Der Arbeitsmarkt des Jahres 2023: Licht, Schatten und ein erwartungsvoller Blick in die Zukunft

- Arbeitslosenquote steigt 2023 auf durchschnittlich 5,8 Prozent

- Erneuter Rekordwert bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zum Stichtag 30. Juni

- Verhaltene Stimmung bei Aussicht auf positive Perspektiven

15.01.2024 | Presseinfo Nr. 5

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Der Start in das Jahr 2023 war ein schwieriger. Die Pandemie war noch in Gange, der Krieg in der Ukraine setze sich fort, dadurch entstandene Rohstoff- und Materialengpässe und hohe Energiepreise bestimmten das wirtschaftliche Handeln, die Migration geflüchteter Menschen wurde zum dringlichen Thema.

Die Pandemie wurde Anfang April offiziell für beendet erklärt, die Rohstoff- und Materialversorgung der Industrie hat sich im Verlauf des vergangenen Jahres deutlich verbessert. Weiterhin bestehen aber durch geopolitische Konflikte, hohe (Energie-) Kosten, die weltweit gedämpfte Nachfrage und schwachen Konsum Unsicherheiten, die zu einer Abschwächung der Konjunktur führten. Hinzu kommt, dass die Migrationsbewegungen weiter andauern. Alle Entwicklungen schlagen sich im Jahr 2023 im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Heide in einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent nieder (2022: 5,4 Prozent). In Schleswig-Holstein beträgt dieser Wert 5,6 Prozent, im Bund 5,7 Prozent.

2023 waren durchschnittlich 8.240 Personen arbeitslos gemeldet (2022: 7.709 Personen). Saisonal bedingt wurde der Höchststand an arbeitslosen Personen im August (8.521 Personen) und der niedrigste Stand im Oktober (7.946 Personen) registriert.

Aufgeschlüsselt nach Rechtskreisen waren im Bereich des SGBIII (Kunden der Agentur für Arbeit) im Jahresdurchschnitt 2.661 Personen arbeitslos gemeldet (2022: 2533 Personen). Im Rechtskreis SGBII (Kunden der Jobcenter Dithmarschen und Steinburg) waren es im Jahr 2023 durchschnittlich 5.579 Personen (2022: 5.167 Personen).

„Der Arbeitsmarkt stand regional – wie auch im gesamten Bundesgebiet – durchgängig unter Druck. Insbesondere die Zuwanderung von geflüchteten und zugewanderten Menschen aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern führten zum Anstieg der Zahl arbeitsloser Personen. Gegenüber 2022 waren im Jahresdurchschnitt knapp über 500 ausländische Personen mehr im Monat arbeitslos gemeldet“, bilanziert Ronald Geist, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heide den Arbeitsmarkt Dithmarschens und Steinburgs.

Beschäftigung

Im Kontrast zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit steht die Entwicklung der Beschäftigung. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sich im vergangenen Jahr weiter positiv entwickelt. Zum Stichtag 30. Juni 2023 (aktuellste Datenlage) arbeiteten knapp über 86.500 Personen sozialversicherungspflichtig im Agenturbezirk. Dies ist zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres eine nochmalige Steigerung um etwas über 1.400 Beschäftigte oder 1,7 Prozent – und damit ein neuer Rekordwert für einen Juni.

Von den etwa 86.500 Beschäftigungsverhältnissen entfallen fast 45.000 auf Dithmarschen und etwas über 41.500 auf Steinburg.

Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt ergibt sich eine Aufteilung von rund 41.750 Frauen und 44.800 Männern. Damit hat die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 1,8 Prozent zugenommen, die der Männer um 1,6 Prozent.

Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme im Handel sowie der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (+515 oder +4,4 Prozent). Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei sonstigen Dienstleistungen und privaten Haushalten (–511 oder –13,8 Prozent).

„Trotz der schwierigen geopolitischen Situation, insbesondere des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Folgen auf die Wirtschaft, arbeiten so viele Frauen und Männer wie noch nie in Dithmarschen und Steinburg“, sagt Geist. „Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung hat sich von Arbeitslosigkeit, Wirtschaft und der derzeitigen Stimmung losgelöst. Arbeitgeber sind sehr bestrebt, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und langfristig an sich zu binden.“

Stellenmarkt

2023 teilten die Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur Heide und der beiden Jobcenter Dithmarschen und Steinburg insgesamt 5.336 Stellen mit.

Dies sind 280 Stellen weniger als im Vorjahr (-4,4 Prozent).

2.367 der gemeldeten Stellen fielen auf den Kreis Dithmarschen, 2.969 Stellen meldeten die Arbeitgeber für den Kreis Steinburg.

Durchschnittlich waren im Jahr 2023 2.765 Arbeitsangebote zur Besetzung frei. Im Jahr 2022 betrug dieser Wert noch 2.704.

