Im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen gesunken. Im März waren 11.014 Frauen und Männer auf der Suche nach einem Job. Das sind 265 weniger als im Februar. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 9,7 Prozent.
„Die ersten Frühjahrsboten machen sich am Arbeitsmarkt bemerkbar“, kommentiert Klaus-Peter Köpcke, Leiter der Arbeitsagentur Greifswald, die aktuelle Entwicklung. Der Großteil des Rückgangs bei der Arbeitslosigkeit führt er auf saisonale Einflüsse zurück. „Die Einstellungen erfolgten insbesondere in der Landwirtschaft und im Gartenbau, in Gastgewerbeberufen, im Bereich der Bau- und Ausbauberufe sowie in der Reinigung“, berichtet der Agenturleiter. „Die Frühjahrsbelebung fällt im Vergleich mit dem Vorjahr verhaltener aus. Allerdings liegt das Osterfest, welches regelmäßig den Startschuss für die Saison kennzeichnet, in diesem Jahr in der zweiten Aprilhälfte und ist damit einer der spätesten Ostertermine.“ Der Arbeitsmarktexperte geht daher davon aus, dass einige Unternehmen mit geplanten Einstellungen den April abwarten.
Im Berichtsmonat März nahmen 633 Menschen eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt auf. Das sind 55 weniger als im März 2024. Demgegenüber stehen knapp 500 Arbeitslosmeldungen (genau 495) nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses. Das entspricht dem Niveau des Vorjahresmonats.
Für Vorpommern-Greifswald liegen nunmehr die Beschäftigtendaten von September 2024 vor. Demnach gingen Ende September 84.793 Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um 677 Personen. Während innerhalb eines Jahres die Zahl der beschäftigten Deutschen um insgesamt 1.419 zurückging, stieg sie bei den ausländischen Beschäftigten um 742 auf aktuell 7.952 Beschäftigte an. Ihr Anteil an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt nunmehr bei 9,4 Prozent. (zum Vergleich: im September 2015 lag der Anteil ausländischer Beschäftigter bei 3,6 Prozent). „Der demografisch bedingte Rückgang der Beschäftigung von Deutschen wird aktuell zum Teil durch die Beschäftigung von ausländischen Mitbürgern kompensiert.“
Situation am Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2024 meldeten sich 845 Jugendliche bei der Berufsberatung ausbildungssuchend. Aktuell sind noch knapp 600 Mädchen und Jungen (genau 599) auf der Suche. Ihnen gegenüber stehen 595 offene Ausbildungsstellen, von ursprünglich 984 gemeldeten Lehrstellen.
„Im Moment herrscht noch viel Bewegung am Ausbildungsmarkt“, so Klaus-Peter Köpcke. „Die Auswahl an Ausbildungsberufen ist riesig. Von Augenoptiker/in bis Zimmerer/in gibt es noch in über 100 Ausbildungsberufen freie Ausbildungsstellen.“
Persönliche Gesprächstermine bei der Berufsberatung können online unter www.arbeitsagentur.de/greifswald oder unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 00 vereinbart werden.
