Bei Behinderungen denken Menschen oft an den Blinden oder die Rollstuhlfahrerin. Dabei gibt es so viele verschiedene Behinderungen, die über die stereotypen Bilder – und die damit verbundenen Einschränkungen – hinausgehen. Derartige Vorurteile schmälern nicht zuletzt auch die Chancen von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt. Um dem entgegenzuwirken hat die Arbeitsagentur in Herford am vergangenen Freitag eine inklusive Jobmesse organisiert.
Unter dem Motto „Vielfalt trifft Karriere“ trafen verschiedene Unternehmen aus der Region auf Menschen mit einer Behinderung. Dabei waren nicht nur eingeladene Kundinnen und Kunden von Arbeitsagentur und Jobcenter willkommen, vielmehr stand die Veranstaltung für alle Menschen mit Behinderung offen.
Auch auf der Arbeitgeberseite war die Teilnahme nicht eingeschränkt – und so fanden sich die verschiedensten Branchen in den Räumlichkeiten an der Hansastraße zusammen: Von Gartenbau bis zum Maschinenbau, von Handel bis zum öffentlichen Dienst war vieles dabei.
Miriam Böckstiegel, die Spezialistin für berufliche Rehabilitation und Teilhabe der Arbeitsagentur Herford, hatte die Veranstaltung federführend organisiert. Ihr geht es bei der Jobmesse der besonderen Art aber eben nicht nur um Jobs, sondern vor allem auch um das Abbauen von Barrieren, Hemmungen und Vorurteilen: „Es gibt so viele verschiedene Vorstellungen von Menschen mit Behinderung – und vor allem von den Behinderungen selbst. Viele davon sind falsch oder verzerrt. Anders herum gibt es auch viele behinderte Menschen, die ihre Hoffnung auf einen Arbeitsplatz am regulären Arbeitsmarkt schon aufgegeben haben – dabei zeigt ja die Teilnahme von den anwesenden Betrieben, dass es Arbeitgeber gibt, bei denen eine grundsätzliche Offenheit herrscht. Mit unserer Jobmesse möchten wir diese beiden Seiten zusammenbringen, damit man sich menschlich kennenlernt und Hemmungen abgebaut werden.“
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels seien Menschen mit Behinderung ein wichtiges Potenzial am Arbeitsmarkt, so die Expertin.
Da viele Unternehmen aber nicht wissen, welche Regeln es beim Einstellen und Beschäftigen von Menschen mit Behinderung gibt, oder welche technischen und finanziellen Hilfsmittel gegebenenfalls bereits existieren, um eine Einschränkung am Arbeitsplatz auszugleichen, gibt es auch die EAA. Die Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber wurde von den Inklusions- und Integrationsämtern eingerichtet und berät Betriebe eben zu diesen Fragen. Miriam Böckstiegel arbeitet eng mit der EAA zusammen, sie weiß also: „Auch die EAA baut damit Barrieren ab – natürlich war sie auch mit einem eigenen Beratungsstand auf der inklusiven Jobmesse in Herford.“
Ob es am Ende des Tages auch einige Gespräche gab, die zu einer Einstellung geführt haben? „Um das zu beurteilen, ist es aktuell noch zu früh. Selbst, wenn es „funkt“ – ein Einstellungsprozess dauert ja meist länger als ein paar Tage. Aber wir werden neben den positiven Inklusionseffekten natürlich auch die handfesten Ergebnisse unserer Aktion im Auge behalten und eine derartige Messe bei Bedarf wiederholen“, so Böckstiegel. Sie fügt hinzu: „Dann würde ich mich natürlich freuen, wenn noch mehr Unternehmen sich die Zeit nehmen, um mehr über Menschen mit Behinderung aus unserer Region zu lernen. Wer weiß, vielleicht ist der nächste Top-Mitarbeiter dabei?“