Berufsorientierung und die sich daran anschließende Berufswahl ist ein Prozess, der für viele Jugendliche, Eltern, aber auch Lehrkräfte Herausforderungen mit sich bringt. Bei rund 330 Ausbildungsberufen, davon allein etwa 130 im dualen System in der Region Kiel und mehr als 20.000 Studiengängen in Deutschland wird die Auswahl und Entscheidung für den einen Beruf oder das eine Studium zunehmend schwieriger.
„Deshalb ist es wichtig, Kinder und Jugendliche frühzeitig für das Thema Berufswahl aufzuschließen und zu sensibilisieren. Aus diesem Grund hat sich die Agentur für Arbeit Kiel auch dazu entschlossen, sich an diesem neuen, erstmals in Schleswig-Holstein so durchgeführten Projekt hier am Hans-Geiger-Gymnasium zu beteiligen“, sagte Thomas Bohse, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Kiel.
„Das Projekt ‚Be Ok‘ verfolgt dabei einen wichtigen Ansatz“, ergänzt Kristin Köpke, Berufsberaterin in der Agentur für Arbeit Kiel und am Hans-Geiger-Gymnasium. „Inhaltlich steht die klischeefreie Berufswahl im Vordergrund. Diese wird spielerisch in fünf verschiedenen interaktiven Modulen und auch mit der Hilfe von so genannten ‚Role Models‘ – Menschen, die in geschlechteruntypischen Berufen arbeiten – vermittelt und mit der Lebenswelt der Jugendlichen verknüpft. So werden alte Muster aufgebrochen und frühzeitig Alternativen in der Berufswahl aufgezeigt. Eine Freiheit in der Berufswahl ist nur dann gegeben, wenn allen Geschlechtern alle Berufe offenstehen. “
Fakt ist, dass sich am Ende der Schulzeit viele Jugendliche, die sich für eine Ausbildung entscheiden, immer noch „Klassiker“ als ihre Favoriten benennen. Typisch sind für Jungen z.B. Berufe wie Kfz-Mechatroniker oder Fachinformatiker und für Mädchen Kauffrau für Büromanagement oder Zahnmedizinische Fachangestellte.
Das war auch u.a. ein Grund für Britt Lerbs, Initiatorin des Projektes und Vorsitzende des Vereins der Freunde des Hans-Geiger-Gymnasiums sich für den neuen Parcours stark zu machen: „Uns im Förderverein ist wichtig, dass die Jugendlichen ihre Stärken entdecken und ermutigt werden, ihren eigenen Weg zu gehen. Besonders freut uns, wie schnell wir engagierte Vorbilder gefunden haben, die ihre Geschichten teilen – ehrlich, nahbar und inspirierend.“ Mit Blick auf das Projekt selbst sagt die Initiatorin: „Dies ist unser bisher größtes Projekt. „Be ok“ spricht das Nachhaltigkeitsziel „Hochwertige Bildung“ durch frühzeitige berufliche Orientierung an - darum ermöglichen die Stadt Kiel als auch für die Bundesagentur für Arbeit uns, „Be ok“ erstmalig nach Schleswig-Holstein zu holen. Darauf sind wir stolz.“
Jan Henning Steuer, Schulleiter am Hans-Geiger-Gymnasium, zeigte sich aufgeschlossen von der Idee, das Projekt „Be ok“ an seine Schule zu holen und gemeinsam mit Unterstufenleiter Cai Petermann umzusetzen:
„In der Entwicklung von Persönlichkeit schöpfen Menschen nicht nur aus uns selbst, sondern wir orientieren uns an Vorbildern, die uns Sicherheit geben, vielleicht aber auch Offenheit und innere Freiheit nehmen. Wir freuen uns ungemein, dass wir über das Projekt Menschen zusammenbringen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten, dass die Kinder Lebensmodelle kennenlernen, die von den ihnen vertrauten abweichen. Dadurch können sich neue Horizonte öffnen.“
Hintergrund:
Das Projekt „Be oK“ wird konzeptionell und inhaltlich von der SINUS – BÜRO FÜR KOMMUNIKATION GMBH mit Sitz in Köln verantwortet. Das Unternehmen bietet Schulen, Kommunen und Ländern an, das Projekt lokal oder regional durchzuführen. Bislang gab es mehrere Veranstaltungen im Bundesland Bremen. Das Projekt Be oK in Kiel, das erstmalig in Schleswig- Holstein umgesetzt wird, wird als Modellprojekt gefördert von der Stadt Kiel (Projektförderung Nachhaltigkeit), der Agentur für Arbeit Kiel und dem Verein der Freunde
des Hans-Geiger-Gymnasiums Kiel e.V. Entwickelt wurde das Projekt als Kooperationsprojekt zwischen der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF)und Sinus – Büro für Kommunikation GmbH.
Das Projekt wird immer an die spezifischen Gegebenheiten der teilnehmenden Schulen angepasst. Die SINUS – BÜRO FÜR KOMMUNIKATION GMBH kümmert sich im Vorfeld in enger Absprache mit allen Beteiligten um die schulspezifische Konzeption, die Organisation und die Gewinnung der ‚Role Models‘ – also Menschen aus der Region, die in geschlechterunspezifischen Berufen tätig sind. Letztere wurden hier in Kiel durch das Engagement von Britt Lerbs gewonnen. Darüber hinaus bietet SINUS – BÜRO FÜR KOMMUNIKATION GMBH am Auftakt-Tag einen Workshop für Lehrkräfte und begleitendes haptisches Material an. Neben der klischeefreien Berufswahl, die sich wie ein roter Faden durch das Projekt zieht, geht es bei „Be ok“ auch um Aspekte der Lebensplanung, und sozialen/seelischen Gesunderhaltung. Darauf basierend hat die SINUS – BÜRO FÜR KOMMUNIKATION GMBH fünf verschiedene Module entwickelt, in denen sich die Jugendlichen an zwei Unterrichtstagen bewegen. Der „Parcours“ startet und endet jeweils mit dem so genannten LABOR-Forum. Dazu kommen vier verschiedene Stationen, die alle Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse des Hans-Geiger-Gymnasiums an zwei Projekttagen (Dienstag und Mittwoch) durchlaufen: Erlebnisraum, Klischeefrei-Labor, Speed-Dating und Glücks-Labor. Für jedes Modul wird am Hans-Geiger-Gymnasium ein Klassenraum bzw. die Aula der Schule zur Verfügung gestellt, wo es dann am Donnerstag, den 10. Juli, eine Abschlussveranstaltung für den gesamten Jahrgang geben wird.
Informationen rund um das Projekt aus Bremen finden Sie hier: https://sinus-bfk.de/projekt/projekt-be-ok/