Zitat:„Die anhaltend schwache Konjunktur hinterlässt zunehmend ihre Spuren auf dem ostsächsischen Arbeitsmarkt. Insbesondere Menschen, denen nachgefragte Qualifikationen fehlen oder die keinen Berufsabschluss besitzen, haben es schwerer, wieder eine neue Stelle zu finden. Die Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitslosen sowie Beschäftigten ist gerade jetzt besonders wichtig, um Arbeitslosigkeit möglichst nachhaltig zu beenden oder besser ganz zu vermeiden. Denn eine Trendwende hin zu sinkender Arbeitslosigkeit und steigender Arbeitskräftenachfrage ist aktuell nicht in Sicht. Allenfalls für Fachkräfte stehen die Arbeitsmarktchancen nach wie vor recht gut. Denn wenn die Unternehmen neu einstellen möchten, suchen sie vorrangig qualifiziertes Personal. So ist der Beratungs- und Unterstützungsbedarf bei Unternehmen und Arbeitslosen gleichermaßen gestiegen, da Angebot und Nachfrage zunehmend auseinandergehen“, fasst Marion Richter, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bautzen, zusammen.
Arbeitslosigkeit:
Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Jahresdurchschnitt 2024 um 876 Personen (+4,5 Prozent) auf 20.370 Menschen gegenüber dem Jahr 2023 an. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte höher und betrug 7,4 Prozent. Die Jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote 2024 entspricht damit annähernd dem Niveau des Jahres 2017.
Vom Anstieg der Arbeitslosen waren im Jahr 2024 alle Personen- und Altersgruppen betroffen, jedoch in unterschiedlicher Intensität: Bei der Agentur für Arbeit Bautzen, welche unter anderem für die Auszahlung von Arbeitslosengeld zuständig ist, war der Anstieg der gemeldeten Arbeitslosen vor allem konjunkturell bedingt. Im Jahresdurchschnitt 2024 betreute die Arbeitsagentur Bautzen 6.906 Arbeitslose, 458 Menschen mehr (+7,1 Prozent) als im Jahr 2023. Vom Anstieg betroffen waren vor allem Männer (+422 Personen auf 4.044 Arbeitslose), da diese mehr in konjunkturnahen Bereichen, wie dem verarbeitenden Gewerbe arbeiten. Auch Menschen ab 50 Jahren waren im Jahr 2024 mehr von Arbeitslosigkeit betroffen (+273 Personen auf 3.661 Arbeitslose). Bei den beiden Jobcentern der Landkreise Bautzen und Görlitz waren im Jahresdurchschnitt 2024 13.463 Arbeitslose registriert, welche Bürgergeld empfingen. Das sind 418 Personen mehr (+3,2 Prozent) als im Jahr 2023. Besonders vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen waren bei den Jobcentern vor allem Langzeitarbeitslose (+604 Personen auf 8.125 Personen) und ausländische Bürgerinnen und Bürger (+406 Personen auf 3.354 Arbeitslose). Der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit erklärt sich mit der schwierigen konjunkturellen Lage und den damit verbundenen verringerten Arbeitsmarktchancen. Rund zwei Drittel der bei den Jobcentern gemeldeten Langzeitarbeitslosen sucht eine neue Tätigkeit im Helferbereich. Die Unternehmen suchen jedoch überwiegend Fachkräfte. So gibt es zwei gegensätzliche Entwicklungen: Im Dezember 2024 sank die Gesamtzahl aller Arbeitslosen mit betrieblichen, schulischen oder akademischen Berufsabschluss gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 11.833 Personen. Hingegen stieg die Zahl der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im gleichen Zeitraum um acht Prozent auf 8.058 Personen.
Unterbeschäftigung:
Die Unterbeschäftigung - die Summe aus Arbeitslosen, Teilnehmern an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und vorübergehend nicht verfügbaren Arbeitsuchenden - belief sich nach ersten Hochrechnungen im Jahresdurchschnitt 2024 auf 23.761 Personen und liegt damit um 571 Personen bzw. 2,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen betrug die Unterbeschäftigungsquote im letzten Jahr 8,6 Prozent und ist damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Jahr 2023.
Arbeitskräftenachfrage:
Mit einem jahresdurchschnittlichen Bestand von 3.319 gemeldeten Arbeitsstellen lag die Arbeitskräftenachfrage 2024 um 271 Stellen niedriger (-7,5 Prozent) als im Jahresdurchschnitt 2023. Auch die Stellenzugänge, die ein besserer Indikator für die aktuelle Einstellungsbereitschaft der Betriebe sind, gingen aufgrund der schwachen Konjunktur weiter zurück. In Summe wurden von Januar bis Dezember 2024 insgesamt 7.625 freie sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet, 1.258 Stellen weniger (-14,2 Prozent) als im gesamten Jahr 2023. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 2007.
