Treffen sich eine Bäckerin, ein Gebäudereiniger und ein Lüftungsrohrbauer in einem Tagungshotel – was klingt wie der Einstieg in einen Witz, hat einen freudig seriösen Hintergrund: Am 17. September hat die Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg vier Unternehmen mit dem Zertifikat für Nachwuchsförderung 2025 ausgezeichnet. Denn alle vier Betriebe, das Gustav-Stresemann-Institut e.V., die Gilgen´s Bäckerei und Konditorei GmbH und Co KG, die HoKa Gesellschaft für Lüftungsformteile mbH und Shpend Qamili Glas- und Gebäudereinigung, haben sich in der Vergangenheit in besonderem Maße für die Ausbildung des Fachkräftenachwuchses engagiert.
Im Rahmen der Verleihung am 17. September 2025 würdigte Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn, die Betriebe als unverzichtbare Partner auf dem Arbeitsmarkt: „Die ausgezeichneten Betriebe sind in unterschiedlichen Branchen tätig, haben aber eins gemein: den besonderen Einsatz im Bereich der Ausbildung. Sie alle eröffnen Jugendlichen Jahr für Jahr einen fundierten Einstieg in eine berufliche Zukunft. Darunter auch solchen jungen Menschen, bei denen nicht alles glattgelaufen ist. Wenn die Jugendlichen diese Chance nutzen, sind sie in hohem Maße vor künftiger Arbeitslosigkeit geschützt.“ Krause erinnerte daran, dass mehr als dreiviertel der ausgeschriebenen Stellen in der Region mindestens eine abgeschlossene Ausbildung voraussetzen. Gleichzeitig sei die Ausbildung im eigenen Betrieb ein wichtiger Baustein für den Abbau des Fachkräftemangels. „Mit Ihrem Ausbildungsangebot lindern Sie den eigenen Fachkräftemangel – Sie tragen darüber hinaus auch zur positiven Entwicklung der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Wohlstands in unserer Region bei. Dafür danke ich Ihnen herzlich.“ Krause rief die Unternehmen im Agenturbezirk auf, sich bei Fragen, Unterstützungs- oder Förderbedarf im Bereich Ausbildung jederzeit an die Agentur für Arbeit und ihre Partner am Ausbildungsmarkt zu wenden.
Für die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK) gratulierte Sven Schnieber, Bereichsleiter Berufsbildung, und sagte: „Die duale Ausbildung ist das Fundament unserer regionalen Wirtschaft. Sie verbindet Theorie und Praxis auf einzigartige Weise und schafft Perspektiven für junge Menschen wie für Unternehmen. Die heute ausgezeichneten Betriebe zeigen eindrucksvoll, wie verantwortungsbewusst und erfolgreich Ausbildung in unserer Region gelebt wird – in unterschiedlichen Branchen und Betriebsgrößen. Dieses Engagement ist ein Gewinn für die gesamte Wirtschaft in Bonn/Rhein-Sieg und insbesondere für die jungen Menschen, die hier ihren beruflichen Weg starten. Im Namen der IHK danke ich den geehrten Unternehmen herzlich für ihren Einsatz!“
Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg, würdigte den ausgezeichneten Betrieb in seiner Laudatio wie folgt: „Das Engagement von Shpend Qamili Glas- und Gebäudereinigung zeigt, wie wichtig die Ausbildung junger Menschen im Gebäudereiniger-Handwerk ist. Solche Betriebe schaffen Perspektiven für den Nachwuchs und sichern damit die Zukunft einer ganzen Branche, die mit ihrer Arbeit einen unverzichtbaren Beitrag für die Lebensqualität und Wirtschaftskraft unserer Region leistet: Das Gewerk der Gebäudereiniger ist einer der größten Arbeitgeber im Handwerk und sorgt tagtäglich dafür, dass Schulen, Krankenhäuser, Büros und viele andere öffentliche und nicht-öffentliche Einrichtungen in unserer Region funktionsfähig bleiben. Gut ausgebildete Fachkräfte sind dafür unverzichtbar.“
„Wo Wissen weitergegeben, Talent gefördert und Zukunftsperspektiven geformt werden, zeigen die ausgezeichneten Ausbildungsbetriebe im Bäckerhandwerk, der Gebäudereinigung und dem Lüftungsbau tagtäglich, was echte Verantwortung für die nächste Generation bedeutet. Ihr Engagement geht weit über das gewohnte Maß hinaus – die vier Unternehmen eröffnen Karrierechancen, auch für Jugendliche, deren Weg nicht geradlinig verläuft, und machen so echte Erfolgsgeschichten im Handwerk möglich“, stellt Ulrike Pütz, Abteilungsleiterin Karrierewerkstatt der Handwerkskammer zu Köln, fest.
