Vom Tellerwäscher zum Koch

Über Umwege zum Traumjob

Pascal Nagler hat ihn gefunden – seinen Traumjob. Aber der Reihe nach: 
Es duftet nach frischer Suppe im Altenheim „Im Kamp“ in Braunschweig-Rüningen. Alle Bewohner wissen, dass heute wieder Suppentag ist und freuen sich drauf. Eine der Neuerungen der frisch gebackenen Fachkraft in der Küche. Doch bevor es an die Essensausgabe geht, treffen wir uns zum Gespräch. Denn obwohl er schon als Kind gern gekocht hat, führte der Weg von Pascal Nagler zur Koch-Abschlussprüfung über Umwege.

„Ich komme aus einer Gastronomen-Familie. Mein Vater war Koch, meine Mutter im Service. Daher kenne ich die Arbeitszeiten und wie schwierig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein kann“, erinnert sich der Braunschweiger an seine erste Berufswahl. Nach einer kurzen Zeit der Ausbildung in einem Hotelrestaurant arbeitete er zunächst einige Jahre als Schweißer, was „auch Spaß gemacht hat“, sagt er. Doch sein Rücken hat diese beruflichen Pläne zerschlagen und so entschied er sich, erneut sein Hobby zum Beruf zu machen. Der Einstieg beim Altenheim „Im Kamp“ in Braunschweig-Rüningen erfolgte zunächst in Teilzeit als Küchenhilfe, was schnell in eine Vollzeitstelle mündete. „Die Leidenschaft ist vorhanden, das habe ich sofort gespürt“, erinnert sich Andrea Kierski, die Leiterin des Heims. „Wir haben dann gemeinsam mit der Arbeitsagentur überlegt, wie wir den Übergang von der Hilfs- zur Fachkraft ermöglichen können und welche Möglichkeiten der Förderung bestehen. Als Unternehmen weiß ich schließlich genau in wen ich investiere und dass es sich lohnt, auf gute Leute zu bauen und diese gezielt zu fördern.“


„Und nach den Absprachen ging alles Ruck-Zuck“, erinnert sich der heutige Küchenchef. „Ich startete mit dem neunmonatigen Vorbereitungskurs auf die Externenprüfung bei der Kammer. Dort habe ich alles gelernt, um die theoretische und praktische Prüfung abzulegen, genau wie die Azubis nach drei Lehrjahren“, sagt der 37-jährige Absolvent nicht ohne Stolz. Möglich ist dies, weil bereits im Vorfeld viele Jahre Berufserfahrung nachgewiesen werden konnten. Die Agenturchefin ergänzt: „Das war eine großartige Leistung. Den komprimierten Unterrichtsstoff auf der Schulbank im Homeoffice zu büffeln verdient meinen großen Respekt. Das haben Sie gut gemacht!“

Die Agentur für Arbeit übernimmt die Qualifizierungskosten

Auch die Arbeitsagentur freut sich über diese Erfolgsgeschichte. „Wir wünschen uns, dass dieses tolle Beispiel Schule macht. Es ist eine Mutmacher-Geschichte und ein Baustein für Unternehmen, die Fachkräfte zu sichern. Also schauen Sie auch mal nach innen. Wer von den Beschäftigten käme für eine Qualifizierung in Frage? Niemand sollte bei betrieblichen Ausbildungen müde werden. Wir haben tolle Instrumente zur Förderung. Sprechen Sie uns an,“ appelliert die Chefin der Arbeitsagentur, Kerstin Kuechler-Kakoschke, in Richtung der Unternehmen.
Die Agentur für Arbeit unterstützte in diesem Fall mit der sogenannten Beschäftigtenförderung und übernahm die Lehrgangskosten sowie die Bezahlung des vollen Gehalts für Nagler. Dafür hat das Heim jemanden einstellen können, der die Lücke in der Küche während der Qualifizierung geschlossen hat. Und als wäre diese Geschichte nicht Erfolg genug, so ergänzt Heimleiterin Kierski: „Der Vertretung hat die besondere Atmosphäre im Heim und die Arbeit mit den Senioren so sehr gefallen, dass sie von der Küche in die Pflegeausbildung gewechselt ist. Das ist natürlich in der heutigen Zeit der wenigen Pflegefachkräfte eine wunderbare Situation für alle.“ 
Die Weiterbildung habe er, auch in seinem Alter, definitiv nicht bereut und rät: „Wer überlegt, sollte den ersten Schritt machen.“ Dem stimmt seine Chefin zu. „Wir müssen Talente entdecken, Anerkennen, Vertrauen geben und wertschätzen. Das alles zahlt sich aus.“

Der neue Küchenchef über seine Pläne

Mit dem Berufsabschluss habe sich viel geändert. Mit der Weiterbildung ist er auch zur Küchenleitung aufgestiegen. „Ich habe mehr Verantwortung, mehr Arbeitsinhalte und natürlich auch mehr Gehalt“, resümiert Nagler zufrieden. Mit seiner eigenen Budget- und Arbeitsplanung haben sich auch Veränderungen in der Küche eingestellt: „Ein Koch muss kreativ sein. Das Essen hier gibt Tagesstruktur und ist häufig ein Highlight, auch wenn es nicht immer die gewünschte deftige Hausmannskost sein kann. In unserem kleinen Heim bekomme ich immer sofort gespiegelt, ob es schmeckt oder nicht. Selbstverständlich gibt es bei der Essensausgabe auch immer einen gutgemeinten Tipp aus jahrzehntelanger Erfahrung“, schmunzelt er. 

Bevor es dann an die Essensausgabe der frischen Suppe geht, verrät Nagler das nächste berufliche Ziel: „Ich würde gern den Ausbilderschein machen. Ich mag es Kollegen anzulernen und mein Wissen weiterzugeben.“ Da hakt die Agenturchefin gleich ein und ergänzt lächelnd „Da vermitteln wir die Auszubildenden dann auch sehr gern…“