Unternehmen, die noch Auszubildende suchen, können ihre frei Stelle unter www.arbeitsagentur.de/eservices-unternehmen direkt an den Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter melden.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) veröffentlichte am 24. März 2025 die Auswertung einer Befragung zu unbesetzten Ausbildungsplätzen. Als Hauptursache nannten die Betriebe einen generellen Mangel an (geeigneten) Bewerbungen. Im Vergleich zu einer Befragung im Jahr 2013 hat sich zudem der Anteil der Bewerberinnen und Bewerber erhöht, die sich nach einer Zusage doch anderweitig entschieden haben. In der Auswertung spricht man dabei von „Ghosting“. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Dating-Bereich und bezeichnet einen plötzlichen Kontaktabbruch ohne Vorwarnung. Im Zusammenhang mit dem Ausbildungsmarkt versteht man unter Ghosting, wenn Auszubildende am ersten Ausbildungstag nicht erscheinen oder ohne Erklärung den Kontakt zum Ausbildungsbetrieb abbrechen. Davon ist laut der IAB mehr als jeder vierte Betrieb betroffen. „Auch in Vorpommern-Greifswald berichten uns einzelne Unternehmen vom “Azubi-Ghosting”. Wir erheben dazu allerdings keine Daten. Um diesem Problem entgegenzuwirken, empfehlen wir den Unternehmen, potentielle Nachwuchskräfte frühzeitig in das Unternehmen einzubinden. Zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums. Hier haben zudem beide Seiten die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen. Aber auch ein persönliches Treffen zur Vertragsunterzeichnung, die Übergabe von Arbeitskleidung vor Ausbildungsbeginn, eine Kennenlernveranstaltung beziehungsweise spezielle Azubi-Events oder auch einfach den Kontakt zu halten, können dazu beitragen, die Bindung zwischen dem Jugendlichen und dem Unternehmen zu stärken und das Risiko des “Ghostings” zu reduzieren“, empfiehlt Agenturleiter Köpcke.
Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen
Anklam 11,1 Prozent, Greifswald 7,5 Prozent, Pasewalk 12,4 Prozent, Ueckermünde 11,8 Prozent, Wolgast 9,5 Prozent
Im Vorjahresvergleich entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk recht unterschiedlich. Die Arbeitslosigkeit ist gegenüber dem März 2024 lediglich in der Geschäftsstelle Greifswald angestiegen. Dennoch wird hier weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote im Landkreis verzeichnet.
In allen anderen Geschäftsstellen wurde ein Rückgang der Arbeitslosigkeit registriert. Mit einem Minus von 97 bzw. 88 Personen fiel der Rückgang in Pasewalk und Ueckermünde am höchsten aus.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im März 3.835 Arbeitslose und damit 48 weniger mehr als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 7.179 arbeitslose Personen verantwortlich, 83 mehr als im März 2024.
SGB III - 1,2 Prozent (- 48 Personen)
SGB II + 1,2 Prozent (+ 83 Personen)
Im März 2020, also noch vor der Corona-Pandemie, registrierte die Arbeitsagentur eine Arbeitslosenquote von 8,8 Prozent. Aktuell beträgt sie 9,7 Prozent. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung liegt sie im Berichtsmonat bei 3,4 Prozent und damit auf dem Niveau von März 2020. Im Bereich der Grundsicherung wurde dagegen ein Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent im März 2020 auf aktuell 6,3 Prozent verzeichnet.
Stellenmarkt
Die Unternehmen in Vorpommern-Greifswald meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service 490 neue Arbeitsstellen. Das sind 94 mehr als im Vormonat und 41 mehr als im März 2024. Insgesamt ist das Niveau der offenen Stellen gesunken, aber weiterhin hoch. Die Vermittlerinnen und Vermittler des Arbeitgeberservices von Arbeitsagentur und Jobcenter betreuen aktuell 2.388 offene Stellen.
Die neu gemeldeten Arbeitsstellen stammen vorrangig aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (119), dem verarbeitenden Gewerbe (55), dem Handel (42) und dem Gastgewerbe mit 40 neuen Offerten.
Aber auch in anderen Branchen werden Arbeitskräfte gesucht. Hinter den neuen Stellen verbergen sich die verschiedensten Berufe –Florist/in, Glasreiniger/in, Fachkraft Möbel-, Küchen- und Umzugsservice, Schiffselektriker/in, Textil- und Modenäher/in, Event-Manager/in, Wassersportlehrer/in, Abfallberater/in und viele mehr.
Geldleistungen
Im März erhielten 3.656 Personen Arbeitslosengeld, 81 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im März bei 13.242. Gegenüber März 2024 sind damit 345 Personen weniger im Leistungsbezug.