Aktuell sind 10.465 Frauen und Männer auf der Suche nach einem Job. Das sind 254 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote stieg von 9 Prozent auf nunmehr 9,2 Prozent.
Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sind aktuell 359 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag damals knapp unter 9 Prozent (8,9 Prozent). Im Juli dieses Jahres führen mehrere ungünstige Faktoren zu einem spürbar höheren Anstieg der Arbeitslosigkeit als in den Vorjahren üblich.
„Während der Sommermonate beobachten wir regelmäßig eine geringere Dynamik am Arbeitsmarkt als im Frühjahr oder Herbst“, erklärt Klaus-Peter Köpcke, Leiter der Arbeitsagentur Greifswald. „Einstellungsvorhaben werden häufig auf die Zeit nach den Ferien verschoben. Hinzu kommt das planmäßige Ende vieler Ausbildungsverträge, was jeden Sommer die Jugendarbeitslosigkeit steigen lässt, sowie das Auslaufen befristeter Verträge, die im Zusammenhang mit der Schulzeit geschlossen worden sind.
„In diesem Jahr beobachten wir zudem eine insgesamt weiter anhaltende Zurückhaltung der Unternehmen bei Neueinstellungen. Selbst gut qualifizierte Fachkräfte werden nicht mehr wie in den vergangenen Jahren vom Arbeitsmarkt aufgesogen. Auch sie müssen derzeit mehr Aufwand betreiben, um eine passende Stelle zu finden. Außerdem belasten größere Entlassungen den regionalen Arbeitsmarkt.“ Das könnte nach Einschätzung des Arbeitsmarktexperten Klaus-Peter Köpcke auch die Herbstbelegung im September dämpfen.
Von der aktuellen Entwicklung sind alle Personengruppen sowie nahezu der gesamte Landkreis Vorpommern-Greifswald betroffen. Vor allem stieg die Zahl der arbeitslosen Männer an. Allerdings lässt sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit insgesamt nicht auf einzelne Berufssegmente oder Branchen zurückführen, denn in fast allen Bereichen liegt die Arbeitslosigkeit über dem Vormonats- und Vorjahresniveau.
Dass es aktuell schwieriger ist, Menschen in Arbeit zu vermitteln, spiegelt sich auch bei dem Bestand an Teilnehmern in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wider. Im Berichtsmonat Juli unterstützten die Arbeitsagentur und das Jobcenter Vorpommern-Greifswald 333 Frauen und Männer finanziell bei der Arbeitsaufnahme. Vor einem Jahr waren es 556.
Für eine erfolgreiche Integration ausländischer Arbeitsloser sind Sprachkenntnisse eine wesentliche Voraussetzung. „Die Unternehmen betonen zunehmend, wie wichtig es ist, dass Mitarbeitende nicht nur Fachkenntnisse mitbringen, sondern sich auch mit Kolleginnen und Kollegen sowie der Kundschaft verständigen können. Dabei reichen die allein in den Sprachkursen erworbenen Deutschkenntnisse oftmals nicht aus. Die Sprache muss vertieft und im Alltag gefestigt werden.“ Dabei ist auch Eigeninitiative gefragt. „Wir fordern daher ausländische Arbeitslose verstärkt auf, selbstständig Deutsch zu üben und ihre Kenntnisse aktiv anzuwenden.“
Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen
Anklam 10,4 Prozent, Greifswald 7,8 Prozent, Pasewalk 12,3 Prozent, Ueckermünde 11,6 Prozent, Wolgast 7,4 Prozent
Während in den Geschäftsstellen Anklam, Greifswald, Pasewalk und Ueckermünde die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr und Vormonat anstieg, sank sie in der Geschäftsstelle Wolgast leicht - um 6 Personen im Vergleich zum Juni und um 29 Personen im Vergleich zum Juli 2024.
Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich
SGB III + 3,5 Prozent
SGB II + 3,6 Prozent
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Juli 3.212 Arbeitslose und damit 108 mehr als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 7.253 arbeitslose Personen verantwortlich, 251 mehr als im Juli 2024.
Stellenmarkt
Die Unternehmen aus Vorpommern-Greifswald übermittelten dem Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter im Juli 420 neue Stellenangebote. Aktuell laufen für 2.357 Offerten die Besetzungsverfahren.
Die neuen Stellen stammen größtenteils aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (89), dem Bereich Verwaltung und Führung von Unternehmen sowie Unternehmensberatung (52), dem Gastgewerbe (47), dem Handel (42) und aus den Bereichen des verarbeitenden Gewerbes sowie Erziehung und Unterricht mit jeweils 31 Angeboten.
