Anstieg der Arbeitslosenzahl auf über 9.000 Personen in Bremerhaven, Quote bei 14,5% In der Stadt Bremerhaven lag die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Jahr 2024 bei 9.039 Personen, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 445 Personen oder +5,2%. Unter den Arbeitslosen waren im Dezember 2024 insgesamt 563 Menschen aus der Ukraine, im Dezember 2023 waren es nur 512 Personen.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug im zurückliegenden Jahr in der Stadt Bremerhaven 14,5%. Damit stieg die Quote um 0,4 Prozentpunkte. Im Vorjahr betrug das Plus 0,8 Prozentpunkte, damals geprägt durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine.
Arbeitslosigkeit stieg an, obwohl mehr Menschen als 2023 ihre Arbeitslosigkeit mit einer Erwerbstätigkeit beenden konnten
Im Ergebnis waren im Jahresdurchschnitt 2024 insgesamt 445 Personen mehr (+5,2%) im Arbeitsagenturbezirk Bremerhaven arbeitslos gemeldet als im Vorjahr. Verschiedene Einflüsse prägten das Bild am Arbeitsmarkt 2024. Die Zugänge in Arbeitslosigkeit lagen mit 17.185 Personen etwa auf Vorjahresniveau (+33 Personen oder +0,2 Prozent). Den stärksten Zugang in die Arbeitslosigkeit gab es aus der sog. Nichterwerbstätigkeit (+6.534 Personen), allerdings waren es weniger als im Vorjahr (-84 Personen oder -1,3 Prozent).
Ein Beenden der Arbeitslosigkeit gelang 2024 insgesamt 17.129 Personen. Das waren 703 Menschen oder 4,3% mehr als im Jahresdurchschnitt 2023. Beinahe 7.000 Menschen darunter wechselten in die Nichterwerbstätigkeit (6.963 Personen), das waren 366 Personen oder 5,5% mehr als noch im Vorjahr.
Die Zugänge aus Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit blieben mit 5.723 Personen stabil
(+8 Personen oder +0,1%). Anders die Abgänge in Erwerbstätigkeit, sie nahmen an Dynamik zu. Insgesamt 4.654 Personen könnten im Jahr 2024 ihre Arbeitslosigkeit mit einer Erwerbstätigkeit beenden. Das war ein Plus von 128 Personen (+2,8%) im Vergleich zum Vorjahr.
Insgesamt lag die Zahl der Zugänge in Arbeitslosigkeit deutlich über derjenigen der Abgänge aus Arbeitslosigkeit (+1.069 Personen).
Nach einer Ausbildung oder einer Maßnahme mussten 2024 in der Jahressumme 4.489 Personen in Arbeitslosigkeit wechseln, das waren 139 Personen oder 3,2% mehr als 2023. Aber es konnten auch mehr Menschen über eine Ausbildung oder Maßnahme ihre Arbeitslosigkeit beenden. Insgesamt gelang dies 4.305 ehemals Arbeitslosen, ein Plus von 5,9% oder 239 Personen.
Statement zum Jahresverlauf 2024
Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: „Der Arbeitsmarkt zeigte im Jahr 2024 seine Vielfalt und seine Segmentierung: Einerseits bestand in vielen Branchen weiterhin akuter Kräftemangel. Der Bestand an offenen Stellen stieg in Bremerhaven im Jahresdurchschnitt auf ein Langzeithoch an. Der jahres-durchschnittliche Stellenbestand hat sich um 59 Stellen oder +4,4 Prozent auf 1.398 Stellen erhöht. Im Stellenbestand setzt sich dieser Aufwuchs seit 2001 fast kontinuierlich fort. Ledig-lich 2022 war er höher als im zurückliegenden Jahr. Wir sind nah dran am Markt und arbeiten eng mit den Betrieben zusammen. Immerhin 2,8 Prozent mehr Menschen als noch 2023 gelang es vor diesem Hintergrund, ihre Arbeitslosigkeit mit der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu beenden.
