Der Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Heide: Rück- und Ausblick 2024/2025

Arbeitslosenquote steigt 2024 auf durchschnittlich 5,9 Prozent

Erneuter Rekordwert bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zum Stichtag 30. Juni

Aus- und Weiterbildung zur Sicherung der Fachkräfte nutzen

24.01.2025 | Presseinfo Nr. 5

Gesamtblick auf den Arbeitsmarkt 2024

 

„Der Arbeitsmarkt an der Westküste bewegte sich 2024 in einem herausfordernden Umfeld. Die politische Großwetterlage und gesamtwirtschaftliche Situation bilden sich auch in der Bilanz der Agentur für Arbeit Heide ab. Hinzu kommen regionale Effekte wie das Auf und Ab rund um den Ausbau von Zukunftstechnologien an der ‚Energieküste‘ oder die Ansiedlung von Northvolt“, beschreibt Martin Lieneke, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heide den Arbeitsmarkt Dithmarschens und Steinburgs im Jahr 2024.

 

Aus diesem Grund fällt die Bilanz für 2024 gemischt aus. Einerseits ist die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf leicht gestiegen: Im Jahresdurchschnitt 2024 waren im Agenturbezirk Heide 8.536 Personen arbeitslos, das sind 296 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk lag 2024 mit 5,9 Prozent leicht über dem Durchschnitt in Schleswig-Holstein (5,7 Prozent). Andererseits hat die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung an der Westküste einen neuen Rekord aufgestellt: Noch nie waren im Agenturbezirk in einem Juni (aktuellste Datenlage) mehr Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie im Juni dieses Jahres (86.644 Personen, +0,2 Prozent). Zu dieser positiven Entwicklung tragen insbesondere die ausländischen Beschäftigten bei, deren Zahl sich gegenüber dem Vorjahr um 455 erhöht hat.

 

Arbeitslosigkeit

 

Über das Jahr hinweg betrachtet, wurde der niedrigste Stand an arbeitslosen Personen im Mai (8.026 Personen), der Höchststand an arbeitslosen Frauen und Männern im Januar (8.925 Personen) verzeichnet.

 

Aufgeschlüsselt nach Rechtskreisen waren im Bereich des SGBIII (Kunden der Agentur für Arbeit) im Jahresdurchschnitt 2.858 Personen arbeitslos gemeldet (2023: 2661 Personen). Ihr Anteil an allen arbeitslos gemeldeten Personen lag damit bei 33,5 Prozent (2023: 32,2 Prozent). Im Rechtskreis SGBII (Kunden der Jobcenter Dithmarschen und Steinburg) waren im Jahr 2024 durchschnittlich 5.678 arbeitslose Personen gemeldet (2023: 5.579 Personen). Sie machten dementsprechend 66,5 Prozent an allen arbeitslos gemeldeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus (2023: 67,7 Prozent).

 

„Die Arbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vorjahr sowohl im Zuständigkeitsbereich der Agentur als auch im Zuständigkeitsbereich der beiden Jobcenter Dithmarschen und Steinburg angestiegen. Das spiegelt sich weitestgehend auch in der Entwicklung der einzelnen Personengruppen wider“ erklärt Lieneke. „Zum Jahresende stieg im Bereich der Agentur die Arbeitslosigkeit stärker als in den beiden Jobcentern. Verantwortlich hierfür ist auch die schwache wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, die tendenziell vermehrt Zugänge in Arbeitslosigkeit mit sich bringt. Gleichzeitig haben vor allem arbeitslose Menschen es schwer, eine neue Beschäftigung zu finden. Das Fahrwasser des regionalen Arbeitsmarktes ist bereits seit einigen Jahren unruhig. Zunächst die Pandemie, dann der immer noch andauernde Krieg in der Ukraine, in der Folge flüchtende Menschen sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise lassen auch die Wirtschaft der Westküste nicht unberührt. Im Gegenteil. Die Auswirkungen sind dieses Jahr noch deutlicher geworden.“

 

Beschäftigung

 

Zum Stichtag 30. Juni 2023 (aktuellste Datenlage) arbeiteten knapp 86.644 Personen sozialversicherungspflichtig im Agenturbezirk. Von diesen Beschäftigungsverhältnissen entfallen fast 44.928 auf Dithmarschen und etwas über 41.716 auf Steinburg.

 

Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt ergibt sich eine Aufteilung von rund 42.201 Frauen und 44.443 Männern. Damit hat die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 1,1 Prozent zugenommen, die der Männer um 0,7 Prozent abgenommen.

 

Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme im Gesundheitswesen (+197 Beschäftigte, +2,8 Prozent), in der Metall- und Elektroindustrie (+115 Beschäftigte, +2,0 Prozent) und in der öffentlichen Verwaltung (+113 Personen, +1,8 Prozent). Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung im Handel (-495 Beschäftigte, -4,0 Prozent), in der Branche Verkehr und Lagerei (-77 Beschäftigte, -1,6 Prozent) und bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (-57 Beschäftigte, -1,6 Prozent).