Dahinter stecken die unterschiedlichsten Angebote. Gesucht werden zum Beispiel Augenoptiker/in, Melker/in, Segelmacher/in, Fahrzeugpfleger/in, Straßenbauer/in, Operationstechnische Assistent/in, Schiffsmaschinist/in, Verfahrenstechnologe/-technologin für die Mühlen- und Getreidewirtschaft und viele mehr
Diese und viele weitere Stellenangebote finden die Menschen über die JOBSUCHE. Die zentrale Online-Plattform der Bundesagentur für Arbeit ist eine der meistgenutzten Jobbörsen in Deutschland. „Unternehmen, die ihre Stellenangebote veröffentlichen, sind bundesweit sichtbar“, erläutert Klaus-Peter Köpcke. „Wir haben schon einige Male die Rückmeldung erhalten, dass sich Menschen aus anderen Regionen oder aus einer Beschäftigung heraus erfolgreich auf Stellenangebote in der JOBSUCHE beworben haben.“ Die Plattform bietet daher vor allem auch kleineren und mittleren Unternehmen maximale Sichtbarkeit. Außerdem ist sie für alle Nutzerinnen und Nutzer kostenfrei, egal ob Jobsuchende oder Unternehmen.
Ausbildungsmarkt
Die Sommerferien haben bereits begonnen, aber noch immer haben nicht alle Ausbildungssuchende eine Lehrstelle gefunden. Auch einige Betriebe sind noch auf der Suche nach dem passenden Azubi. Doch auch jetzt haben beide Seiten immer noch gute Chancen.
Seit Beginn des Berichtsjahres meldeten sich 980 Jungen und Mädchen bei der Berufsberatung ausbildungssuchend. Von ihnen haben sich 319 Jugendliche noch nicht bei der Berufsberatung abgemeldet. Die Unternehmen übermittelten Arbeitgeberservice 1.109 freie Ausbildungsstellen. Aktuell sind davon noch 444 unbesetzt.
Die Bandbreite der Berufe ist weit gefächert. Gesucht werden u.a. noch Auszubildende für die Berufe Brunnenbauer/in, Fahrradmonteur/in, Kanalbauer/in, Leichtflugzeugbauer/in, Medizinisch-technische/r Radiologieassistent/in, Schilder- und Lichtreklamehersteller/in, Technische/r Systemplaner/in, Werkzeugmechaniker/in.
„Die betriebsinterne Ausbildung ist eine wichtige Strategie, um die eigenen Fachkräfte von morgen zu sichern“, so Agenturleiter Klaus-Peter Köpcke. Er appelliert daher an die Unternehmen; „Geben Sie Jugendlichen ohne oder mit schwächerem Schulabschluss und Jugendliche mit ausländischen Wurzeln eine Chance. Sie haben oft mehr drauf, als es auf den ersten Blick scheint. Denn Noten sagen nicht alles.“ Die Arbeitsagentur und das Jobcenter unterstützen Unternehmen, die junge Menschen im Rahmen eines geförderten Langzeitpraktikums (einer sogenannten Einstiegsqualifizierung) oder im Rahmen einer Assistierten Ausbildung kennenlernen wollen. „Viele Unternehmen machten bereits gute Erfahrungen mit den Programmen und konnten über diesen Weg Azubis gewinnen.“ Der Agenturleiter weiß auch: „Jemanden auszubilden ist zwischendurch auch mal anstrengend, sowohl für die Azubis selbst als auch die Ausbildungsverantwortlichen. Am Ende bekommt man aber junge Menschen, die dringend für die aktuellen Aufgaben gebraucht werden und später in vielen Fällen auch immer mehr Verantwortung übernehmen werden.“
Unternehmen können sich für eine Beratung über ihren Online-Account an den Arbeitgeberservice wenden oder sie rufen die kostenfreie Servicenummer 0800 4 5555 20 an.
Ausblick
Während der Ferien rechnet der Arbeitsmarktexperte Klaus-Peter Köpcke weiterhin mit weniger Bewegung am Arbeitsmarkt. „Ende September sorgt die Herbstbelebung hoffentlich noch einmal für mehr Dynamik und lässt die Arbeitslosigkeit sinken, bevor sich im Oktober Arbeitnehmer aus saisonal geprägten Berufen arbeitslos melden“, so Köpcke abschließend.