Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Kreis Herford im Jahr 2023

23.01.2024 | Presseinfo Nr. 10

Der Arbeitsmarkt 2023

  • 10,2 Prozent mehr Arbeitslose als im Jahresdurchschnitt 2022 – weltpolitische Lage und Konjunktur hinterlassen ihre Spuren
  •  Stellenmeldungen in der Jahressumme deutlich gesunken (-16,5 Prozent) – Viele Unternehmen versuchen Stammpersonal zu halten, Neueinstellungen werden jedoch oft stark reduziert

Ausblick 2024

  • Die Auswirkungen der diversen Krisenlagen werden sich weiter am Arbeitsmarkt abzeichnen. Wie stark die Entwicklung ausgeprägt sein wird, hängt von vielen, nicht vorhersehbaren Faktoren ab.
  • Der Fachkräftemangel ist trotz aller akuten Krisen weiter die langfristige Herausforderung für den Arbeitsmarkt. Unternehmen müssen weiterhin vielseitig aktiv sein, um die zukünftigen Auswirkungen für ihren Betrieb abzumildern.


Jahresrückblick 2023 – Negative Arbeitsmarktentwicklung durch viele Krisen

Im Kreis Herford nahm die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl um 724 oder 10,2 Prozent auf 7.846 Personen zu. Die Arbeitslosenquote stieg damit von 5,2 im Jahresdurchschnitt 2022 auf 5,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023.

Im Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) waren im Schnitt 2.835 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosigkeit nahm hier binnen Jahresfrist um 404 oder 16,6 Prozent zu. Die Arbeitslosenquote im Bereich SGB III stieg von 1,8 auf 2,0 Prozent.

Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Frauen und Männer, die Bürgergeld beziehen (Sozialgesetzbuch II) stieg im Jahresschnitt gegenüber dem Vorjahr um 320 oder 6,8 Prozent auf 5.011 Personen. Die Arbeitslosenquote im Bereich SGB II stieg im Jahresschnitt von 3,4 Prozent auf 3,6 Prozent.

Betriebe und Verwaltungen meldeten im Jahresverlauf 7.805 Arbeitsstellen, 1.546 oder 16,5 Prozent weniger als 2022. Im Bestand befanden sich im Jahresdurchschnitt 3.141 Arbeits-stellen und damit 1.094 oder 25,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

„2023 stand der Arbeitsmarkt im Zeichen der diversen weltpolitischen Krisen. Die Folgen haben die Unternehmen in ihren vielfältigen Auswirkungen erreicht. Aber viele Unternehmen haben weiterhin versucht, ihr Stammpersonal zu halten. Die große Unsicherheit führte jedoch zu einer starken Zurückhaltung bei Neueinstellungen. Das sieht man insbesondere an den stark gesunkenen Stellenmeldungen. Im Resultat führte das 2023 zu einer im Jahres-durchschnitt steigenden Arbeitslosigkeit aufgrund der geringeren Aufnahmefähigkeit des Markts“, so Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur. „Dabei ist der Trend am Markt zwar ein negativer, aber es ist wichtig zu betonen: Die Arbeitslosenzahlen befinden sich unter dem Niveau von 2020. Und auch, wenn wir mehrere Jahre zurückblicken: Im 10-Jahres-Vergleich liegt die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt deutlich unter der von 2013. Schauen wir für den gleichen Zeitraum auf die Beschäftigenzahlen, können wir sogar einen Anstieg von über 10 Prozent feststellen Die Lage ist zwar schwierig und von vielen Unsicherheiten geprägt, aber das hat sich nicht in dieser Dimension auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt“, betont die Expertin dennoch.

Bei den jungen Arbeitslosen unter 25 Jahren verzeichnete der Kreis Herford im Jahresdurchschnitt einen Anstieg um 114 Personen oder 18,2 Prozent auf 740 Jugendliche. Bei den Älteren über 50 Jahre waren es im Jahresdurchschnitt 116 Arbeitslose oder 4,3 Prozent mehr – insgesamt 2.814.

Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herford, analysiert die Lage der Jugendlichen: „Es ist naheliegend, dass bei Einstellungsstopps der Unternehmen besonders junge Menschen betroffen waren. Schließlich befinden diese sich oft – zum Beispiel nach einer Ausbildung ohne Übernahme oder nach einem abgeschlossenen Studium – unweigerlich auf Jobsuche. Wenn Unternehmen jedoch nicht einstellen, ist es nachvollziehbar schwerer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Hinzu kommt, dass bei gegebenenfalls notwendigen Entlassungen Jugendliche aufgrund der nicht selten geringeren Dauer der Betriebszugehörigkeit wahrscheinlich oft zuerst betroffen waren.“ Doch diese Lage besorgt den Experten: „Die Zurückhaltung der Unternehmen aufgrund der Lage ist nachvollziehbar. Dennoch darf die langfristige Herausforderung unseres Arbeitsmarkts – der Fachkräftemangel – nicht außer Acht gelassen werden. Das gilt nicht nur für das Thema Ausbildung, sondern auch für die Beschäftigung der jungen Arbeitnehmer nach ihrem Berufsabschluss.“

Der jahresdurchschnittliche Bestand an ausländischen Arbeitslosen stieg um 419 Personen oder 18,5 Prozent auf 2.685 Personen. Dies ist zum Teil durch die Zahl der aus humanitären Gründen eingereisten geflüchteten Menschen begründet. Auf der anderen Seite hat die Gruppe der ausländischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen mit knapp 5 Prozent Steigerung bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten den stärksten Anteil.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Jahresdurchschnitt um 84 Personen oder 3,1 Prozent von 2.760 auf 2.675 Personen.

Ausblick 2024 – Langfristige Herausforderungen trotz akuter Krisen meistern

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sieht Frauke Schwietert auch für das Jahr 2024 weitere Herausforderungen: „2023 hat gezeigt, dass auch ein robuster Arbeitsmarkt am Ende von Krisen eingeholt wird. Entsprechend müssen wir wachsam bleiben und mit den uns möglichen Mitteln gemeinsam mit unseren Arbeitsmarktpartnern dem negativen Trend entgegenwirken.“

Die Agenturleiterin ist sich der Verantwortung des eigenen Hauses bewusst: „Die vielfältigsten Chancen sehen wir in der Ausbildung, Qualifizierung und Zuwanderung. Hier können wir gemeinsam im Netzwerk und mit den Unternehmen viel bewegen. Arbeitgeber werden wir weiterhin dafür sensibilisieren, dass der demografische Wandel keine Pause einlegt, nur weil die allgemeine Lage momentan kritisch ist. Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen. Zudem forcieren auch die Dekarbonisierung und Digitalisierung den Wandel der Arbeitswelt.“

Die Arbeitsagentur wird über mögliche Lösungsansätze informieren und bei der Umsetzung unterstützen. Eine Teillösung liege in der Integration der geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt, so operativer Geschäftsführer Sebastian Placke. „Dafür wurde mit Blick auf 2024 der sogenannte „Jobturbo“ eingeführt. Damit wollen wir uns im neuen Jahr vermehrt auf die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten konzentrieren. Zwar befinden sich die meisten Geflüchteten in der Betreuung des Jobcenters, aber auch wir als Arbeitsagentur werden unseren Teil zu den geplanten intensiven Integrationsbemühungen beitragen. So wird der Arbeitgeber-Service die vorhandenen Netzwerke mit den lokalen Arbeitgebern nutzen, um gezielt und strukturiert erste Kontakte zu geflüchteten Menschen auf Arbeitssuche herzustellen.“

Darüber hinaus kündigt Frauke Schwietert an: „Für Ende Februar planen wir einen Arbeitgebertag unter dem Motto Zukunftsmacher: Gemeinsam für Ausbildung, Qualifizierung und Zuwanderung. Hier möchten wir Arbeitgeber mit einem interessanten Programm auf die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten aufmerksam machen und haben uns dafür eine Vielzahl an erfahrenen Netzwerkpartner eingeladen.“