Die meisten freien Stellen wurden 2024 aus dem verarbeitenden Gewerbe gemeldet (1.185 Stellen), gefolgt von der Zeitarbeit (1.174), dem Gesundheits- und Sozialwesen (770 Stellen), dem Handel (710 Stellen) und den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (694).
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung:
Der rückläufige Trend, der bereits im Jahr 2022 begann, hält weiter an. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, welche im Agenturbezirk Bautzen bei den Unternehmen tätig sind, sank im Juni 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2.806 Personen (-1,4 Prozent) auf 198.845. Niedriger war die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zuletzt im Juni 2017 (mit 196.410). Besonders in konjunkturnahen Bereichen, wie in der Arbeitnehmerüberlassung (-976 Beschäftigte / -20,6 Prozent), im verarbeitenden Gewerbe (-1.512 Beschäftigte / -3,0 Prozent), im Baugewerbe (-372 Beschäftigte / -2,5 Prozent) und im Handel (-286 Beschäftigte / -1,2 Prozent) waren Rückgänge zu verzeichnen. Beschäftigungszuwächse gab es im Juni 2024 gegenüber Juni 2023 in den Branchen Immobilien, freiberufliche wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+641 Beschäftigte / +7,8 Prozent), sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen - ohne Arbeitnehmerüberlassung (+356 Beschäftigte / +4,6 Prozent), Heime und Sozialwesen (+203 Beschäftigte / +0,9 Prozent) und öffentliche Verwaltung (+179 Beschäftigte / +1,4 Prozent). Seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 2007 lag der höchste Stand der Beschäftigung mit 203.000 Beschäftigten im Juni 2021, der niedrigste Stand im Jahr 2007 mit 176.940.
Kurzarbeit:
Durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld bei vorübergehend schwierigen Wirtschaftsbedingungen sollen den Betrieben ihre eingearbeiteten Mitarbeitenden und den Beschäftigten ihre Arbeitsplätze gesichert werden. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August 2024 zur Verfügung. Nach aktuellen Hochrechnungen haben bislang im August 2024 51 Betriebe konjunkturelles Kurzarbeitergeld für insgesamt 1.862 Beschäftigte beantragt. Das sind neun Betriebe sowie 166 Beschäftigte mehr als im Vorjahresmonat. Rechnerisch waren im August 2024 0,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort im Arbeitsagenturbezirk Bautzen von Kurzarbeit betroffen, im August 2023 waren es 0,4 Prozent. Auch wenn die Betriebe wieder etwas mehr auf Kurzarbeit setzen müssen, liegt die Inanspruchnahme akuell deutlich unter dem Niveau der Corona-Zeit und auch unter dem Niveau während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Der Höchststand an Kurzarbeit seit Januar 2009 war mit 4.110 Betrieben und 33.180 Personen im April 2020. Im August 2009 nahmen 500 Betriebe mit 5.100 Beschäftigten Kurzarbeit in Anspruch.
Vor Beginn der tatsächlichen Kurzarbeit müssen Betriebe eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Diese Anzeigen auf Kurzarbeit können als potenzielle Zugänge und damit als Frühindikator für die künftige Inanspruchnahme von Kurzarbeit interpretiert werden. Nach vorläufigen Hochrechnungen haben im Dezember 2024 18 Unternehmen für 193 Beschäftigte angezeigt. Das waren zwei Betriebe und 203 Beschäftigte weniger als im Vormonat und sechs Betriebe sowie 460 Beschäftigte weniger als im Dezember 2023.
Grundsicherung im Jahr 2024 und Ausblick auf 2025:
- Jobcenter des Landkreises Bautzen:
Im Jahr 2024 konnte das Jobcenter Bautzen die Vorgaben des neuen Bürgergeldgesetzes erfolgreich umsetzen. Mit dem Großteil der Leistungsbeziehenden konnten schriftlich individuelle Kooperationspläne abgeschlossen werden, welche die nächsten Schritte auf dem Weg in Ausbildung oder Arbeit beschreiben. Dabei konnten gemeinsame Sichtweisen und Lösungen immer direkt in den Beratungsgesprächen erarbeitet werden, ohne dass Schlichtungsverfahren notwendig waren. Mit dieser Zusammenarbeit konnte ein wichtiger Beitrag zur Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenslagen geleistet werden. Insgesamt fanden 2.411 Menschen einen neuen Arbeitsplatz, darunter 215 Geflüchtete aus der Ukraine. Allerdings mussten aufgrund knapper finanzieller Mittel einige Förderprogramme, insbesondere für Menschen mit besonderen Herausforderungen, eingeschränkt werden.