Die Vertreterinnen und Vertreter der ausgezeichneten Betriebe freuten sich über die Würdigung und erläuterten den Hintergrund ihres Engagements:
„Als Tagungshaus mit Hotel und Gastronomie, als mittelständischer Arbeitgeber von 125 Mitarbeiter*innen, als Unternehmen mit über 70jähriger Geschichte und als Institution der politischen Bildung, wissen wir, dass wirtschaftlicher Erfolg nur mit qualifiziertem Personal gelingt. Fachkräfte, die wir ausgebildet haben, übernehmen heute wichtige Fach- und Führungspositionen“, erklärt Wilfried Klein, Leiter des Gustav-Stresemann-Instituts (GSI) e.V. „Die 14 jungen Menschen, die bei uns derzeit in fünf Berufen lernen, gehören zu unserem wertvollsten ‚Betriebsvermögen‘. Junge Menschen mit Fluchtbiografie verstärken das internationale Team. Ohne kontinuierliche Nachwuchsförderung können weder Wirtschaftsbetriebe noch die Gesellschaft eine gute Zukunft gestalten.“
„Ausbildung bei Gilgen’s heißt: Handwerk bewahren und Zukunft gestalten. Vom ersten Azubi Welcome Day bis zur feierlichen Lossprechung begleiten wir unsere Azubis eng – mit Prüfungsvorbereitung – digital und mit unseren Azubi-Betreuern live vor Ort, Austauschmöglichkeiten und echter Gemeinschaft,“ sagt Manuela Gilgen, Geschäftsführerin von Gilgen´s Bäckerei und Konditorei GmbH und Co KG. „Dabei macht uns Vielfalt stärker: Bei uns lernen Menschen unterschiedlichster Nationen miteinander und füreinander – Integration und Gleichberechtigung gehören für uns genauso dazu wie Mehl und Sauerteig zum Brot.“
„Um dem demographischen Wandel zu begegnen, setzen wir gezielt auf fundierte Ausbildung in verschiedenen Berufen. Gerade für mittelständische Unternehmen ist dies essenziell, um den Fortbestand zu sichern“, erklärt Peter Müller, Geschäftsführer der HoKa Gesellschaft für Lüftungsformteile mbH. „Unsere Auszubildenden profitieren von einer starken Verbindung aus Theorie und Praxis. Interne Unterrichtseinheiten helfen, schulische Herausforderungen zu meistern. Dabei legen wir Wert auf individuelle Förderung, auch von sozialen Kompetenzen, und ein motivierendes Umfeld. Die Integration ins HoKa-Team und die aktive Teilnahme an Projekten stärken Selbstvertrauen und Zusammenhalt. Die erhaltene Auszeichnung bestätigt und motiviert uns.“
„Mit unserem Ausbildungsengagement übernehmen wir bewusst Verantwortung – sowohl für junge Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt als auch für die Zukunft unseres Unternehmens. Bei Shpend Qamili Glas- und Gebäudereinigung ist es uns wichtig, nicht nur fachliches Wissen zu vermitteln, sondern auch Werte wie Zuverlässigkeit, Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt weiterzugeben“, sagt Arbias Qamili, von Shpend Qamili Glas- und Gebäudereinigung. „Besonders freuen wir uns, dass wir auch Auszubildenden mit sprachlichen Herausforderungen eine Chance geben können – und dass dieses Engagement mit dem Ausbildungszertifikat gewürdigt wird, bedeutet uns sehr viel.“
Zum Ausbildungsmarkt im Agenturbezirk Bonn
Insgesamt steigt das Interesse an betrieblicher Ausbildung in der Region Bonn/Rhein-Sieg seit 2022 sowohl in den Betrieben als auch bei den Interessierten wieder an. Bis August 2025 haben insgesamt 5.053 junge Frauen und Männer ihr Interesse an einem Ausbildungsplatz gemeldet. Dies ist ein Plus von 171 Menschen bzw. 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Seitens der Betriebe wurden 4.813 offene Ausbildungsstellen gemeldet, was einen Zuwachs von 89 Stellen oder 1,7 Prozent bedeutet. Derzeit sind noch 1.229 Stellen unbesetzt.
Gruppenfoto der ausgezeichneten Betriebe mit Vertreterinnen und Vertretern der Agentur für Arbeit und der zuständigen Kammern, (v.l.): Andrea Sylla, Artur Schiwe und Peter Müller (HoKa GmbH), Stefan Krause (Agentur für Arbeit Bonn), Ulrike Pütz (Handwerkskammer zu Köln), Oliver Krämer (Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg), Sven Schnieber (IHK Bonn/Rhein-Sieg), Wilfried Klein (GSI e. V.), Arbias Qamili, Shpend Qamili, Aleksi Danger, Brunaldo Muhametaj (Shpend Qamili), Jan Schröder (Gilgen’s), Hanna Kowalewski, Hans-Jürgen Arndt (GSI e. V.), Annisa Fitri (Gilgen’s) und Fatima El Jerrari (GSI e. V.).