Ausbildung bleibt zentrales Thema im Märkischen Kreis

Lüdenscheid. Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsagentur, des Jobcenters, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sowie der öffentlichen Hand trafen sich beim Unternehmen ABB AG/Marke Busch-Jaeger in Lüdenscheid, um eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2024/2025 zu ziehen.

05.11.2025 | Presseinfo Nr. 82

Nach der Begrüßung durch den Betriebsleiter Donato Caputo stellte Stefan Steinkühler, der Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Iserlohn, die aktuellen Zahlen des Ausbildungsmarktes im Märkischen Kreis vor.
„Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zeigt sich der Ausbildungsmarkt im Märkischen Kreis stabil“ so Steinkühler. Zwar gebe es einen leichter Rückgang der Ausbildungsstellen, insgesamt bleibe die Zahl nahezu konstant. Die Arbeitsagentur und das Jobcenter erreichen weiterhin viele Jugendliche, so dass die Zahl der Bewerber zufriedenstellend sei. Angesichts des demografischen Wandels bleibe die duale Ausbildung der Schlüssel zur Fachkräftesicherung.
Carmen Drobela, stellv. Geschäftsführerin des Jobcenters Märkischer Kreis betonte, dass jugendliche Bürgergeld-Empfänger gute Chancen auf eine Ausbildungsstelle hätten - die Entwicklung sei im Vergleich zum Vorjahr positiv. Thomas Haensel, Geschäftsführer der SIHK zu Hagen, verwies auf die Chancen technischer Berufe, auch wenn deren Ausbildungszahlen rückläufig seien. Durch den industriellen Wandel entstünden neue Berufsbilder, für die die SIHK mit Unternehmen der Region bereits Konzepte entwickle. Er kritisiert aber auch die teils fehlende positive Haltung junger Menschen zum Thema Arbeit und Ausbildung und wünscht sich hier mehr Engagement, auch von Schule und Eltern. Der Vertreter des Arbeitgeberverbandes Lüdenscheid e.V., Christian Lepping hob hervor: „Die Ausbildungszahlen bleiben auf einem guten Niveau, obwohl der Strukturwandel den Märkischen Kreis mit voller Wucht trifft. Besonders die Automobilzulieferer stehen vor großen Veränderungen. Umso mehr Dank an die Betriebe, die trotz schwieriger Situation weiter ausbilden.“
Auch im Handwerk verändere sich die Suche nach Nachwuchs, erläuterte Jens Rodermund, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis: „Viele Betriebe geben inzwischen allen Bewerbern eine Chance und versuchen so viele, wie möglich, zur Prüfung zu bringen. Grundkompetenzen wie Pünktlichkeit oder gepflegtes Auftreten sind aktuelle Themen. Viele Unternehmen engagieren sich stark, um Jugendlichen mit unterschiedlichen Voraussetzungen den Einstieg zu ermöglichen.“
Gute Perspektiven böten insbesondere das Ausbauhandwerk und Berufe rund um die Energiewende – etwa im Kfz-, Elektro+ und Sanitärbereich.
Stefan Marx, Regionsgeschäftsführer DGB NRW, Region Ruhr-Mark mahnte: „Unsere Jugendlichen sind unsere Zukunft. Wir müssen sie auf hohem Niveau ausbilden, um Industriestandort zu bleiben. Arbeitgebern sollten trotz dunkler Wolken am Horizont weiter ausbilden – und alle Partner müssen auch schwächere Jugendliche unterstützen.“
Alle Teilnehmenden waren sich einig: Es ist eine große Herausforderung Jugendliche auf das zukünftige Arbeitsleben vorzubereiten. Sie benötigen individuelle Unterstützung und frühzeitige Orientierung. Diskutiert wurde zweijährige Ausbildungsangebote als niederschwelligen Einstieg zu nutzen, um später weiter zur qualifizieren aber auch Kooperationen mit Bildungsträgern, digitale Nachhilfe und individuelle Förde-rung. Wichtig sei, dass Jugendliche sich früher mit ihrer Berufswahl auseinandersetzen und das Elternhaus stärker eingebunden werde. Frühe Ansprache in den Schulen, Beratung, Praktika und assistierte Ausbildung blieben zentrale Instrumente der Berufsorientierung. Besonders im kommenden Jahr eröffne der Wechsel von G8 auf G9 zusätzliche Chancen.
Einigkeit bestand auch hier: Wer motiviert ist und wirklich will, findet Unterstützung und Ausbildungsangebote.
Ein Beispiel für erfolgreiche Förderung stellte Ausbildungsleiter Timo Brix von ABB AG/Marke Busch-Jaeger vor: Eine sehbehinderte Auszubildende im Rollstuhl konnte ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement erst nach einem barrierefreien Umbau beginnen, der durch Mittel der Bundesagentur für Arbeit ermöglicht wurde. Heute ist sie vollständig integriert und zeigt herausragendes Engagement – ein Bei-spiel, wie individuelle Förderung wirkt.
Kontrovers diskutiert wurde die Gewinnung ausländischer Jugendlicher für eine Ausbildung vor Ort. Dafür brauche es mehr Willkommenskultur, weniger Bürokratie und Unterstützung bei Integration und Wohnungssuche. Gleichzeitig wird man auch weiterhin das Potenzial der hier lebenden ausländischen Bewerber und erwachsenen Ausbildungsinteressierten stärker in den Fokus nehmen.
Fazit: Der Ausbildungsmarkt im Märkischen Kreis ist stabil. Doch um Jugendlichen echte Chancen zu eröffnen und Fachkräfte für morgen zu sichern, braucht es weiterhin das gemeinsame Engagement aller Partner.