„Wenngleich die Unternehmen bestehende Fachkräfte halten, wird bei den Neueinstellungen sehr vorsichtig agiert. Dies hatte sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 angekündigt und im letzten Jahr erwartungsgemäß fortgesetzt. Im Augenblick scheint es zu viele Verunsicherungen zu geben, als dass Arbeitgeber vorbehaltslos neues Personal einstellen möchte. Herausforderungen, wie die Konsumzurückhaltung, die Energiewende, der Ukrainekrieg und auch die Transformationsprozesse in der Wirtschaft, wirkten sich auf die Meldung von Arbeitsangeboten sichtbar aus“, erläutert Geist die Entwicklung des Stellenmarkts. „Hinzu kommt, dass in einigen Branchen Bewerberinnen und Bewerber fehlen. So kann es sein, dass eine Stelle gar nicht erst ausgeschrieben wird, da die Betriebe nicht mit einer erfolgreichen Besetzung rechnen.“

Gemessen an allen Stellenmeldungen kam in diesem Jahr die größte Nachfrage nach Arbeitskräften aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (inklusive der Arbeitnehmerüberlassung), dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie der öffentlichen Verwaltung.

Die wichtigsten Daten im Überblick

 

 

2023

2022

Arbeitslosenzahl

(Jahresdurchschnittswert)

8.240

7.709

Langzeitarbeitslose

(Jahresdurchschnittswert)

2.678

2.751

Ausländische Arbeitslose

(Jahresdurchschnittswert)

2.304

1.785

Arbeitslosenquote

(Jahresdurchschnittswert)

5,8

5,4

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte

(Bestand 30. Juni)

86.514

85.095

Gemeldete Arbeitsstellen

(Zugang Jahressumme)

5.335

5.616

Gemeldete Arbeitsstellen im Bestand

(Jahresdurchschnittswert)

2.765

2.704

 

Themen und Perspektiven 2024

„Trotz der vielfältigen Herausforderungen, hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten robust gezeigt. Ich bin optimistisch, dass wir diese Widerstandskraft und Stabilität auch im nächsten Jahr erleben werden. Natürlich blicke ich dabei auch auf die anstehende Betriebsansiedelung Northvolts und weiterer Betriebe, die in diesem Zuge ihren Weg in unsere Region finden werden“, erläutert Geist. „Neben der Begleitung der Neuansiedelung werden wir die bereits etablierten Arbeitgeber selbstverständlich nicht aus dem Fokus verlieren. Im Gegenteil. Wir sind dabei unsere Arbeitgeber-Arbeit weiter auszubauen.“

So hat 2023 der gemeinsame Arbeitgeber-Service bspw. mit der Umsetzung eines Veranstaltungsangebots speziell für Arbeitgeber begonnen, das 2024 weiter geführt und intensiviert wird. Bei diesen Veranstaltungen werden aktuelle und zukunftsorientierte Themen wie „Rekrutierung aus dem Ausland“ oder „Qualifizierung als erfolgreiches Instrument der Mitarbeiterbindung“ behandelt.

‚Qualifizierung‘ als übergeordnetes Thema hat auch neben diesen Veranstaltungen einen hohen Stellenwert und große Wichtigkeit. „Weder im Augenblick arbeitssuchende Menschen, als auch die Beschäftigten in Betrieben werden zukünftig ohne regelmäßige Qualifizierungen auskommen. Dafür sind die Veränderungen durch Digitalisierung und Automatisierung zu groß und verlaufen zu rasant“, erläutert Geist. Die Agentur arbeitet daher jetzt schon eng mit Bildungsträgern zusammen und bietet Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber an. Zu Beginn des Jahres ist ergänzend das Portal „mein NOW“ (Nationales Onlineportal für berufliche Weiterbildung, www.mein-now.de) online gegangen. Mit ihm steht für Menschen die sich im Erwerbsleben befinden, eine unkomplizierte, zeit- und ortsunabhängige Möglichkeit zur Verfügung, sich umfassend über Weiterbildungs- und Beratungsangebote sowie hilfreicher Online-Tests zu informieren. Zusätzlich steht allen Interessierten weiterhin die Datenbank KURSNET zur Verfügung (www.arbeitsagentur.de/kursnet).

Die Weiterentwicklung der digitalen Dienstleistungen ist für Geist insgesamt von großer Bedeutung: „Ende 2022 hatten wir als erste deutsche Großbehörde die Vorgaben des Onlinezugangsgesetz erfüllt. 2023 sind viele neue Nutzer dazu gekommen. Und uns liegt viel daran, die elektronischen Dienstleistungen noch weiter zu etablieren. Über unsere Internetseite ist der Zugang zur Arbeitssuchendmeldung, zur Beantragung von Arbeitslosengeld oder auch zur auch Durchführung des Erkundungstool Check-U ganz leicht. Und ein Termin bei der Berufsberatung ist auch nur zwei Klicks entfernt.“

Die Agentur für Arbeit Heide im Internet: www.arbeitsagentur.de/heide.