Andererseits wirkte sich die konjunkturelle Entwicklung auf die Wirtschaft aus. Hohe Energiepreise für das produzierende Gewerbe sowie die fortgesetzte Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Ukraine-Krieges wirkten dämpfend auf die Konjunktur. Im Ergebnis fielen der übliche Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt 2024 sowie die in der Regel nach den Sommerferien einsetzende Arbeitsmarktbelebung schwächer aus. Das hatte Auswirkungen. Der Zugang aus Erwerbslosigkeit in die Arbeitslosigkeit mit 5.723 Personen gestaltete sich deutlich höher als die Zahl derjenigen Arbeitslosen, die eine Arbeit aufnehmen konnten (4.654 Personen). In der Folge stieg vor allem in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) die Arbeitslosigkeit an (+12,3%), im Bürgergeld (SGB II) waren es nur +3,3%.“
Arbeitsagentur: In der Stadt Bremerhaven waren 2024 jahresdurchschnittlich 2.019 Personen bei der Agentur für Arbeit (nach Sozialgesetzbuch III) arbeitslos gemeldet, ein Anstieg zum Vorjahr um 221 Personen oder +12,3 Prozent.
Jobcenter: In Bremerhaven waren mit 7.020 Personen im zurückliegenden Jahres-durchschnitt 223 Arbeitslose (+3,3%) mehr gemeldet (nach dem Sozialgesetzbuch II) als im Vorjahr 2023.
Umfang der Unterbeschäftigung nahm zu
Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven die umfassenderen Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden1. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeit-licher Verzögerung erhoben werden können.
Nach dieser Definition waren im Jahresdurchschnitt 2024 in Bremerhaven 11.424 Personen in der Unterbeschäftigung. Das waren 266 Personen mehr als im Vorjahr (2023: 11.158 Personen).
Die Unterbeschäftigungsquote im Jahresdurchschnitt stieg an von 17,7 Prozent im Jahr 2023 auf 17,8 Prozent im Jahr 2024.
Etwas weniger Beschäftigte insgesamt und mehr Teilzeitbeschäftigte
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne ausschließlich geringfügig Beschäftigte) lag bei 52.594 Personen (Stichtag 30. Juni 2024). Das waren weniger Beschäftigte als im Vorjahr (-0,3%), aber genauso viele Beschäftigte wie im Vorvorjahr 2022.
Bezogen auf die Gruppe der ausschließlich geringfügig Beschäftigten (6.316 Personen) fällt der Rückgang mit -2,1% deutlich stärker aus als der Rückgang der Gesamtbeschäftigung.
Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug rund ein Drittel (33,2%). Zum Vorjahr gab es einen Anstieg dieser Beschäftigungsart um 0,6 Prozent.
Stellenangebot entwickelte sich positiv, Anteil der Zeitarbeit ging zurück
Die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Betriebe über die Agentur für Arbeit Bremerhaven stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr leicht an. Das Angebot insgesamt im Bestand e-reichte im Jahresdurchschnitt 1.398 Stellen, ein Anstieg um 59 Stellen oder +4,4%.
Auch die Zahl der neu gemeldeten Stellen (Zugang) stieg verglichen mit 2023 an, um +1,2% (oder 38 Stellen) auf 3.229 Stellen in der Jahressumme 2024.
Die Entwicklung des (sozialversicherungspflichtigen) Stellenzugangs verlief in den Wirtschaftsbereichen im zurückliegenden Jahr unterschiedlich. Hinter dem allgemeinen Plus von 1,5% beim Zugang an Stellen stecken starke Anstiege wie +209,9% im Bereich „Verkehr und Lagerei“ oder +80,3% im Baugewerbe. Aber auch Rückgänge in etlichen Wirtschaftsbereichen sind zu verzeichnen gewesen. Schwächer als im Vorjahr verlief mit -20,8% der Stellenzugang aus dem Energie- und Entsorgungsbereich sowie aus der Arbeitnehmerüberlassung, im Gesundheits- und Sozialwesen waren es -13,2%.
