Arbeitslosigkeit
Im Kreis Gütersloh waren 2024 durchschnittlich 10.928 Menschen arbeitslos. Dies sind alle Personen, die Bürgergeld (SGB II) und Arbeitslosengeld (SGB III) beziehen, und zudem aktuell dem Arbeitsmarkt zu Verfügung stehen. Die Zahl ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 1.460 Personen (plus 15,4 Prozent) gestiegen. Dem zur Folge steigt auch die durchschnittliche Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent in 2023 auf 5,1 Prozent im Jahr 2024. „Die schwache konjunkturelle Entwicklung weltweit schlägt sich weiterhin auch auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Gütersloh nieder“, sagt Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld/Gütersloh. In der Arbeitslosenversicherung ist dabei der Anstieg von 648 Personen (plus 15,9 Prozent) im Vergleich zu 2023 zu verzeichnen. „Auffällig ist, dass aktuell auch ein höherer Bildungsabschluss nicht vor einer Arbeitslosigkeit schützt, somit die Betriebe auch Fachkräfte freisetzen“, so Draeger. Grundsätzlich gelte aber weiterhin: je höher der Schul- bzw. Berufsabschluss ist, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu werden bzw. längerfristig ohne Beschäftigung zu sein.
Die Zahl der Bürgergeldbeziehenden ist um 5.812 (plus 15,1 Prozent) angestiegen. „Dies ist im Wesentlichen auf die Zuwanderung durch geflüchtete Menschen, Familiennachzug und durch den Wechsel aus dem Asylbereich ins Bürgergeld begründet“ erläutert Kathrin Meister, stellv. Leitung des Jobcenters Kreis Gütersloh.
„Wir haben weiterhin eine hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. Sowohl die Zugänge in aber auch die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit sind gestiegen. So haben allein im Kreis Gütersloh im letzten Jahr 1.224 Personen mehr ihre Arbeitslosigkeit aufgrund eines neuen Jobs beendet als noch 2023“, unterstreicht Mense, Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Gütersloh. Insgesamt waren es 8.016 Personen.
In den Statistikzahlen zur Jugendarbeitslosigkeit werden alle Personen zwischen 15 und 25 Jahren geführt, die ohne Job, Ausbildungsstelle oder Studium sind. Binnen Jahresfrist erhöht sich die Zahl um 137 auf 1.022 Personen. Diese Zunahme teilt sich dabei mit 86 Personen (plus 17,1 Prozent) auf die Arbeitslosenversicherung und 51 Personen (plus 13,4 Prozent) im Bereich des Bürgergelds auf.
Unterbeschäftigung
Neben den aktuell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen werden in der sogenannten Unterbeschäftigung auch jene Kundinnen und Kunden mitgezählt, die ebenfalls erwerbslos sind, aus unterschiedlichen Gründen – durch Mutterschutz, eine Bildungsmaßnahme, einen Sprachkurs oder aus gesundheitlichen Gründen – derzeit allerdings keinen Job antreten können. Hier liegt der Jahresdurchschnitt 2024 im Kreis Gütersloh bei 13.943 Personen und die Quote bei 6,4 Prozent. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 1.299 Personen bzw. 0,6 Prozentpunkte.
Besondere Herausforderungen ergeben sich für die Integrationsfachkräfte im Jobcenter insbesondere dadurch, dass bei den zugewanderten Menschen häufig keine klassischen Berufsabschlüsse vorliegen und neben Spracherwerb auch Kinderbetreuungsfragen zu klären sind. „Dennoch weisen die Bewegungen innerhalb dieser Personengruppen darauf hin, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen ist, zahlreiche Migranten in den hiesigen Arbeitsmarkt zu bringen“, so Meister.
Arbeitsstellen
Die aktuelle wirtschaftliche Situation im Kreis Gütersloh spiegelt sich besonders in den neu gemeldeten offenen Arbeitsstellen wider. Diese sind von Dezember 2023 zu Dezember 2024 um 7,3 Prozent gesunken. Auch der Bestand an ausgeschriebenen offenen Arbeitsplätzen ist innerhalb des letzten Jahres um 464 Stellen gesunken (minus 11,4 Prozent). „Trotz des Rückgangs haben wir immer noch durchschnittlich 3.603 zu besetzende Stellen im Bestand – dies sind rund 800 Stellen mehr als 2019 vor der Pandemie“, so Mense.
Beschäftigung
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wird statistisch immer quartalsweise und wegen möglicher Nachmeldungen von Beschäftigten durch ihre Arbeitgeber auch verzögert abgebildet. Die letzten Zahlen sind somit aus Juni 2024 und mit 183.228 Personen um 2.309 sozialversicherungspflichtigen Stellen niedriger als im Juni 2023. „Der bisherige Rekordmarke lag im September 2022 bei 190.079. Somit waren es im Juni 2024 6.851 Personen weniger. „Inwieweit sich hier die Zahlen aufgrund der wirtschaftlichen Situation zum Ende des Jahres 2024 noch weiter verändert haben, müssen wir aufgrund der Nachmeldungen noch abwarten“, erklärt Mense.
Kurzarbeit
Bei der Erhebung der Kurzarbeit besteht ein entscheidender Unterschied zwischen der angezeigten und der realisierten Kurzarbeit. Alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können – wenn sie die dafür notwendigen Voraussetzungen erfüllen – Kurzarbeit für ihre Beschäftigten anmelden. Eine Verpflichtung, diese dann auch umzusetzen, besteht jedoch nicht. Die neuesten Zahlen zu den Anzeigen liegen für November 2024 vor. Hier meldeten 27 Betriebe mit 451 Beschäftigten Kurzarbeit an. Ein Jahr zuvor waren es noch 31 Betriebe mit 519 Beschäftigten.
Bei der realisierten Kurzarbeit kommt es aufgrund der Nachmeldungen der Arbeitgeber für ihre Beschäftigten ebenfalls zu einer verzögerten Abbildung wie bei der sozialversicherungspflichten Beschäftigung. Die aktuellsten Zahlen gibt es deshalb aus Juni 2024. Hier arbeiteten 1.545 Personen in 80 Betrieben kurz. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es noch 2.256 Menschen in 84 Betrieben. „Entgegen dem bundesweiten Trend ist die Kurzarbeit im Kreis Gütersloh somit leicht rückläufig“, so Draeger.