In aller Kürze
• Arbeitslosigkeit steigt auf 38.320 Personen im Jahresdurchschnitt
(Quote: 11,7 Prozent, 2023: 11,5 Prozent)
• Beschäftigung auf Höchststand (Stand Juni 2024: 264.322 Beschäftigte)
• Wieder mehr offene Stellen gemeldet und im Bestand
Ausblick 2025:
• Globale Einflussfaktoren bleiben herausfordernd
• Jobchancen bei Erziehung und Pflege
• JOBAKTIV 2025 – Jobmesse zum dritten Mal in Dortmund
Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit
Dortmund, blickt zurück auf das vergangene Jahr:
Weitgehend robust in bewegten Zeiten
„Mehr Beschäftigte, mehr Arbeitslose und mehr offene Stellen – so zeigte sich der
Dortmunder Arbeitsmarkt zum Ende des Berichtsjahres. Und angesichts teils
dramatischer Schlagzeilen der Wirtschaftspresse muss man konstatieren: Es hätte für
Dortmund schlimmer kommen können. Geopolitische Spannungen, politische
Unsicherheiten und eine fortschreitende Deindustrialisierung prägen den Arbeitsmarkt in
Deutschland und eine echte Belebung lässt weiter auf sich warten. Wie passen angesichts
dieser kritischen Rahmenbedingungen – wenn auch verhaltener – weiter steigende
Beschäftigungszahlen und deutlich mehr gemeldete offene Stellen ins Bild?“
Dienstleistungssektor stärkt Standort
„Tatsächlich kommt hier der erfolgreiche Wandel Dortmunds vom Industrie- hin zum
Dienstleistungsstandort zum Tragen. Die hiesigen Unternehmen beschäftigten im
vergangenen Juni so viele Menschen wie noch nie zum selbigen Zeitpunkt und meldeten
wieder deutlich mehr offene Stellen als im Jahr zuvor. Allerdings blieben viele Stellen
länger unbesetzt als noch vor Jahresfrist, sei es wegen fehlender passender Bewerber,
sei es, weil die Stagnation der Wirtschaft inzwischen auch den Dortmunder Raum erreicht hat.
Positiv stimmt uns, dass sowohl die Anmeldungen von Kurzarbeit als auch die Zahl
der Insolvenzen bislang keine Auffälligkeiten zeigen.“
Markus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenters, kommentiert das Berichtsjahr
wie folgt: „Die Diskussionen über das Bürgergeld halten unvermindert an und sind in
vielen Bereichen von der Sachebene entkoppelt. Worte wie „Totalverweigerer“ und
„Sanktionen“ beherrschen die öffentliche Diskussion. Dies bedarf dringend einer
Versachlichung. Meist wird über die Betroffenen diskutiert statt mit ihnen. Fakt ist, dass
die meisten Bürgergeldempfänger arbeiten wollen, um ein selbstbestimmtes und selbst
finanziertes Leben zu führen. Gleichzeitig suchen viele Unternehmen Arbeits- und
Fachkräfte. Hier im Matching-Prozess zu unterstützen, ist und bleibt unser Hauptziel, das
wir gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern auch in 2025 intensiv verfolgen.“
„Der Arbeitskräftemangel lähmt unsere Wirtschaft. Die Zahl der Menschen im
Erwerbsalter wird in den kommenden Jahren deutlich abnehmen. Daher müssen wir alle
Anstrengungen unternehmen, das inländische Erwerbspotential zu nutzen. Ein Thema,
das uns in diesem Jahr stark beschäftigt hat, war die Integration geflüchteter Menschen.
Sprachbarrieren und fehlende Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Ausbildungen
und Studienabschlüsse waren und sind große Hemmnisse für eine schnelle und
nachhaltige Integration. Anpassungsqualifizierungen unterstützen unsere Kundinnen und
Kunden dabei, dass die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes erfüllt werden. Die
Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt und die Zuwanderung von
Fachkräften wird daher in 2025 weiterhin ein Fokus-Thema sein. Qualifizierung ist und
bleibt insgesamt ein Schwerpunkt unserer Arbeit.
Der Fachkräftebedarf der Dortmunder Unternehmen bleibt auf einem hohen Niveau. Die
überwiegende Anzahl unserer Kundinnen und Kunden haben jedoch keinen verwertbaren
Abschluss. Durch einen engen Austausch mit den lokalen Unternehmen versuchen wir,
unser Qualifizierungsangebot noch stärker an den Bedarfen des Arbeitsmarktes zu
orientieren. Transformation und Digitalisierung führen zu vielen Veränderungen auf dem
Arbeitsmarkt und in allen Bereichen unseres Lebens,“ so Weichert.