Der Anteil der Zugänge von Arbeitsangeboten aus der Zeitarbeit an den Gesamtzugängen ging zurück, von 21,4% im Jahr 2023 auf 16,7% im Jahr 2024. Trotzdem bleibt die Arbeitnehmerüberlassung der Wirtschaftsbereich mit dem größten Anteil am sozialversicherungs-pflichtigen Stellenzugang, er lag bei 16,7%.
Arbeitsmarktanalyse nach besonderen Personengruppen: schwache Arbeitsmarktentwicklung betraf alle Menschen – aber unterschiedlich stark
Die Arbeitslosigkeit stieg im Durchschnitt über alle Personen um 5,2 Prozent an. Unter den gesondert betrachteten Personengruppen gab es nur eine, deren Anstieg der Arbeitslosigkeit schwächer ausfiel als im Durchschnitt: die Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Hier stieg die Arbeitslosigkeit mit +3,6% (+218 Personen) unterdurchschnittlich.
Besonders stark stieg die Arbeitslosigkeit dagegen unter den Jüngeren zwischen 15 und 25 Jahren mit +10,6 Prozent an (+78 Personen). Ebenfalls schlechter als im Durchschnitt entwickelte sich die Arbeitsmarktlage für die 50Jährigen und älter (+8,0% oder +208 Personen) sowie für Langzeitarbeitslose (+ 7,9 Prozent oder +270 Personen).
Bei den Frauen lag der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit +6,2% (+233 Personen) über dem Durchschnittswert. Insgesamt waren 4.020 Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen.
Die Zahl der arbeitslosen Ausländer stieg um 5,9% an (Vorjahr: +12,3%). Im Jahresdurchschnitt waren 3.446 Ausländer arbeitslos (2023: 3.254 Personen; 2022: 2.898 Personen).
Ausblick auf das Jahr 2025
Joachim Ossmann zu den Arbeitsmarktaussichten 2025: „Konjunkturforscher sagen für das Jahr 2025 leider fast kein Wirtschaftswachstum voraus. Daran ist mit zeitlicher Verzögerung auch immer der Arbeitsmarkt und damit Beschäftigungschancen für zuvor arbeitslose Menschen gekoppelt. Dazu kommen Unsicherheiten über den weiteren Verlauf des Ukrainekrieges und das Verhalten der künftigen US-Regierung. Ein ggf. zunehmender Wirt-schaftsprotektionismus würde sich sicher negativ auf Bremerhaven als großen Lo-gistikstandort auswirken. Wegen der demografischen Entwicklung mit zunehmender Verren-tung der geburtenstarken Jahrgänge wird es auch in 2025 einen hohen Ersatzbedarf für aus dem Erwerbsleben ausscheidende Fachkräfte in der Seestadt geben. Die Agentur für Arbeit hat keinen direkten Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung in der Region. Wir können aber durch Förderung der Weiterbildung sowohl Arbeitslose als auch Beschäftigte besser gegen die Auswirkungen der Transformation in der Wirtschaft wappnen. Wir können die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen in der Region verbessern. Das werden wir auch im Jahr 2025 nach Kräften tun.“
Nina von Rittern, Geschäftsführerin des Jobcenters Bremerhaven:
„2024 ist ein herausforderndes Jahr gewesen. Mit dem Jobturbo, der Bundesinitiative zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, galt es die Potentiale zugewanderter Menschen zu erkennen und mithilfe gezielter Orientierungsmaßnahmen zu fördern. Zentrales Element war und bleibt die engmaschige Beratung durch die Beschäftigten des Jobcenters sowie die gezielte Sprachförderung. Um diese erfolgreiche Fach- und Arbeitskräftestrategie fortzuset-zen, bedarf es weiterhin einer intensiven Kooperation mit Arbeitgebern und verstärkt prag-matischer Ansätze bei der Anerkennung bisheriger Lebensleistungen von Geflüchteten.
Der Arbeitsmarkt unterliegt derzeit einem starken strukturellen und konjunkturellen Wandel. Trotzdem ist es uns 2024 gelungen, mit 2.891 Integrationen das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr zu erhöhen. Die Integrationen erreichen jedoch nicht das Niveau von 2022.