 

„Neben dem Aspekt, dass sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Ausländern um 6,9 Prozent erhöht hat, fällt noch ein weiterer ins Auge. Die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten ist um knapp ein Prozent zurück gegangen, die der Teilzeitbeschäftigten hat sich hingegen um über zwei Prozent erhöht. Dies unterstreicht den zunehmenden Trend in Richtung flexibler Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Gleitzeit und Mobilarbeit als Instrument zur Mitarbeitergewinnung und -bindung.“

 

Stellenmarkt

 

2024 teilten die Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur Heide und der beiden Jobcenter Dithmarschen und Steinburg insgesamt 4.439 Stellen mit. Dies sind 897 Stellen weniger als im Vorjahr (-16,8 Prozent).

2.088 der gemeldeten Stellen fielen auf den Kreis Dithmarschen, 2.351 Stellen meldeten die Arbeitgeber für den Kreis Steinburg.

Durchschnittlich waren im Jahr 2024 2.525 Arbeitsangebote zur Besetzung frei. Im Jahr 2023 betrug dieser Wert noch 2.765.

Gemessen an allen Stellenmeldungen kam in diesem Jahr die größte Nachfrage nach Arbeitskräften aus der Berufsgruppe Erziehung und Sozialarbeit, der der Lagerwirtschaft sowie der Gruppe des Verkaufs.

 

Wenngleich die Meldung offener Stellen deutlich zurückgegangen ist, weist Lieneke auf den gegenwärtigen und zukünftigen Fachkräftemangel hin: „Bei einer differenzierten Betrachtung des Arbeitsmarktes wird deutlich, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel weiterhin die größte Herausforderung darstellt. Wir müssen alle Potenziale nutzen und wir brauchen eine gezielte Erwerbsmigration. Unternehmen sollten – auch angesichts der demographischen Entwicklung – ihre langjährigen Arbeits- und Fachkräfte halten, Weiterbildungsangebote für ihre Beschäftigten nutzen und gezielt Nachnachwuchskräfte suchen.“

 

Die wichtigsten Daten im Überblick

 

 

2024

2023

Arbeitslosenzahl

(Jahresdurchschnittswert)

8.536

8.240

Arbeitslosenquote

(Jahresdurchschnittswert)

5,9

5,8

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte

(Bestand 30. Juni)

86.644

86.514

Gemeldete Arbeitsstellen

(Zugang Jahressumme)

4.439

5.335

Gemeldete Arbeitsstellen im Bestand

(Jahresdurchschnittswert)

2.525

2.765

 

 

Themen und Perspektiven 2025

 

Der Agentur-Chef ist sich sicher, dass die Herausforderungen des letzten Jahres auch die Herausforderungen in 2025 sein werden: „Der Arbeitsmarkt wird durch die anhaltende konjunkturelle Schwächephase zunehmend beeinträchtigt. Gemessen an der kriselnden Konjunktur hält sich die Beschäftigung aber vergleichsweise gut. Die Zahl der Erwerbstätigen wird vermutlich auch in diesem Jahr leicht steigen, allerdings wohl auch die Zahl der Arbeitslosen.“

 

Optimismus zieht er aus der sich ändernden Arbeitswelt. „Die Wirtschaft an der Westküste befindet sich durch Digitalisierung, KI und grüne Transformation im Umbruch. Das bedeutet außergewöhnliche Chancen auf Entwicklung neuartiger Wertschöpfung. Werden diese Chancen nicht ergriffen, riskieren wir, neue Potenziale liegen zu lassen und angestammte Stärken zu verlieren“, erklärt Lieneke und weist auf die Bedeutung der Arbeitsmarktpolitik hin: „Wichtig ist bei den aktuellen wirtschaftlichen Umbrüchen eine gezielte Weiterentwicklung von Beschäftigten, damit deren Fähigkeiten und Arbeitserfahrung weiter genutzt werden können. Die berufliche Aus- und Weiterbildung von Beschäftigten wie Arbeitsuchenden hat für die AA Heide höchste Priorität. Dafür werden wir unser Budget von 10 Mio. Euro und die bewährten Arbeitsmarktinstrumente nutzen.“

 

Zudem unterbreitet Lieneke ein Angebot an Beschäftigte: „Mit der Berufsberatung im Erwerbsleben können wir Beschäftigte, die sich neu orientieren müssen oder den Wiedereinstieg suchen, gezielt informieren und beraten.“ An Arbeitgeber richtet er eine klare Aufforderung: „Ich appelliere an die Unternehmen, auch jungen Menschen mit schwierigen Startbedingungen oder ohne Schulabschluss eine Chance auf einen Berufseinstieg und damit auf Teilhabe an der Gesellschaft zu geben.“