Und wie geht es 2025 weiter?
„Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB nennt steigende Reallöhne und
damit eine mögliche Rückkehr der Kauflaune, einen Rückgang der Zinsen, ein
potenzielles Ende der Flaute beim Bau sowie ein Anziehen des Weltmarkts als mögliche
Erholungsfaktoren für die deutsche Wirtschaft. Die oben genannten belastenden Faktoren
bergen jedoch auch weiterhin große Risiken. Inwieweit sich beides auf die Dortmunder
Unternehmen und damit auf den Arbeitsmarkt auswirken werden, ist aktuell kaum
abzusehen,“ so Heike Bettermann. „Die Beschäftigung in den Sektoren Industrie, Bau,
Zeitarbeit und Handel ist rückläufig, hingegen wachsen die Bereiche Erziehung, Pflege
und Gesundheit weiter. Um hier wie dort die dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte
zu gewinnen, setzen wir natürlich unsere bewährte Beratung und Begleitung mit den
Schwerpunkten Ausbildung und Qualifizierung fort. Wir gehen aber auch neue Wege wie
etwa mit dem BA-Modellvorhaben Südosteuropa, das sich gezielt an Zugewanderte aus
Bulgarien und Rumänien richtet. Insbesondere auf die Akquise von Pflegekräften
konzentrieren wir uns gemeinsam mit dem Jobcenter, der Stadt Dortmund,
Unternehmen aus Medizin und Pflege, Pflegeschulen und Weiterbildungsträgern,
indem wir als Netzwerk gemeinsam Ideen und Lösungen entwickeln,
die wir im Laufe des Jahres vorstellen wollen.
Da 2024 in Dortmund entgegen dem Bundestrend die Stellenmeldungen mit einem Plus
von 18,1 Prozent bei den Zugängen deutlich gestiegen sind, freuen wir uns besonders,
dass wir im März mit der JOBAKTIV erneut die größte Jobmesse der Region ausrichten.
50 ausstellende Unternehmen und 1.000 offene Stellen sind eine gute Basis, um
Arbeitsuchende und Arbeitgebende zusammenzubringen.“
Der Arbeitsmarkt 2024 in Zahlen
Mehr Arbeitslose, aber auch mehr Beschäftigungsaufnahmen
Trotz zunehmend belastender konjunktureller Rahmenbedingungen ist der Dortmunder
Arbeitsmarkt weitgehend stabil geblieben. Die Zahl sozialversicherter Beschäftigter stieg
zum Vorjahr um 0,8 Prozent auf 264.661 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Stand März
2024). Im Jahresdurchschnitt waren 38.320 Menschen arbeitslos gemeldet, damit stieg die
Zahl zum Vorjahr um 1.140 Personen (+3,3 Prozent). Insgesamt war im Jahr 2024 wieder
mehr Bewegung im Arbeitsmarkt festzustellen; sowohl die Zugänge in Arbeitslosigkeit (+6,3
Prozent) als auch die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit (+8,6 Prozent) konnten ein
deutliches Wachstum verzeichnen.
Arbeitskräftenachfrage wieder stärker
Nach einem spürbaren Rückgang an gemeldeten offenen Stellen noch im Vorjahr stieg die
Zahl im Berichtsjahr wieder deutlich an. Insgesamt waren es 8.818 neu gemeldete Stellen,
1.351 Stellen oder 18,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings lassen sich die
Unternehmen bei der Stellenbesetzung mehr Zeit: Der Arbeitsagentur gemeldete Stellen
blieben 2024 im Durchschnitt 19 Tage länger vakant als im Jahr zuvor. Die anhaltenden
unterschiedlichen konjunkturhemmenden Einflussfaktoren im In- und im Ausland bereiten
vielfach Sorgen durch finanzielle Belastungen und fehlende Planungssicherheit. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass 4 von 5 Arbeitsstellen nur Fachkräften, Experten oder Spezialisten
offen stehen. Aktuell ist nur jede 5. Stelle eine auf Helferniveau. Entgegen dazu verfügen
Zweidrittel aller Arbeitslosen über keine abgeschlossene Ausbildung.