„Die seit nunmehr zwei Jahren anhaltende wirtschaftliche Schwächephase hat 2024 den bis dato robusten regionalen Arbeitsmarkt zunehmend beeinträchtigt. Neben den konjunkturellen Faktoren bremsen an unserem nach wie vor industriell geprägten Standort zudem strukturelle Umbrüche die Dynamik. Die fortdauernde Stagnation hatte im Laufe der vergangenen zwölf Monate einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um beinahe 300 Personen zur Folge. Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent blicken wir für den Landkreis Pfaffenhofen dennoch nicht nur auf ein Jahr zurück in Vollbeschäftigung zurück, dieser Wert ist auch der niedrigste Deutschlands“, fasst Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, die Entwicklung des zu Ende gegangenen Jahres zusammen. „Eine grundlegend durchgreifende Verbesserung ist allerdings nicht in Sicht. Konsumzurückhaltung, schwache Investitionstätigkeit und ein verhaltener Außenhandel bei geopolitisch unsicheren Rahmenbedingungen wirken weiterhin hemmend.“
Beschäftigung
Stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – auch nicht unterbrochen durch die Corona-Pandemie bis 2023 kontinuierlich an, ist seit 2024 ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Aktuell (Stand: Juni 2024) sind auf dem Gebiet des Landkreises Pfaffenhofen 46.795 Personen beschäftigt, 260 weniger als noch vor Jahresfrist. Betrachtet man einzelne Branchen, stellt sich die Entwicklung unterschiedlich dar: Während beispielsweise die Arbeitnehmerüberlassung Personal abbaute, nahm die Beschäftigung im Gesundheitswesen, bei Erziehung und Unterricht sowie in der öffentlichen Verwaltung zu. Welche zunehmende Bedeutung in Zeiten des demografischen Wandels ausländischen Arbeitskräften zukommt, belegt die Beschäftigtenstatistik. Waren im März 2019 35.893 deutsche Staatsangehörige im Landkreis sozialversicherungspflichtig beschäftigt, stieg dies Zahl bis 2024 nur geringfügig auf 36.604. Im gleichen Zeitraum wuchs der Anteil Nichtdeutscher von 7.694 auf 10.258. „Unabhängig von diesen Entwicklungen ist es wichtig, den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu forcieren. Qualifizierung, Weiterbildung und Anpassung der Kenntnisse an die sich vor allem in unserer Region aufgrund Transformation und Digitalisierung schnell ändernden Anforderungen, gewinnen zunehmend an Bedeutung“, erklärt Johannes Kolb. Zudem wird es nach Einschätzung des Agenturleiters künftig noch stärker darum gehen, freiwerdende Potenziale möglichst nahtlos dort anzusetzen, wo Fachkräfte dringend gesucht werden.
Arbeitslosigkeit
Zum Ende des Jahres 2023 waren innerhalb der Landkreisgrenzen insgesamt 1.584 Personen arbeitslos gemeldet. Der witterungsbedingte Anstieg im Januar und Februar 2024 war temporär, der im Anschluss erhoffte Frühjahrsaufschwung fiel dann allerdings zurückhaltend aus Die Arbeitslosigkeit ging von März bis Mai auf 1.674 Betroffene zurück. Ab Juni wurden dann die Folgen der konjunkturellen Krise und der Transformation deutlich spürbar. In den Sommermonaten stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen stark an und erreichte Ende August mit 1.912 Bürgerinnen und Bürgern ihren vorläufigen Höchststand. Die Zuwächse im Vorjahresvergleich überschritten mehrfach die 20-Prozent-Marke. Bei ebenfalls schwach ausgeprägter Herbstbelebung sank die Zahl der Beschäftigungssuchenden bis November lediglich auf 1.839, ehe das regionale Arbeitsmarktjahr 2024 im Dezember mit einem Höchststand von 1.945 Arbeitslosen schloss. Die Arbeitslosenquote schwankte zwischen 2,2 Prozent von Mai bis Juli und 2,5 Prozent im August. Jahresdurchschnittlich waren 1.814 von Arbeitslosigkeit Betroffene gemeldet (2023: 1.516). Im Schnitt pendelte sich die Arbeitslosenquote bei 2,3 Prozent (2023: 2,0 Prozent) ein, dem besten Wert deutschlandweit. Dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit in erster Linie auf die anhaltende wirtschaftliche Schwächephase zurückzuführen ist, belegen auch die Daten der beiden Rechtskreise. Während in der konjunkturnahen Arbeitslosenversicherung (Agenturen für Arbeit) die jahresdurchschnittliche Zahl der Beschäftigungssuchenden von 911 im Jahr 2023 auf 1.147 im Berichtsjahr (26 Prozent) signifikant anstieg, fiel der Zuwachs beim Bürgergeld (Jobcenter) mit 62 (10,3 Prozent) deutlich geringer aus.