Wir stehen auch 2025 vor der großen Aufgabe, die Passungsprobleme auf dem Arbeits-markt zu bewältigen. Eine Vielzahl unbesetzter Stellen setzt Qualifikationen voraus, über die arbeitslose Menschen nicht in ausreichendem Umfang verfügen. Daher werden wir auch 2025 einen Fokus darauflegen, den Menschen für eine erfolgreiche Qualifizierung einen direkten Zugang zu Weiterbildungsangeboten zu ermöglichen. Speziell im Einzelhandel, in der Gastronomie sowie in Pflege und Betreuung herrscht stetiger Bedarf an Personal.
Um unsere Dienstleistungen für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters Bremerhaven einfacher und schneller zugänglich zu machen, bauen wir unsere digitalen Angebote stetig aus. Antragstellungen, Terminvereinbarungen, Veränderungsmitteilungen oder Anfragen zur Nichterreichbarkeit funktionieren bereits online. Seit dem 15.01.2025 wurde zudem die neue Jobcenter-App eingeführt und steht Bürgerinnen und Bürgern zum Download in den bekannten App-Stores kostenlos bereit.
Die anstehende Bundestagswahl am 23. Februar sorgt für unsichere Rahmenbedingungen. Neben den knapper werdenden Haushaltsmitteln ist zusätzlich mit längerer Dauer einer vorläufigen Haushaltsführung zu rechnen. Kundinnen und Kunden des Jobcenters werden hiervon jedoch kaum etwas spüren. Mit dem Wechsel der Finanzierung ihrer Weiterbildung vom Jobcenter weg hin zur Agentur für Arbeit erhalten sie dort nun eine zusätzliche Beratung.“
Statement Martin Günthner, Dezernent für Arbeit und Soziales beim Magistrat der Stadt Bremerhaven:
„Vor dem Hintergrund einer zunehmend angespannten Arbeitsmarktlage, die sich einerseits durch ein gleichbleibend hohes Niveau der (Langzeit-)Arbeitslosigkeit und andererseits durch einen bemerkbaren Fachkräftemangel auszeichnet, haben wir durch gezielte Programme (langzeit-)arbeitslosen Personen eine berufliche Perspektive vermittelt. Mithilfe kommunaler Angebote und Förderprogramme des Landes ergänzen wir hierfür Maßnahmen des Jobcenters. Dabei ist es uns wichtig, uns mit den arbeitsmarktpolitischen Akteuren ab-zustimmen.
In dem Zusammenhang wurden unter anderem Vorhaben gestartet und umgesetzt, die (langzeit-)arbeitslosen Personen in die Lage versetzen sollen, eine Ausbildung im Erziehungsbereich zu absolvieren. Die Programme erzeugen eine doppelte Wirkung, indem sie eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Kitas und Schulen ermöglichen und gleichzeitig den Fachkräftebedarf nach Erzieher*innen bedienen.
Darüber hinaus arbeiten wir stets daran, neuartige Angebote zu entwickeln, die die Regelförderung sinnvoll ergänzen. Mit der Jobcenter-Kita und dem Modellprojekt für Alleinerziehende haben wir so auch in 2024 einen Beitrag für die Gleichstellung von Frauen auf dem Bremerhavener Arbeitsmarkt geleistet. Hier geht es darum, Jobcenter-Kund*innen eine kurzfristige Kinderbetreuung für eine Teilnahme an Maßnahmen zu ermöglichen und Aller-ziehenden bei der Entwicklung beruflicher Perspektiven zu unterstützen.
Wir sehen weiterhin einen hohen Unterstützungsbedarf jungen Menschen auf ihrem Weg in und durch die Ausbildung. Besonders benachteiligte Zielgruppen am Arbeitsmarkt wie Geflüchtete, Alleinerziehende oder beeinträchtige Menschen benötigen passgenaue und aufei-nander abgestimmte Angebote, um ihre Beschäftigungsfähigkeit aufzubauen und Vermittungschancen zu erhöhen. Angesichts knapper werdender Mittel müssen wir unsere Anstrengungen verstärken, um die notwendigen Finanzierungen sicherzustellen.“