Durchwachsene Jahresbilanz 2024 und Arbeitsmarktbericht Januar 2025

Die Agentur für Arbeit Hildesheim zieht eine gemischte Bilanz für das Jahr 2024. Evelyne Beger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur, gibt einen detaillierten Überblick über die Entwicklungen und Herausforderungen des regionalen Arbeitsmarktes.

31.01.2025 | Presseinfo Nr. 4

Stabiler Start – schwieriges Ende

Zitat:

„Bis zum dritten Quartal 2024 zeigte sich der Arbeitsmarkt in unserer Region relativ stabil“, erklärt Beger. „Doch im letzten Quartal haben wir einen deutlichen Negativtrend feststellen müssen.“ 

Diese Entwicklung sei jedoch nicht einheitlich über alle Branchen hinweg spürbar. 
Besonders betroffen sind zwei zentrale Wirtschaftssektoren der Region. Im Landkreis Hildesheim steht der Automobilsektor vor erheblichen Herausforderungen. Hier kam es zu einem spürbaren Stellenabbau, der die wirtschaftliche Basis der Region belastet. Im Landkreis Peine ist vor allem das verarbeitende Gewerbe stark betroffen. Einige Unternehmen mussten ihre Belegschaft reduzieren, was sich ebenfalls negativ auf die Beschäftigungssituation auswirkt.

Zitat:

Ein besonders alarmierender Trend ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit unter Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. „Diese Gruppe ist deutlich stärker von den Entwicklungen betroffen, was ihre ohnehin schon schwierige Arbeitsmarktsituation weiter verschärft“, so Beger.

Im letzten Quartal 2024 verzeichnete die Agentur für Arbeit einen merklichen Anstieg bei Kurzarbeit und Unternehmensinsolvenzen. „Viele Betriebe versuchen, die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen mit Kurzarbeit abzufedern, doch leider gelingt dies nicht in allen Fällen“, erläutert Beger.

Zitat:

Die zurückgehende Konjunktur ist ein wesentlicher Treiber der negativen Entwicklung. „Die wirtschaftliche Gesamtlage hat sich merklich eingetrübt, was sich sowohl in den Unternehmenszahlen als auch in der Nachfrage nach Arbeitskräften widerspiegelt“, ergänzt Beger.

Arbeitslosigkeit

Im Jahresdurchschnitt waren im Agenturbezirk 14.778 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit stieg die Zahl im Vergleich zu 2023 um 344 (+2,4%). Die Arbeitslosenquote lag mit einem Wert von 6,6% (+0,1% gegenüber dem Vorjahr) um 0,7 Prozentpunkte über dem niedersächsischen Landeswert.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hat im Jahr 2024 weiter zugenommen. Im Agenturbezirk waren zum Stichtag 30.06.2024 insgesamt 128.810 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 0,6% mehr als im Vorjahr und 0,9% mehr als in 2022. Dieser Trend wird allerdings bis zum Jahresende nicht anhalten und es muss aufgrund der konjunkturellen Entwicklung mit einem Rückgang der Beschäftigten gerechnet werden. 

Arbeitskräftenachfrage

Die Stellenzugänge lagen mit 6.221 unter dem Vorjahreswert von 7.116 (-12,6%). Die meisten neu gemeldeten, sozialversicherungspflichtigen Stellenangebote richteten sich an Arbeitskräfte in den Branchen Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen (988 Stellen), Gesundheits- und Sozialwesen (949 Stellen), sowie Handel (761 Stellen) und Verarbeitendes Gewerbe (585 Stellen). Von Arbeitnehmerüberlassungen wurden im vergangenen Jahr 817 neue Stellen gemeldet.
Der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen lag bei 3.186 im Jahresdurchschnitt, -372 Stellen (-10,4%) weniger als im Vorjahr.

Landkreis Hildesheim - Herausforderung Fachkräftesicherung: Unternehmen stehen vor neuen Aufgaben

Im Landkreis Hildesheim ist die Arbeitslosenzahl leicht angestiegen. Im Jahresdurchschnitt waren 10.374 Personen arbeitslos gemeldet, +168 bzw. +1,6% gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote im Landkreis lag unverändert bei 6,9%.
Ebenso ist die Jugendarbeitslosigkeit vergangenen Jahr leicht angestiegen. Im Landkreis waren durchschnittlich 914 junge Menschen unter 25 Jahre arbeitslos gemeldet, +51 bzw. +5,9% gegenüber 2023.

Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit/Arbeitslosengeld) lagen die Arbeitslosenzahlen leicht über dem Vorjahreswert. Im Jahresschnitt sind die Zahlen hier gegenüber dem Vorjahr mit +9,4 % (273 Personen) auf 3.161 angestiegen. 
Bei dieser Entwicklung hat sich insbesondere die Zahl der arbeitslosgemeldeten Ausländer (+29,1% auf 577 Personen), jüngeren Menschen unter 25 Jahre (+16,4% auf 321 Personen) und Männer (+11,7% auf 1.913 Personen) erhöht.

Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter/Grundsicherung) hingegen ist die Arbeitslosigkeit leicht zurückgegangen. Im Schnitt waren beim Jobcenter Hildesheim 7.213 Arbeitslose im Jahr 2024 gemeldet. Das sind 105 Personen (-1,4%) weniger als im Vorjahr.

Der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen lag im Jahr 2024 klar unter dem Vorjahr. Arbeitgeber aus dem Landkreis meldeten insgesamt 4.709 neue Stellen. Das waren 846 bzw. -15,2% weniger als im Jahr 2023. Der Stellenbestand ging ebenfalls um -10,5% auf 2.379 Stellen zurück. Die Anzahl der Stellen, die länger als 3 Monate vakant blieben, sank parallel um -4,9% auf 1.464. Der wachsende Fachkräftemangel wird in diesen Zahlen unverkennbar deutlich.

Zitat:

Dazu Dennis Schoon, Teamleiter im gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter: „Der Trend zur Herausforderung bei der Besetzung von Ausbildungsstellen setzt sich ungebrochen fort. Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, stehen zunehmend unter Druck, sich aktiv um Bewerbende zu bemühen.“ 

Die Berufs- und Ausbildungsmesse „Let‘s work together“ in der Hildesheimer Innenstadt war im vergangenen Jahr wieder ein Erfolg. In diesem Jahr findet die Messe am 05.06.2025 von 10 bis 16 Uhr statt. Für weitere Informationen steht der gemeinsame Arbeitgeberservice unter 05121 / 969 – 666 zur Verfügung.
Ein zentraler Ansatz zur Fachkräftesicherung liegt in der gezielten Einstellung von Arbeitnehmenden aus Drittstaaten sowie in der Qualifizierung eigener Mitarbeitender. Beide Maßnahmen stellen entscheidende Säulen dar, um den Fachkräftebedarf in der Region langfristig zu decken. 

Zitat:

„Unser Team hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen in diesen Themen fundiert zu beraten“, so Schoon.

Im Bereich der Berufsorientierung weißt die Agentur auf ein wichtiges Event hin: Die Job-Dating-Days, die am 10. und 11.09.2025 an der BBS Alfeld stattfinden. Die Messe bietet Schülerinnen und Schülern, Quereinsteigenden und Unternehmen eine ideale Plattform, um berufliche Perspektiven in der Region kennenzulernen und sich zu vernetzen. Rückfragen gerne an helpdesk@jobdatingdays.de .

Landkreis Peine - Arbeitsmarkt bleibt stabil, zeigt jedoch Herausforderungen

Die Agentur für Arbeit Peine zieht Bilanz für das Jahr 2024. Der Arbeitsmarkt im Kreis Peine zeigte sich insgesamt stabil, jedoch mit spürbaren Veränderungen, die den Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen und demografischen Entwicklungen Rechnung tragen.
Die Arbeitslosenquote im Kreis Peine stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Während sie im Dezember 2023 bei 5,7 % lag, erhöhte sie sich bis Dezember 2024 auf 5,8 %. Dies entspricht einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten.
Die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arbeitsagentur (SGB III) stieg deutlich: In 2024 waren durchschnittlich 1.356 Personen arbeitslos gemeldet, 92 mehr als im Vorjahr (Dezember 2023: 1.263 Personen). Gründe hierfür waren unter anderem die Schließung des Kraftwerks Mehrum und der Peiner Umformtechnik GmbH, die zu einem Anstieg der Kundenzahlen bei der Agentur führten.

Im Jobcenter Peine hingegen (Optierende Kommune des Landkreis Peine/ Grundsicherung) stieg die Arbeitslosigkeit um 84 bzw. +2,8% auf 3.048 Personen an. 
Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen beim Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit in Peine sank ebenfalls. Waren im Jahr 2023 noch durchschnittlich 900 Stellen verfügbar, wurden in 2024 nur noch 808 Stellen gemeldet – ein Rückgang von 92 Stellen. Gleichzeitig verlängerte sich die durchschnittliche Vakanzzeit von 156 auf 161 Tage, was auf einen zunehmenden Fachkräftemangel hinweist. Der Stellenzugang lag mit 1.512 Stellen knapp unter dem Niveau des Vorjahres.

Trotz der genannten Herausforderungen bleibt der Arbeitsmarkt im Kreis Peine aufnahmefähig und stabil. Besonders hervorzuheben sind die positiven Erfahrungen mit der Integration von Fachkräften aus Syrien und dem Irak im SGB III-Bereich.