Entwicklung offener Stellen
Sowohl beim Bestand als auch beim Zugang an offenen Stellen verzeichnete man bei der Agentur für Arbeit Pfaffenhofen Rückgänge. 1.192 vakante Arbeitsplätze standen den Vermittlungsfachkräften jahresdurchschnittlich zur Vermittlung zur Verfügung, 50 weniger als noch vor Jahresfrist und 62 mehr als 2022. Insgesamt meldeten die Betriebe und Unternehmen im zu Ende gegangenen Jahr 1.673 Beschäftigungsmöglichkeiten, ein Abschmelzen gegenüber 2023 um 122, gegenüber 2022 um 89. „Eine gewisse Verunsicherung sowie eine nachvollziehbar abwartende und vorsichtige Haltung reduzierten auf Arbeitgeberseite die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und verlangsamten die Rekrutierungsprozesse“, erklärt Johannes Kolb.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt
Im zurückliegenden Beratungsjahr 2023/2024 meldeten die Betriebe der Region der Agentur für Arbeit Pfaffenhofen zum Ausbildungsstart im September insgesamt 862 Berufsausbildungsplätze (2022/2023: 979) und bestätigten trotz des zwölfprozentigen Rückgangs auch unter zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen eine hohe Ausbildungsbereitschaft. Die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine betriebliche Lehrestelle blieb hingegen stabil. 553 Ausbildungsinteressenten und damit neun mehr als ein Jahr zuvor wurden von der Agentur für Arbeit auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle unterstützt: „Auch im Beratungsjahr 2023/24 lag das Ausbildungsangebot der Betriebe wieder über der Nachfrage der Jugendlichen. Beide Seiten zusammenzuführen bleibt weiterhin eine Herausforderung. Ausbildung lohnt sich. Eine abgeschlossene Berufsausbildung bietet eine gute Grundlage für den weiteren Berufsweg und den beruflichen Erfolg“, erläutert der Agenturchef.
Finanzen (Region 10 gesamt)
Auch 2024 investierte die Arbeitsagentur Ingolstadt intensiv in Leistungen der aktiven Arbeitsmarktförderung, wie beispielsweise Weiterbildung, Eingliederung, Gründungszuschüsse und Leistungen für Jugendliche. Insbesondere Transformation und Digitalisierung begründen den Anstieg der Ausgaben für Beschäftigte von 7,6 Mio. Euro in 2023 auf knapp 10,0 Mio. Euro in 2024. Insgesamt wurde die aktive Arbeitsmarktförderung mit knapp 18,3 Mio. Euro unterstützt (Vorjahr 16,2 Mio. Euro). Für den Bereich der beruflichen Rehabilitation und die Förderung schwerbehinderter Menschen beliefen sich die Leistungen in 2024 auf rund 14,0 Mio. Euro. Wurden 2023 beim konjunkturellen Kurzarbeitergeld knapp 7,4 Mio. aufgewendet, waren es im vergangenen Jahr noch 4,2 Mio. Euro. Die Ausgaben für das Arbeitslosengeld (incl. aller Ausgaben für die Sozialversicherung der Leistungsempfänger) beliefen sich im vergangenen Jahr auf etwas über 102 Mio. Euro (2023: 79,0 Mio. Euro).
Prognose 2025 (Region 10 gesamt)
Legt man die Prognosen der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute zu Grunde, ist für 2025 nicht mit einer durchgreifenden konjunkturellen Besserung zu rechnen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit rechnet in 2025 mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit. Für die Region 10 wird dabei ein Anstieg von 5,9 Prozent (jahresdurchschnittlich etwa 500 Betroffene mehr) prognostiziert (Bund: 2,2 Prozent, Bayern: 3,6 Prozent). Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wird vom Nürnberger Forschungsinstitut sowohl für Bayern als auch für den Bund ein Plus von 0,5 Prozent erwartet, während für das Stadtgebiet Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen insgesamt ein Minus von 0,5 Prozent (etwa 500) vorhergesagt wird.
