Ein Rollstuhl bremst nicht aus: Wie Holger Jürgens aus Südbrookmerland seinen Traumjob fand

Zum Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember zeigt die Agentur für Arbeit Emden-Leer, was möglich ist, wenn Motivation, individuelle Förderung und ein offener Arbeitgeber zusammenkommen. Ein Beispiel dafür ist Holger Jürgens aus Südbrookmerland. Der 28-Jährige ist Rollstuhlfahrer – und heute fester Mitarbeiter am Empfang des Landkreises Aurich. Sein Weg dorthin begann bereits 2013 mit einem Gespräch in der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit.

01.12.2025 | Presseinfo Nr. 69

„Nach meiner Schulzeit wusste ich nicht genau, wie ich als Mensch mit Gehbehinderung beruflich meinen Weg finden sollte“, erinnert sich Holger Jürgens. „Deshalb habe ich mich an die Reha-Beratung der Agentur für Arbeit gewandt.“ Es folgten verschiedene Unterstützungsangebote – von einer berufsvorbereitenden Maßnahme (BvB) bis hin zur Förderung seiner Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement an der KVHS Aurich.

„Wir begleiten Menschen so, wie sie es brauchen. Individuell, ohne Schablone und Standardwerkzeug“, erklärt Reha-Vermittlungsfachkraft Wera Hippen von der Agentur für Arbeit Emden-Leer. „Unser Ziel ist es, Menschen wie Herrn Jürgens nicht nur kurzfristig zu unterstützen, sondern ihnen eine echte langfristige, berufliche Perspektive zu eröffnen.“

Die Ausbildung schloss Jürgens erfolgreich ab. Doch die entscheidende Chance ergab sich danach: Wera Hippen von der Arbeitsagentur fragte initiativ beim Landkreis Aurich nach, ob der Landkreis nicht eine freie Stelle hätte. Dort hatte man Holger Jürgens bereits durch ein Praktikum in positiver Erinnerung. Danach folgte eine sogenannte Probebeschäftigung – gefördert durch die Agentur für Arbeit. Von Anfang an war klar: Der Arbeitgeber will ihn halten.

„Die Unterstützung der Agentur für Arbeit hat maßgeblich dazu beigetragen, eine geförderte Probebeschäftigung zu realisieren“, sagt Judith van de Sandt vom Landkreis Aurich. „Als sich anschließend die Möglichkeit einer unbefristeten Weiterbeschäftigung ergab, haben wir diese Chance gerne genutzt“, so die Leiterin des Inneren Dienstes Christel Bontjer-Klöker. Holger Jürgens konnte also bleiben und heute ist er fest im Team integriert.  

„Mein Arbeitsplatz gibt mir jeden Tag Struktur und Selbstvertrauen“

Am Empfang ist Holger Jürgens das erste Gesicht, das Besucherinnen und Besucher sehen. Er koordiniert Anliegen, leitet Telefonanrufe weiter und beantwortet Fragen.

„Ich arbeite sehr gerne hier“, sagt er. „Es macht Freude, mit Menschen zu tun zu haben – und ich weiß, dass ich gebraucht werde.“

Auch im Alltag unterstützt die Agentur für Arbeit weiterhin: Für seine Anfahrt nutzt er den über die Arbeitsagentur finanzierten notwendigen Beförderungsdienst. Sein nächster Traum: Ein Führerschein. „Der Führerschein würde mein Leben komplett verändern“, sagt Jürgens. „Er würde mir viel Eigenständigkeit und Mobilität geben.“

Motivation und Mut zum ersten Schritt

Was hat ihn auf diesem Weg gehalten? „Ganz klar: meine Ziele“, sagt Jürgens. „Ich wollte eine abgeschlossene Ausbildung – und ich wollte arbeiten. Wenn man bereit ist, Hilfe anzunehmen, kann man als Mensch mit Behinderung sehr viel erreichen.“

Seine Geschichte zeigt, wie wichtig individuelle, langfristige und unbürokratische Unterstützung ist. Für den Landkreis Aurich ist das Erfolgsmodell klar: Inklusion funktioniert, wenn alle zusammenarbeiten. „Wir möchten ausdrücklich Mut machen“, sagt Judith van de Sandt. „Menschen mit Behinderung sind eine Bereicherung für jede Dienststelle und jedes Unternehmen. Holger Jürgens ist dafür das beste Beispiel.“

„Traut euch – ihr müsst den Weg nicht allein gehen“

Menschen, die ebenfalls wieder in den Beruf einsteigen möchten, ermutigt Jürgens: „Man kann fast alles erreichen, wenn man sich öffnet und Unterstützung annimmt – egal ob von der Agentur für Arbeit oder anderen Stellen.“

Hintergrundinformationen

Die Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit für Menschen mit Behinderung sind sehr vielfältig - sie reichen von technischen Arbeitshilfen über personelle Unterstützung bis hin zu qualifizierenden Maßnahmen.

Konkret fördert die Arbeitsagentur zum Beispiel:

  • den barrierefreien Umbau von Arbeitsplätzen, etwa durch höhenverstellbare Schreibtische, Rampen oder spezielle Software,

  • Hilfsmittel am Arbeitsplatz, zum Beispiel ergonomische Stühle, Greifhilfen oder Kommunikationshilfen,

  • Fahrkosten oder Beförderungsdienste, wenn der Arbeitsweg selbstständig nicht bewältigt werden kann,

  • Einarbeitungshilfen und Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung einstellen,

  • sowie berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen und Weiterbildungen, wenn Qualifikationen fehlen oder angepasst werden müssen.