Auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis machte sich die Herbstbelebung im November deutlicher als im Vormonat bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 225 oder 1,8 Prozent auf 12.390, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 7,1 Prozent. Vor einem Jahr waren es nur acht Arbeitslose weniger, die Quote lautete daher ebenfalls 7,1 Prozent.
„Wir haben aktuell den zweitstärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit in 2025 gesehen. Der November war besser als erwartet, nur der September war noch günstiger für den heimischen Arbeitsmarkt. Es sind aber keine konjunkturellen Impulse erkennbar, sondern Herbstbelebung und Weihnachtsgeschäft“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Entwicklung im Kreis ist besser als im Landesdurchschnitt. Der gemeldete Kräftebedarf ist allerdings weiterhin auf Vormonatsniveau“. Hecks Prognose für die nächste Zeit: „Bis zum Jahresende wird die saisonale Belebung ausklingen, bevor wir im neuen Jahr den üblichen sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit sehen.“
Die Arbeitslosenzahlen entwickelten sich in den Zuständigkeitsbereichen der Arbeitsagentur und des Jobcenters EN im November in dieselbe Richtung. 4.061 Arbeitslose (Anteil 32,8 Prozent an allen Arbeitslosen) waren Kunden der Arbeitsagentur (40 oder 1,0 Prozent weniger als im Vormonat), 8.329 (Anteil 67,2 Prozent an allen) wurden durch das Jobcenter EN betreut (185 oder 2,2 Prozent weniger). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren mit einer Ausnahme günstig. Nur die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung stieg gegen den Trend um zehn oder 1,1 Prozent auf 949. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Rückgang um 54 oder 4,9 Prozent auf 1.050, bei den Älteren über 50 Jahren um 50 oder 1,1 Prozent auf 4.317. Die Arbeitslosigkeit von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nahm um 147 oder 3,2 Prozent auf 4.438 ab. Die Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen zeigte eine aktuelle Abnahme um 41 oder 0,8 Prozent auf 5.242. Gleichzeitig waren es 20 oder 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich der Vorjahresvergleich aber verbessert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage
Die Kräftenachfrage blieb auf Vormonatsniveau. Unternehmen aus dem Kreis meldeten 319 offene Stellen, nur drei oder 0,9 Prozent weniger als im Oktober, gleichzeitig aber 81 oder 34,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Den größten Kräftebedarf hatten freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 80 Stellen für Assistenzkräfte, nach 62 im Vormonat), das verarbeitende Gewerbe (52), die öffentliche Verwaltung (45), der Handel (44), das Baugewerbe (31) und Personaldienstleister (30, Vormonat 63). Das Gesundheits- und Sozialwesen hatte nur sieben Vakanzen (Vormonat 54).
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank gegenüber Oktober um 97 oder 5,6 Prozent auf 1.642 und in Relation zum Vorjahresmonat sogar um 316 oder 16,1 Prozent.
Aktuell sind 61,5 Prozent aller Arbeitsstellen im Kreis für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 23,4 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im November gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur 25 neue Anzeigen von Kurzarbeit für 278 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für Juni liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 67 Betriebe für 851 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit war auch im November nicht überall rückläufig. Es gab einen Anstieg in Witten (+ 9 auf 4.490). Alle übrigen Städte hatten sinkende Zahlen: Breckerfeld (- 2 auf 230), Wetter (- 20 auf 881), Sprockhövel (- 24 auf 524), Herdecke (- 25 auf 747), Schwelm (- 29 auf 1.466), Ennepetal (- 35 auf 1.123), Gevelsberg (- 35 auf 1.151) und Hattingen (- 64 auf 1.778).
Gesamteinschätzung
„Bedeutungsverlust der deutschen Wirtschaft, Deindustrialisierung, geplante Entlassungswellen, nicht absehbare Risiken für die Beschäftigung durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – die überregionalen Schlagzeilen sind seit einiger Zeit äußerst beunruhigend. Und sie passen so gar nicht zur aktuellen Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt, wo sich die Arbeitslosigkeit nun seit August kontinuierlich reduzieren konnte. Ein schwieriges Jahr nimmt ein versöhnliches Ende“, so Katja Heck weiter. „Leider ist dies nicht auf eine konjunkturelle Trendwende zurückzuführen. Es handelt sich bei der Herbstbelebung um einen ausgeprägten saisonalen Effekt. Dass diese saisonalen Entlastungen nicht garantiert sind, hat die erste Jahreshälfte gezeigt, als der Kreis nur eine schwache und relativ kurze Frühjahresbelebung erlebt hat. Auch jetzt bleibt die Arbeitslosigkeit weiterhin hoch und ein weiterer – diesmal ungünstiger – saisonaler Effekt steht bevor: der sprunghafte Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Januar. Doch unabhängig von Konjunktur und Jahreszeiten bleibt der Fachkräftemangel eine unbestrittene Tatsache – und damit der unabweisbare Bedarf nach Qualifikationen und Spezialisierungen. Dies wird umso wichtiger sein, sobald die konjunkturelle Talfahrt beendet ist und der ins Stottern geratene Motor der Wirtschaft wieder rundläuft. Fachkräfte werden davon weitaus mehr profitieren als Unqualifizierte, Unternehmen mit Offenheit für interne Beschäftigtenqualifizierung weitaus mehr als Betriebe, die nur auf dem Markt suchen, was unter Umständen kaum vorhanden ist. Wir helfen gerne Arbeitnehmern und Arbeitgebern mit Beratung und Weiterbildung, um sie auf die Gewinnerseite zu bringen.“