir behalten sie weiter im Blick, so lange sie unsere Hilfe brauchen", betont Nill.
Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen geht zurück
Trotzdem sind zum Ende des Berichtszeitraums 390 Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben, davon 170 im Zollernalbkreis und 220 im Landkreis Sigmaringen. Aber auch hier zeigt die Nachvermittlungsaktion bereits spürbare Wirkung. Bis Anfang November konnte die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen weiter reduziert werden. „Die restlichen offen gebliebenen Stellen bedeuten einen nicht gedeckten Nachwuchskräftebedarf unserer Unternehmen. Wir lassen da nicht nach“, betont Nill, „sondern versuchen in den nächsten Wochen, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite jede Lücke zu schließen“.