So kamen im nun abgelaufenen Berichtsjahr auf 68 Bewerberinnen und Bewerber 100 betriebliche Ausbildungsstellen. „Das ist ein sehr guter Wert, der zeigt, wie viele Chancen es für die Jugendlichen in der Region gibt“, betont Frank Thiemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Coesfeld. Insgesamt meldeten sich im Berichtsjahr 3.216 Jugendliche als Bewerberinnen und Bewerber bei der Arbeitsagentur, 269 mehr als noch im Vorjahr. Davon waren Ende September, dem statistischen Ende des Berichtsjahres, noch 179 unversorgt, also ohne Ausbildungsplatz oder andere Alternative. „Die Gründe, wieso es mit dem Ausbildungsplatz nicht geklappt hat, sind sehr individuell“, berichtet Thiemann und fügt an: „Wir haben aber einen sehr engen Kontakt mit den Betroffenen und suchen mit ihnen gemeinsam weiterhin nach einem Ausbildungsplatz, diskutieren weitere Optionen und bieten Alternativen an.“ So sei es jetzt und in den kommenden Wochen weiterhin möglich, mit einer Ausbildung zu starten.
Die Arbeitsagentur setzt aber grundsätzlich darauf, dass möglichst viele Bewerberinnen und Bewerber zum Ausbildungsstart eine Perspektive haben. „Dazu arbeiten wir im Rahmen der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) eng mit den weiteren Akteuren am Ausbildungsmarkt zusammen“, betont Rolf Heiber, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Coesfeld. In Abstimmung mit den Schulen nimmt die Berufsorientierung bereits ab der 8. Klasse Raum ein. „Berufswahl ist ein komplexer Prozess, da es sehr viele Möglichkeiten gibt. Sich darin zurecht zu finden und sich für den passenden Beruf zu entscheiden, ist eine große Herausforderung. Das bedarf Unterstützung“, zeigt Heiber auf. Daher sind die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsagentur regelmäßig in den Schulen vor Ort. „Auf kurzem Weg sind wir so für die Schülerinnen und Schüler ansprechbar, können wichtige Tipps geben und den Berufswahlprozess so professionell und neutral begleiten.“
Hilfe gibt es auch im breiten Netzwerk der Initiative KAoA, wie Frank Thiemann sagt: „Viele Partner sind in diesem Prozess eingebunden, sodass den Jugendlichen im Rahmen dieser Zusammenarbeit Ausbildungsmessen, Vermittlungsaktivitäten oder Praktikumsinitiativen angeboten werden können.“ Besonders Praktika hält der Ausbildungsmarktexperte für ein wichtiges Instrument: „Nur wenn ich im Betrieb vor Ort bin, kann ich mir wirklich ein Bild vom Alltag in einem Beruf machen. Daher ist ein Praktikum, das genau diese Möglichkeit bietet, so wichtig für eine erfolgreiche Berufsorientierung.“ Selbst, wenn die Erkenntnis sei, es ist nicht der passende Beruf, sei das ein Erfolg, wie Thiemann betont.
Während mehr Jugendliche eine Ausbildung suchten als im Vorjahr, meldeten die Unternehmen weniger freie Ausbildungsstellen. Im Berichtsjahr wurden der Arbeitsagentur 4.828 Ausbildungsplätze gemeldet, 438 weniger als im Vorjahreszeitraum. „Die Gründe für diesen Rückgang sind sehr vielschichtig“, ordnet Frank Thiemann ein. Zum einen wirke sich die aktuelle konjunkturelle Entwicklung aus, sodass einige Betriebe derzeit keine Nachwuchskräfte einstellen. „Wir hören aber auch immer wieder, vor allem von kleineren Betrieben, dass eine Ausbildung nicht durchgeführt werden kann, weil der Ausbilder das Unternehmen verlassen hat, zum Beispiel, weil er in Rente gegangen ist. Ein Ersatz ist dann oft noch nicht gefunden“, berichtet Rolf Heiber und macht damit deutlich, dass die demografische Entwicklung in vielen Bereichen der Unternehmen Auswirkungen hat. Frank Thiemann fügt an: „Jungen Menschen eine Perspektive zu geben und als Unternehmen auf Ausbildung zu setzen, ist gerade jetzt wichtig, denn wir werden in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte benötigen. Wir müssen also jetzt in die Jugend investieren.“ So hoffen die Experten der Arbeitsagentur, im kommenden Jahr ein weiterhin großes Interesse der Betriebe an Nachwuchskräften verzeichnen zu können.
Der Blick in die Kreise
Im Kreis Borken meldeten sich im Berichtsjahr 2024/2025 insgesamt 1.962 Jugendliche als Bewerberin bzw. Bewerber bei der Arbeitsagentur. Das waren 192 mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon waren Ende September noch 93 Jugendliche unversorgt. Demgegenüber meldeten die Unternehmen im Kreis Borken 3.369 Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur. Das waren 230 weniger als im Vorjahreszeitraum und sogar 355 weniger als vor zwei Jahren.
Im Kreis Coesfeld konnte die Arbeitsagentur im Berichtsjahr 1.256 Jugendliche als Bewerberin bzw. Bewerber aufnehmen. Damit waren es 77 mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Demgegenüber meldeten die Arbeitgeber weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahr. Insgesamt 1.459 Ausbildungsmöglichkeiten wurden der Arbeitsagentur gemeldet, 208 weniger als zuletzt.