Das Jahr 2025 bringt neue Unsicherheiten mit sich. Die vorläufigen Haushaltsführungen auf Bundes-, Landes- und Kreisebene erschweren die Planung und könnten weitere Kürzungen bei Fördermitteln bedeuten. Dennoch ist das Jobcenter Bautzen gut vorbereitet, um die Änderungen bei der Förderung beruflicher Weiterbildung und Rehabilitation umzusetzen. Diese Übertragung in einen anderen Rechtsbereich wurde gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Bautzen intensiv vorbereitet. Kristin Penther, Dezernentin im Bereich Soziales des Landkreises Bautzen betont: "Wir hoffen für 2025 auf klare finanzielle Rahmenbedingungen und Verbesserungen im Bürgergeldgesetz, die mehr Eigeninitiative der Leistungsbeziehenden fördern. Trotz der Herausforderungen bleiben wir flexibel und bereit, die Menschen in unserem Landkreis weiterhin bestmöglich zu unterstützen. Ein großes Dankeschön gilt den Partnern, die uns auch 2024 unterstützt haben. Gemeinsam werden wir auch die kommenden Aufgaben erfolgreich bewältigen.“
- Jobcenter des Landkreises Görlitz:
Das Jobcenter Landkreis Görlitz blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2024 zurück:
Auf der einen Seite stieg die Anzahl der Leistungsempfänger von Bürgergeld um 500 auf insgesamt 17.500 Regelleistungsberechtigte. Gleichzeitig wurden trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage über 1.900 Menschen in Arbeit vermittelt. Im Rahmen der Ausbildungsvermittlung gelang es für nahezu alle Bewerberinnen und Bewerber im Bürgergeld-Bezug den Übergang von der Schule in den Beruf direkt oder indirekt zu ermöglichen: durch die Aufnahme von Ausbildungen, berufsvorbereitende Maßnahmen oder weiterführende Weiterbildungen. Insgesamt blieben weniger als 10 Bewerberinnen und Bewerber im Bürgergeld-Bezug vorerst ohne direkte Anschlussperspektive. Schwerpunkt im Jobcenter Landkreis Görlitz war nach den Corona-Jahren die Fokussierung auf direkte Kundenarbeit. So wurden Bewerbertage mit einzelnen Unternehmen organisiert und es wurden neben bewährten Formaten, wie der „Insider“-Messe in Löbau, auch neue Formate, wie beispielsweise internationale Elternabende, durchgeführt. „Die Fokussierung auf Kennenlern-Formate, wie die Azubi-Speed-Datings oder Orientierungsmessen, ist einer der Erfolgsfaktoren bei der Vermittlung in Arbeit. So werden Kundinnen und Kunden direkt mit den Unternehmen zusammengebracht, was Zukunftschancen für alle Beteiligten eröffnet“, erläutert Felix Breitenstein, Betriebsleiter des Jobcenters Landkreis Görlitz.
Das Jobcenter ist nach wie vor an fünf Standorten im Landkreis Görlitz vertreten, um für seine Kundinnen und Kunden im Flächenlandkreis gut erreichbar zu sein. Im Zuge von Effizienzsteigerungsmaßnahmen wurde dabei vor allem durch Digitalisierung eine weitere räumliche Verschlankung des Jobcenters ermöglicht. In Görlitz zog das Jobcenter von der Lunitz 10 in die Salomon-straße 10 - 14 um. Auch hier waren Effizienzgründe ausschlaggebend – und eine bessere Erreichbarkeit für die Kundinnen und Kunden. Kundenorientierung und Digitalisierung werden auch im Jahr 2025 für das Jobcenter Landkreis Görlitz maßgeblich sein. Bisher ist es bereits gelungen, nahezu die gesamte Verwaltungsarbeit durch Einführung der E-Akte, ein neu eingeführtes Fachprogramm oder auch die Nutzung von e-Post zu digitalisieren. Der nächste Schritt wird der Ausbau der Online-Formate für Kundinnen und Kunden sein. „Gleichzeitig werden wir die Arbeitsvermittlung durch verstärkte Messepräsenz intensivieren und freuen uns auf die Fortführung der sehr guten Zusammenarbeit mit den Unternehmern im Landkreis, um wie auch in den vergangenen Jahren möglichst nachhaltig Kunden in Arbeit vermitteln zu können“, so Felix Breitenstein.
>>> Unterlagen zur Pressekonferenz
Hintergrundinformationen:
IAB-Kurzbericht 20/2024:
Regionale Arbeitsmarktprognosen 2024/2025: Schwache Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte
Regionalreport über Beschäftigte – Agenturen für Arbeit und Kreise
Daten zu Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, Arbeitsstellen und Beschäftigung in der Zeitreihe
Kontaktdaten der Pressestellen:
Agentur für Arbeit Bautzen
Pressesprecherin: Corina Oswald
03591 66 2400
Landratsamt Bautzen
Pressestelle
03591 5251 80110
Landratsamt Görlitz
Pressestelle
Herrn Kevin Schlei
03581 663 9005