Jana Licht, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur Greifswald, führt den Anstieg insbesondere auf saisonale Effekte zurück. „Zum Jahresende melden sich vor allem Menschen aus dem Gastgewerbe, dem Handel, der Land- und Forstwirtschaft sowie dem Gartenbau arbeitsuchend.“ Die stärkste Zunahme wurde für die Geschäftsstelle Wolgast verzeichnet, die einen großen Teil der Insel Usedom umfasst. Die beliebte Urlaubsregion ist stark vom Tourismus geprägt. Neben den Hotels und Gaststätten profitiert auch der Einzelhandel während der Saison von den Urlauberinnen und Urlaubern. Im Geschäftsstellenbezirk Wolgast stieg die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats um 176 Personen auf nunmehr 1.947 Arbeitslose an. Dennoch wurde hier mit 8,7 Prozent die zweitniedrigste Arbeitslosenquote im Landkreis registriert. Die niedrigste Quote verzeichnete Greifswald mit 7,0 Prozent.
Im Vergleich zum Dezember 2023 waren im Berichtsmonat 212 Personen mehr arbeitslos gemeldet. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 9,0 Prozent.
Dennoch blickt Jana Licht auf ein insgesamt stabiles Jahr für den regionalen Arbeitsmarkt zurück. Im Jahresdurchschnitt waren im vergangenen Jahr 10.401 Frauen und Männer auf der Suche nach einer bezahlten Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote lag jahresdurchschnittlich bei 9,1 Prozent. „Angesichts der anhaltenden Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine, der wirtschaftlichen Stagnation und der vorangegangenen Pandemiejahre, zeigte sich der Arbeitsmarkt in Vorpommern-Greifswald sehr robust“, so Jana Licht. Zwar lag die Arbeitslosenquote vor der Corona-Pandemie, also im Jahr 2019, bei 8,6 Prozent. Allerdings nur ein Jahr zuvor, im Jahr 2018, lag sie noch bei 9,4 Prozent. Damals waren im Jahresdurchschnitt fast 11.000 Menschen (genau 10.968) arbeitslos gemeldet.
Für Vorpommern-Greifswald liegen nunmehr die Beschäftigtendaten von Juni 2024 vor. Demnach waren im Juni letzten Jahres 84.242 Menschen sozialversicherungspflichtig angestellt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Erwerbstätigkeit insgesamt um 392 Personen. Während die Zahl der deutschen Beschäftigten um 1.054 Personen auf 76.475 zurückging, stieg die Zahl der ausländischen Beschäftigten um 662 Personen auf nunmehr 7.767. „Der demografische Wandel wird in den kommenden Jahren für steigende Renteneintritte sorgen. Gut ein Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vorpommern-Greifwald sind 55 Jahre und älter“, erläutert Jana Licht.
Mit Abstand die größte Gruppe der ausländischen Beschäftigten stammt aus Polen (4.649 Personen). Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ukrainischem Pass hat sich in den vergangenen vier Jahren fast versechsfacht und liegt nunmehr bei 527 Erwerbstätigen.
Die ausländischen Arbeitnehmer sind in allen Wirtschaftszweigen tätig. Gut ein Drittel arbeitet im Gastgewerbe. Fast 1.000 Personen (genau 989) sind in Betrieben des verarbeitenden Gewerbes beschäftigt, 935 im Gesundheits- und Sozialwesen und gut 600 (genau 602) im Bereich Handel und Instandhaltung/ Reparatur von Kraftfahrzeugen.
Auch wenn Kurzarbeit aktuell keine besondere Rolle in Vorpommern-Greifswald spielt, informiert die Geschäftsführerin Jana Licht über die von der Bundesregierung Ende des letzten Jahres beschlossene verlängerte Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld. Die entsprechende Verordnung trat am 1. Januar 2025 in Kraft und ist bis zum 31. Dezember 2025 gültig. „Von der Regelung profitieren Unternehmen, die sich bereits jetzt in Kurzarbeit befinden und bei denen der Arbeits- und Entgeltausfall mehr als zwölf Monate andauern wird.“ Unternehmen können sich mit ihren Fragen an ihre Ansprechperson im Arbeitgeber-Service wenden oder nutzen die kostenfreie Servicenummer 0800 4 5555 20.
Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen
Anklam 10,6 Prozent, Greifswald 7,0 Prozent, Pasewalk 12,0 Prozent, Ueckermünde 11,6 Prozent, Wolgast 8,7 Prozent
Im Agenturbezirk Greifswald entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat unterschiedlich. Für die Geschäftsstellen Greifswald und Anklam wurde zum Dezember 2023 ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 246 bzw. 80 Personen registriert.
Dagegen sank in den Geschäftsstellen Pasewalk, Ueckermünde und Wolgast der Bestand an arbeitslos gemeldeten Personen. Trotz dieser guten Entwicklungen verzeichneten Pasewalk und Ueckermünde weiterhin die höchsten Arbeitslosenquoten.
Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Dezember 3.564 Arbeitslose und damit 126 mehr als vor einem Jahr. Das Jobcenter Vorpommern Greifswald (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) war für 6.876 arbeitslose Personen verantwortlich, 86 mehr als im Vorjahresmonat.
SGB III + 3,7 Prozent
SGB II + 1,3 Prozent
Stellenmarkt
Die Betriebe meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter im Jahr 2024 fast 4.800 neue Arbeitsstellen (genau 4.796). Aktuell betreuen die Vermittlerinnen und Vermittler 2.252 Arbeitsangebote.
Im Dezember meldeten die Unternehmen insgesamt 401 neue Stellen. Sie stammen vorrangig aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (120), Gastgewerbe (40), öffentliche Verwaltung (38) und dem Handel mit 33 neuen Offerten.
Gesucht werden unter anderem: Betriebsschlosser/in, Integrations-/ Inklusionsfachkraft, Fahrlehrer/in, Polsterer/in und Dekorateur/in, Zerspannungsmechaniker/in, Schiffsführer/in und viele mehr.
Geldleistungen
Im Dezember 2024 erhielten 3.353 Personen Arbeitslosengeld, 24 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Dezember bei 13.089. Gegenüber Dezember 2023 ist dies ein Rückgang um 231 Personen.
Ausblick
Für den Januar prognostiziert Jana Licht noch weiter steigende Arbeitslosenzahlen. „In Vorpommern-Greifswald steigt die Arbeitslosigkeit während der Wintermonate saisonal bedingt an. Dazu beeinflussen auslaufende Verträge, die zum 31. Dezember enden, die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Januar.“