Mit Courage und Selbstreflexion zum Ziel

Eine ungewöhnliche, aber erfolgreiche Arbeitsaufnahme

Als Physikerin hatte Hannelore L.* eine erfolgreiche Karriere hinter sich, als sie mit Anfang fünfzig ihre Arbeit verlor. Die Naturwissenschaftlerin, die viele Jahre ein Aufgabengebiet in eigener Verantwortung betreut hatte, war es gewohnt, Entscheidungen nach sachlicher Analyse zu treffen. So erkannte sie bald, dass sie in ihrem Beruf in Berlin keine geeignete Position finden würde, zu speziell war ihr altes Aufgabengebiet gewesen, ein Umzug kam nicht in Frage.

Noch mindestens zwölf Jahre bis zur Rente – für eine berufliche Neuausrichtung ist das nicht zu spät. Hannelore L. entschied sich für den kaufmännischen Bereich. Eine Weiterbildung untermauerte die Kompetenz der Bewerberin. Die Bewerbung war erfolgreich und Frau L. bekam ihre erste Stelle, die sie schon in der Probezeit wieder verlor. Auch die nächste Beschäftigung war nicht von langer Dauer und so ging es weiter. Drei Jahre lang hat Hannelore L. bei sieben Arbeitgebern gearbeitet und bei keinem die Probezeit überstanden.
Nach diesen Erfahrungen sitzt Mitte 2015 eine ziemlich verzweifelte Frau im ersten Gespräch vor der Integrationsberaterin. Sie wird aufgrund ihrer hervorragenden Vita zwar immer wieder zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, doch dort scheitert sie, weil sie den Glauben an sich selbst verloren hat.

Behutsam gelingt es der Integrationsberaterin, Hannelore L. wieder aufzubauen. In der Beratung legt sie den Fokus auf die Stärken, analysiert mit ihr, woran die Beschäftigungsverhältnisse gescheitert und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Gemeinsam gelingt es den beiden, dass Hannelore L. das Scheitern annimmt und ihr Verhalten ändert.
Dabei werden sehr persönliche Punkte angesprochen. Die Integrationsberaterin erklärt der Kundin, wie Mimik, Gestik, Stimmlage auf die Gesprächspartner wirken. Vergangene Bewerbungsgespräche werden genau analysiert, negative Wendungen herausgearbeitet. Abgerundet wird die intensive Beratung durch Hannelore L.s Teilnahme an einem Gruppenseminar zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Die Teilnehmer bekommen dabei nicht nur wertvolle Hinweise und lernen so manchen Trick, sie erfahren auch, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Gerade das war in Frau L.s Fall vielleicht besonders wichtig.
Die Mühe wird belohnt. Das nächste Vorstellungsgespräch im Herbst 2015 ist erfolgreich und Hannelore L. wird eingestellt. Aber manchmal liebt es die Geschichte, sich zu wiederholen: Wie schon so oft zuvor wird Frau L. in der Probezeit entlassen.

Wieder ist der Zuspruch der Integrationsberaterin gefragt und die couragierte Physikerin schreibt erneut eine erfolgreiche Bewerbung. Im März 2016 wird sie eingestellt. Dieses Mal zieht die Beraterin ein weiteres Ass aus dem Ärmel: „nANdU“ heißt das Inga-Instrument. Das steht für „nach Arbeitsaufnahme Nachhaltung und durchgängige Unterstützung“ und bedeutet, dass die Kunden bei Bedarf maximal sechs Monate lang weiter beraten werden, nachdem sie eine Stelle angetreten haben.
Im Fall von Hannelore L. hat sich dieser Aufwand bezahlt gemacht. Sobald sie die vertrauten Probleme auf sich zukommen sieht, sucht sie den Rat ihrer Betreuerin. Mittlerweile hat sie die Probezeit längst überstanden.

*der Name wurde von der Redaktion geändert.