Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern in der Oberlausitz:

Mehr Frauen sind berufstätig, aber Unterschiede bleiben

05.03.2025 | Presseinfo Nr. 10

Der internationale Frauentag steht vor der Tür. Dann sind wieder viele Männer unterwegs in den Blumenladen. Doch wer wird sie dort beraten und die Sträuße binden? Höchstwahrscheinlich eine Frau. Denn Frauen dominieren insgesamt Berufsfelder, in denen man viel mit Menschen arbeitet, wie etwa den Einzelhandel, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht.

Im Juni 2024 (aktuellster Wert) gingen 96.929 Frauen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Bezogen auf alle Frauen im erwerbsfähigen Alter liegt die Beschäftigungsquote bei 64,7 Prozent. Damit ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen hierzulande sowohl etwas höher als im sächsischen Schnitt (Beschäftigungsquote von 64,6 Prozent) sowie auch höher als im bundesweiten Vergleich (Beschäftigungsquote Deutschland: 58,9 Prozent). 

Unterschiede gibt es bei der Arbeitszeit der Beschäftigten in der Oberlausitz: 

Frauen leisten nach wie vor einen größeren Anteil an Familien- und Sorgearbeit. Sie sind häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer. Während 59 Prozent der beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Männern 15 Prozent. Der Begriff „Teilzeit“ ist breit definiert: Allein die Verringerung der Arbeitszeit um eine Stunde zur betrieblichen Wochenarbeitszeit bewirkt die statistische Erfassung in Teilzeit. Teilzeitbeschäftigung ist nicht per se kritisch, so lange sie auf eigenen Wunsch hin erfolgt. Denn sie hilft, die Arbeit sowie die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen in Einklang zu bringen.  

Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen: 

Das mittlere Bruttomonatsentgelt vollzeitbeschäftigter Frauen stieg seit dem Jahr 2019 um 20 Prozent von 2.441 Euro auf 2.936 Euro im Landkreis Bautzen. Das mittlere Bruttomonatsentgelt vollzeitbeschäftigter Männer stieg im gleichen Zeitraum um 18 Prozent auf 2.985 Euro. Während vollzeitbeschäftigte Männer im Landkreis Bautzen im Jahr 2019 im Mittel noch 82 Euro mehr verdienten, verringerte sich die Lohnlücke bis zum Jahr 2023 auf 49 Euro.

Im Landkreis Görlitz stieg das mittlere Bruttomonatsentgelt vollzeitbeschäftigter Frauen seit dem Jahr 2019 um 20 Prozent von 2.390 Euro auf 2.858 Euro. Das mittlere Bruttomonatsentgelt vollzeitbeschäftigter Männer stieg im gleichen Zeitraum um 18 Prozent auf 2.807 Euro. Vollzeitbeschäftigte Männer verdienten im Landkreis Görlitz im Jahr 2019 im Mittel 14 Euro weniger und im Jahr 2023 auf 51 Euro weniger als Frauen. Diese Unterschiede sind im Wesentlichen auf die regionale Wirtschaftsstruktur zurückzuführen. Im Landkreis Bautzen ist der Anteil des produzierenden Gewerbes höher als im Landkreis Görlitz. Da im produzierenden Gewerbe höhere Löhne erzielt werden können als in Dienstleistungsbereichen, wie beispielsweise im Handel oder im Gastgewerbe, verdienen im Mittel Männer mehr als Frauen im Landkreis Bautzen. Stattdessen ist im Landkreis Görlitz der Anteil des Dienstleistungssektors größer als im Landkreis Bautzen. Beispielsweise sind sieben Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Görlitz in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt. Das ist eine Branche, in der gewöhnlich mehr Frauen tätig sind und tariflich bezahlt wird. Im Landkreis Bautzen liegt dieser Anteil bei 5,8 Prozent. 

Typische Frauenberufe finden sich vor allem im Dienstleistungssektor:

Frauen sind deutlich häufiger in personenbezogenen, kaufmännischen oder unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen tätig. Hier liegt der Anteil an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bei 74 Prozent. Hingegen sind Frauen in Produktionsberufen mit einem Anteil von 16 Prozent an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten deutlich weniger vertreten als Männer. Auch in IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen ist der Frauenanteil mit 35 Prozent kleiner.

Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Rahmenbedingungen dahingehend zu gestalten, dass Frauen und Männer gleich stark am Arbeitsmarkt präsent sein können und die gleichen Verdienstchancen haben. Doch schon die Tatsache, dass Mädchen und Jungen häufig geschlechtertypische Berufe wählen, führen zu Unterschieden. Diese beeinflussen maßgeblich den beruflichen Weg sowie die Verdienstchancen. „Jugendliche sollten sich bei der Berufswahl daran orientieren, wo ihre Talente, Stärken und Interessen liegen. Ich empfehle, jede Möglichkeit zu nutzen, um sich praktisch auszuprobieren. Das gilt auch für Berufe, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Zudem unterstützt die Berufsberatung beim Finden des passenden Berufes“, so Petra Prager, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Bautzen. 

Wer bereits im Berufsleben steht oder nach einer Erwerbspause wiedereinsteigen möchte, kann die Unterstützung von Petra Prager nutzen: 

Zitat:

„Mein Beratungsangebot richtet sich einerseits an Frauen und Männer, die nach einer Familienphase wieder in den Beruf einsteigen wollen. Andererseits bin ich für berufstätige Frauen da, die Rat und Auskunft in Fragen der beruflichen Ausbildung, des beruflichen Einstiegs oder Aufstiegs benötigen. Zu den weiteren Beratungsthemen gehören beispielsweise die Möglichkeiten, wie man Familie und Beruf besser unter einen Hut bekommen kann.“ 

Petra Prager führt regelmäßige Info-Veranstaltungen unter dem Titel „Zurück in den Beruf – Wie klappt das am besten?“ durch. 
Die nächste ist am 14. April 2025 von 09:00 Uhr bis 11:30 Uhr in der Agentur für Arbeit Bautzen. 

Kontakt zu Petra Prager für Beratungen oder Anmeldung zur Veranstaltung:

03591 66 2317

bautzen.bca@arbeitsagentur.de

Hintergrundinformationen:

Studie des Freistaates Sachsen "Teilzeit(falle)?! Echte Wahlfreiheit für Lebens- und Arbeitszeitmodelle" - Pressemitteilung