Zitat:

„Der Arbeitsmarkt steht weiterhin unter Druck, insbesondere durch den demografischen Wandel und die Herausforderungen bei der Fachkräftegewinnung. Unternehmen müssen sich intensiv mit neuen Strategien zur Rekrutierung und Bindung von Fachkräften auseinandersetzen und in Ausbildung investieren“, so ein Tanja Schmidt, Teamleiterin im Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Peine.

Unterstützend stehen dafür auch in 2025 wieder unterschiedliche Veranstaltungen im Raum Peine zur Verfügung, wie z.B. in der BBS Peine der Berufsfindungsmarkt am 06.02.25 und die Drive-In-Börse am 06.06. sowie am 08.02.25 die Verwaltungsmesse „Berufe im Öffentlichen Dienst“ der wito GmbH.

Ausgaben 2024

Die Arbeitsagentur Hildesheim hat im Jahr 2024 insgesamt rund 99,5 Mio. Euro (incl. Kranken- und Rentenversicherung) an Arbeitslosengeld I ausgezahlt, rund 11 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. 
Für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen (Qualifizierungen, Gründungszuschüsse, Eingliederungszuschüsse und Maßnahmen zur Aktivierung) wurden rund 10,1 Mio. Euro ausgegeben.

Ausblick 2025

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im Vergleich zum Vormonat abermals um 0,3 Punkte und verzeichnet damit den vierten Rückgang in Folge. Mit 99,2 Punkten steht der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Dezember auf dem niedrigsten Stand außerhalb der Corona-Pandemie.
Trotz der Herausforderungen zeigt sich Andreas Dames, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Hildesheim zuversichtlich:

Zitat:

„Es ist wichtig, dass wir jetzt gemeinsam mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Politik daran arbeiten, die Menschen in der Region zu unterstützen. Besonders die Qualifizierung von Arbeitslosen ohne Berufsabschluss muss ein zentraler Schwerpunkt sein.“

Die Agentur für Arbeit setzt auch verstärkt auf die Möglichkeit der sogenannten „Arbeitsmarktdrehscheiben. Dieses Konzept ermöglicht es, Beschäftigungsübergänge zwischen Unternehmen direkt und ohne eintretende Arbeitslosigkeit zu gestalten.

Zitat:

„Dahinter steckt die Idee, dass wir freizusetzendes Potenzial frühzeitig erkennen und gezielt für Betriebe mit Fachkräftebedarf nutzbar machen“, erklärt Dames.

Die Arbeitsmarktdrehscheiben funktionieren als Netzwerkplattform, auf der Unternehmen, die Personal abbauen müssen, mit solchen, die offene Stellen haben, direkt verbunden werden. Von Anfang an sind die Kolleginnen und Kollegen der Agentur für Arbeit aktiv in den Prozess eingebunden. Sie unterstützen die Unternehmen dabei, passende Lösungen zu finden und Übergänge für die Beschäftigten zu gestalten. Bereits erfolgreich konnte das neue Angebot bei der Peiner Umformtechnik GmbH angewandt werden.
Die Agentur für Arbeit Hildesheim setzt weiterhin auf enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen und gezielte Förderprogramme, um den Herausforderungen der kommenden Monate zu begegnen.


Der Arbeitsmarkt Januar 2025 im Kurzüberblick

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar deutlich auf 15.909 gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg von 895 Personen (+6,0%) im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete die Agentur für Arbeit einen Zuwachs von 1.214 Arbeitslosen (+8,3%). Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 7,0%, was einem Anstieg von 0,4 Prozentpunkten entspricht.

Zitat:

„Damit setzt sich der Trend aus dem letzten Quartal 2024 fort und der Arbeitsmarkt gerät durch die konjunkturelle Entwicklung zunehmend unter Druck“, so Beger.

Arbeitslose nach Rechtskreisen

Insbesondere im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit (Arbeitslosengeld) stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Dezember um 545 (+11,4%) auf 5.334 Personen. Gegenüber dem Vorjahr ist ein erheblicher Anstieg von 893 Personen zu verzeichnen (+20,1%). 
Im Bereich der Jobcenter (Grundsicherung) stieg die Anzahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat ebenfalls spürbar um 350 (+3,4%) auf 10.575 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Anstieg von +321 Personen (+3,1%).

Stellenmarkt

Die Unternehmen im gesamten Agenturbezirk meldeten dem gemeinsamen Arbeitsgeber-Service (gAG-S) von Arbeitsagentur und Jobcenter insgesamt 341 neue Stellen und somit 114 ( 25,1%) weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Januar 2023 sank die Zahl noch deutlicher um -33,0% (-168 Stellen). 
Im Stellenbestand des gAG-S befanden sich im vergangenen Monat 2.751 Arbeitsstellen, was einem Rückgang von -575 (-17,3%) gegenüber dem Vorjahr bedeutet.