Statt der erhofften Belebung auf dem Hagener Arbeitsmarkt hat sich die Lage verschlechtert. Die Arbeitslosigkeit stieg im Mai saisonuntypisch und gegen den landesweiten Trend sogar an. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich aktuell um 117 oder 0,9 Prozent auf 12.762, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 12,4 Prozent. Vor einem Jahr waren es fast 500 Arbeitslose weniger, die Quote 11,9 Prozent.
„Die Entwicklung bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Jetzt hat es schon bis in den Mai gedauert, bis sich die Arbeitslosenquote seit Jahresbeginn endlich bewegt, und dann geht es in die falsche Richtung. Der Hagener Arbeitsmarkt entwickelt sich aktuell absolut untypisch für die Jahreszeit und zeigt damit die Dimension der negativen konjunkturellen Rahmenbedingungen und die damit verbundene Verunsicherung der heimischen Wirtschaft“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Kräftenachfrage schwächelt weiter, nur die Kurzarbeit bleibt unauffällig“. Ihre Prognose für die nächste Zeit: „Angesichts der aktuellen Probleme bin ich vorsichtiger geworden und rechne allenfalls mit einer Seitwärtsbewegung.“
In der Arbeitsagentur und im Jobcenter entwickelten sich die Arbeitslosenzahlen im Mai parallel ungünstig. 3.197 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (34 oder 1,1 Prozent mehr als im Vormonat), 9.565 wurden durch das Jobcenter Hagen betreut (83 oder 0,9 Prozent mehr). Bei den Zielgruppen gab es dagegen kein einheitliches Bild. Die Anzahl der jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren nahm um 21 oder 1,9 Prozent auf 1.082 ab. Die Arbeitslosigkeit von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit verringerte sich um 24 oder 0,4 Prozent auf 6.059. Bei den Älteren über 50 Jahren gab es dagegen einen Anstieg um 49 oder 1,2 Prozent auf 4.180. Bei Menschen mit Behinderung war es wiederum ein Minus von zwei oder 0,2 Prozent auf 880. Und bei den Langzeitarbeitslosen waren es mit 5.570 genau 54 oder 1,0 Prozent mehr. Gleichzeitig waren es 307 oder 5,8 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich der Vorjahresvergleich weiter verschlechtert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage sinkt weiter
Die Bereitschaft der heimischen Wirtschaft zur Einstellung von Arbeitskräften ging weiter zurück. Hagener Unternehmen meldeten im Mai nur 197 Stellen und damit genau 42 oder 17,6 Prozent weniger als im April und 22 oder 10,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Den größten Kräftebedarf hatten freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 44 Stellen für Assistenzkräfte), gefolgt von Personaldienstleistern (31), dem verarbeitenden Gewerbe (29), dem Handel (27), der öffentlichen Verwaltung (26) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (11). Die Logistik hatte neun Stellenangebote.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um 38 oder 2,1 Prozent auf 1.812, stieg aber in Relation zum Vorjahresmonat um 126 oder 7,5 Prozent. Aktuell sind 61,6 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, Tendenz steigend, für Helfer hingegen nur 17,7 Prozent, Tendenz fallend.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im April gab es in Hagen nur drei neue Anzeigen von Kurzarbeit für 21 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Das entspricht nur einem Bruchteil der Daten aus den pandemiegeprägten Jahren. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für Dezember liegen inzwischen Informationen zur effektiven Inanspruchnahme für die Stadt Hagen vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 31 Betriebe für 962 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt.
Gesamteinschätzung
„Auch landesweit ist die Entwicklung deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben und Hagen ist nicht das Schlusslicht im NRW-Ranking, doch zeigt der allgemeine überregionale Trend immer noch einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen, der aber nach den langjährigen Erfahrungen im Mai deutlich stärker sein müsste“, so Katja Heck weiter. „Bei uns war es sogar ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit, der sich überwiegend im Bereich der Grundsicherung in der Gruppe der Langzeitarbeitslosen vollzogen hat. Diese Menschen haben es meist aufgrund verschiedener Faktoren schwer, Arbeit zu finden. Wenn die Konjunktur schwächelt, sind sie die ersten, die im Stellenbesetzungsverfahren nicht mehr berücksichtigt werden, denn über die Hälfte aller Stellen sind nur für Fachkräfte ausgeschrieben, für Helfer nicht einmal ein Fünftel. Trotz der konjunkturellen und strukturellen Probleme, die insbesondere in dieser Region sichtbar werden, muss es das Ziel sein, die vorhandenen Menschen für eine Beschäftigung nach der Transformation fit zu machen, denn andere Bewerber gibt es nicht.“