„Ein eindrucksvolles Beispiel gelebter Inklusion“

BA-Vorstand Terzenbach besucht Bahnsteig 42

12.06.2025 | Presseinfo Nr. 42

Iserlohn. Was passiert, wenn Inklusion nicht nur ein Wort auf dem Papier bleibt, sondern aktiv gelebt wird? Eine eindrucksvolle Antwort darauf bekam Daniel Terzenbach – Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA) - bei seinem Besuch des Bahnsteigs 42 – einem Projekt der Iserlohner-Werkstätten, das Menschen mit Behinderung neue berufliche Perspektiven eröffnet.

Nach einem intensiven Austausch im denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude mit Werkstatt-Geschäftsführer Martin Ossenberg über die Rolle von Werkstätten am heutigen Arbeitsmarkt folgte eine Führung durch alle drei Bereiche des Bahnsteigs 42: dem Bistro-Bereich, dem Kiosk und der caput-Redaktion. Herr Ossenberg gab Einblicke in die Struktur und Arbeitsweise der Iserlohner-Werkstätten und erläuterte, wie aus einer Idee das außergewöhnliche Projekt „Bahnsteig 42“ entstand – ein Ort der Begegnung und Teilhabe mitten in der Stadt, der Beschäftigungsmöglichkeiten mit gesellschaftlicher Wirkung verbindet.
Daniel Terzenbach nutzte den Besuch, um auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Inklusion hinzuweisen. Er betonte, dass insbesondere die Unternehmen gefordert sein, den inklusiven Gedanken konsequent weiterzudenken. „Die Berufsorientierung an Förderschulen muss stärker in den Fokus rücken“, so Terzenbach. Nur so könne es gelingen, das Potenzial von Menschen mit Behinderungen gezielter zu fördern und sie in den Arbeitsmarkt zu intergieren.

Pascal Wink, ein Mitglied des Leitungsteams vor Ort, übernahm die Vorstellung und ermöglichte dem Gast aus der Arbeitsverwaltung Einblicke in die täglichen Abläufe.
Bei den Arbeitsplätzen im Bahnsteig 42 handelt es sich um sogenannte „Außenarbeitsplätze“ der Iserlohner Werkstätten – also Arbeitsplätze außerhalb der Werkstatt-Gebäude, aber unter fachlicher Begleitung. Dieses Modell ermöglicht ein anderes, praxisnahes Arbeiten und bietet den Mitarbeitenden neue Erfahrungsräume, oft näher am ersten Arbeitsmarkt. Die Hintergründe der Beschäftigten sind dabei ganz unterschiedlich: Einige kommen direkt aus Förderschulen, andere sind Teilnehmende aus Maßnahmen der Arbeitsagentur.

„Wir arbeiten seit vielen Jahren sehr eng mit den Werkstätten zusammen – und gerade dieses verzahnte Miteinander ist ein echter Erfolgsfaktor. Man merkt einfach, dass man hier ein gemeinsames Ziel verfolgt“, betonte Arbeitsagenturchefin Sandra Pawlas.

Im Kiosk-Bereich kam Daniel Terzenbach mit der 25-jährigen Berna ins Gespräch, die dort aktuell arbeitet. Offen berichtet sie, wie sie zur Werkstatt gekommen ist und dass sie heute sehr glücklich sei, dort arbeiten zu können. Sie erzählt von ihren Aufgaben im Kiosk – vom Einräumen der Ware und Pflege des Verkaufsraums und betonte, wie viel Freude ihr der tägliche Kontakt mit Kundinnen und Kunden bereite. Dass sie ihre Arbeit mit viel Herzblut und guter Laune ausübt, war ihr sichtlich anzumerken.

Besonders eindrucksvoll: Der Besuch der caput-Redaktion, in der Menschen mit Behinderung journalistisch arbeiten – ohne klassische Ausbildung oder Vorerfahrung. Keiner der Redakteurinnen und Redakteure habe eine journalistische Ausbildung. Das Know-How haben sie sich durch viel Engagement und Anleitung selbst angeeignet, berichtet Pascal Wink. Mit viel Herzblut produzieren sie in der kleinen Redaktion im ehemaligen Wartesaal der 1. Klasse seit Jahren das caput-Magazin, das sich durch tiefgründige Beiträge zu gesellschaftlich oft übersehenen Themen auszeichnet.
Die Mitarbeitenden stellten sich persönlich vor und erzählten offen von ihren individuellen Wegen. Einer von ihnen, Chris, schilderte eindrucksvoll, wie er auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt immer wieder Ablehnung erfahren hatte. „Ich habe mich mehrfach beworben, wurde aber wegen meiner Behinderung abgelehnt“, berichtete er. In der Redaktion hat er nun einen Ort gefunden, an dem er sich einbringen und weiterentwickeln kann.

Daniel Terzenbach zeigte sich bewegt:
„Es ist unsere Aufgabe, Barrieren abzubauen – nicht nur die sichtbaren, sondern auch die in den Köpfen. Die Sorgen von Arbeitnehmenden wie auch von Unternehmen beruhen oft auf Mythen, die wir aktiv entkräften müssen. Inklusion ist selten schwarz-weiß. Es geht nicht nur um den geschützten Arbeitsplatz oder den freien Arbeitsmarkt – dazwischen liegt eine goldene Mitte. Und genau da können Werkstätten einen wichtigen Beitrag leisten. Und hier klappt das schon sehr gut - deswegen bin ich heute hier: um dieses gelungene Beispiel kennenzulernen und weiterzutragen.“

Im Gespräch wurde deutlich: Bahnsteig 42 ist ein besonderer Raum, an dem Menschen mit Unterstützungsbedarf ihre Stärken entfalten und sinnstiftende Arbeit leisten können. Das langfristige Ziel bleibt für viele der Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt – doch der Weg dorthin ist individuell, oft lang und nicht immer möglich. Umso wichtiger sind Projekte wie dieses, die Perspektiven eröffnen und echte Teilhabe ermöglichen.

Für Daniel Terzenbach ist klar: Der Besuch am Bahnsteig 42 war ein inspirierender Austausch mit Vorbildcharakter. Ein Beispiel, das er in seine weitere Arbeit mitnehmen wird.