Licht und Schatten am Arbeitsmarkt

Jahresbilanz der Agentur für Arbeit Coesfeld

Das Jahr 2024 war im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld ein Jahr voller Herausforderungen. So ist die Zahl der Arbeitslosen fast auf das Niveau der Finanzkrise von 2009 gestiegen. Gleichzeitig gibt es aber auch gute Nachrichten, denn die Beschäftigung ist bislang immer noch auf einem Rekordniveau.

29.01.2025 | Presseinfo Nr. 5

Im Jahresdurchschnitt waren 15.445 Menschen bei der Arbeitsagentur oder dem kommunalen Jobcenter arbeitslos gemeldet. Damit waren es 1.747 mehr als im Jahr 2023, was einem Anstieg um 12,8 Prozent entspricht. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte an und lag in 2024 bei 4,4 Prozent. "Das ganze Jahr über konnten wir einen kontinuierlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit beobachten. Damit zeigt sich ganz klar, dass die wirtschaftliche Krise in Deutschland auch am lokalen Arbeitsmarkt angekommen ist," berichtet Frank Thiemann, Leiter der Agentur für Arbeit Coesfeld, in der Jahresbilanz. Auch die anhaltende Zuwanderung und Bemühungen zur Integration zugewanderter Flüchtlinge  bildet sich in der Entwicklung weiter ab.

"Es haben sich auch in diesem Jahr zahlreiche Menschen aus einer Beschäftigung arbeitslos melden müssen. Gleichzeitig ist es derzeit aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung eher schwieriger, aus der Arbeitslosigkeit heraus eine neue Anstellung zu finden", erklärt Rolf Heiber, Geschäftsführer operativ bei der Agentur für Arbeit Coesfeld. Die Ursache darin liegt in einer deutlich spürbaren Zurückhaltung der Unternehmen in bestimmten Branchen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter/innen. "Die wirtschaftliche Unsicherheit sorgt dafür, dass Neueinstellungen zunächst zurückgestellt werden", so Heiber. Im Jahresverlauf meldeten die Personalverantwortlichen 7.979 freie Stellen bei der Arbeitsagentur und damit so wenig wie seit mehr als 10 Jahren nicht mehr. „Gleichzeitig gibt es aber weiterhin zahlreiche Bereiche mit ausgeprägtem Fachkräftebedarf und -mangel.“

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld haben so viele Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wie noch nie. So waren im Juni letzten Jahres 234.981 Menschen in eben einer solchen Beschäftigung tätig. "Durch die Rezession hat sich der Anstieg nicht nur verlangsamt, in Teilbereichen ist die Beschäftigung rückläufig", erklärte Thiemann. Rolf Heiber fügt an: "Der Beschäftigungszuwachs findet dabei zuletzt vorrangig bei Frauen statt sowie bei Menschen mit Migrationshintergrund." Denn vor allem die Anzahl der Beschäftigten aus sogenannten Asylherkunftsländern ist im vergangenen Jahr stark angestiegen (+12 %). "Hier zeigt sich, dass diese Menschen mehr und mehr bei uns am Arbeitsmarkt ankommen", berichtet Thiemann.

Gleichzeitig nutzen die Unternehmen die angespannte Situation, in der nicht immer alle Bereiche ausgelastet sind, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzubilden. "Viele Betriebe versuchen auf Entlassungen zu verzichten und investieren stattdessen richtigerweise in das Fachwissen der Belegschaft", so Heiber. Die Agentur für Arbeit unterstützt Unternehmen und Beschäftigte dabei, nicht nur mit Beratung, sondern auch finanziell. So wurden durch die Arbeitsagentur 2024 insgesamt mehr als sieben Millionen Euro in die Weiterbildung von Beschäftigten investiert. "Das hilft auch den Unternehmen, bei einer besseren Auftragslage schnell wieder durchzustarten und verbessert die berufliche Situation der Arbeitskräfte", erklärt Heiber.

Doch nicht nur für Menschen in Beschäftigung war und ist Weiterbildung wichtig, wie Thiemann deutlich macht: "Auch wer arbeitslos ist, erhöht seine Chancen am Arbeitsmarkt mit einer Weiterbildung deutlich." So waren im nun abgelaufenen Jahr 62 Prozent aller Stellen für Fachkräfte gemeldet. Demgegenüber waren allerdings lediglich 27 Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen Fachkräfte. Mit 44 Prozent waren fast die Hälfte der Arbeitslosen lediglich geringqualifiziert und angelernt tätig. "Hier liegt der Schlüssel für den Wiedereinstieg in eine Beschäftigung und auch die Vermeidung von Arbeitslosigkeit darin, diese Personen beruflich zu qualifizieren", sagt Thiemann. Aus diesem Grund investierte die Arbeitsagentur hier rund 10 Millionen Euro in Weiterbildung und damit in die Zukunft dieser Menschen.

Auch für das gerade gestartete Jahr 2025 setzt die Arbeitsagentur auf Weiterbildung: "Wir investieren hier weiter, denn Fachkräfte sind nach wie vor am Arbeitsmarkt gefragt. Diese Nachfrage wird insbesondere dann steigen, wenn die Wirtschaft wieder anzieht", so Rolf Heiber. Er betont, dass der Fachkräftemangel auch in der aktuellen Situation weiterhin vorhanden ist. Bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit erwarten die Arbeitsmarktexperten einen weiteren Anstieg: "Für die kommenden Monate wird es bei der angespannten wirtschaftlichen Lage bleiben, daher ist zu erwarten, dass mehr Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen sein werden", so Thiemann.

Insgesamt wurden durch die Agentur Coesfeld im Jahr 2024 rund 60,6 Mio. € in die aktive Ausbildungs- und Arbeitsmarktförderung investiert.