Der Kölner Arbeitsmarkt im Jahresverlauf 2024 und im Ausblick auf 2025

2024: insgesamt stabiler Arbeitsmarkt, Jobturbo mit ersten Erfolgen, hohe Arbeitslosigkeit und gleichzeitig anhaltender Fachkräftebedarf

2025: Transformation ist spürbar, Arbeitsagentur investiert in Menschen 
 

09.01.2025 | Presseinfo Nr. 2

Bilanz 2024

„Der Kölner Arbeitsmarkt zeigte sich trotz großer Herausforderungen in 2024 weitgehend stabil. Die Beschäftigung ist weiter gewachsen, die Zahl der Arbeitslosen liegt auf hohem Niveau, ist aber nicht angestiegen, mehr Menschen wurden in 2024 entlassen, aber auch wieder mehr als 2023 konnten eine neue Arbeit aufnehmen. 
Die Unternehmen meldeten deutlich weniger freie Stellen, zudem suchen sie überwiegend ausgebildete Fachkräfte. Die Gegensätze am Arbeitsmarkt sind offensichtlich und verschärfen sich: die erforderlichen Qualifikationen können nicht ohne Weiteres von arbeitslosen Menschen erbracht werden. Am Beschäftigungsaufbau in Köln sind überproportional Menschen mit ausländischem Pass, höher Qualifizierte und Ältere beteiligt,“ fasst Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln, zusammen.

Beschäftigung

627.208 Menschen waren Ende Juni 2024 sozialversicherungspflichtig in Köln beschäftigt. Damit ist die Anzahl zwar gegenüber dem Vormonat Mai leicht rückläufig, im langen Trend baut sie sich jedoch auf. Gegenüber dem Vorjahresquartal (Juni 2023) war das eine Zunahme um 13.608 Personen oder 2,2 Prozent, nach +14.224 Personen oder +2,3 Prozent im Vorquartal (März 2024).
Detaillierte Beschäftigungszahlen stehen aktuell nur bis März 2024 zur Verfügung. Darauf beziehen sich die nachfolgenden Daten. Von 627.906 insgesamt Beschäftigten haben 517.462 Personen oder 82,4 Prozent die deutsche Staatsangehörigkeit (plus 1,7 Prozent zum Vorjahr), 17,6 Prozent oder 110.444 eine ausländische Staatsangehörigkeit (plus 5,4 Prozent zum Vorjahr. 627.908 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind 335.308 Männer (53,4 Prozent), 292.598 oder 46,6 Prozent Frauen.  Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitarbeit steigt um 1,9 Prozent, die Beschäftigung in Teilzeit um 3,3 Prozent.  441.527 Vollzeitbeschäftigungen stehen 186.379 Teilzeitstellen gegenüber.  

Integration von geflüchteten Menschen

„2023 stand die Integration von geflüchteten Menschen im Fokus. Wir haben viele Bewerberbörsen durchgeführt, um Geflüchtete schneller in den Job zu bringen.  Das Interesse der Arbeitgebenden war groß, zu Einstellungen ist es aber nicht in dem Maße gekommen, wie wir uns das erhofft haben. Das liegt zum Einen an der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, zum Anderen sind die Erwartungen und Anforderungen vieler Unternehmen hoch, gleichzeitig die Sprachkenntnisse und formalen Qualifikationen der Geflüchteten häufig geringer als erhofft. Wer Geflüchtete einstellt, muss noch einen guten Teil der Integrationsleistung selbst erbringen und den Spracherwerb fördern“, so Klapper. „Als Arbeitsagentur haben wir uns auch selbst der gesellschaftlichen Verantwortung gestellt. Wir beschäftigen seit dem Sommer fünf geflüchtete Menschen. Sie sind als Teamassistenten in verschiedenen Teams tätig, verbessern ihre sprachlichen Fähigkeiten ganz praktisch On-the-Job. Zusätzlich besuchen Sie an einem Tag in der Woche einen Sprachkurs, um das Niveau C1 zu erreichen“, erläutert Klapper.

Ende Dezember sind in Köln 2.387 ukrainische Personen arbeitslos gemeldet. Die Anzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent gesunken, obwohl kontinuierlich zwischen 460 und 690 neue Arbeitslosmeldungen hinzukommen. Gleichzeitig stieg die Beschäftigung von Ukrainerinnen und Ukrainern von März 23 bis März 24 um 78,8 Prozent auf bis dahin 2.817 Beschäftigte.
Bei den Staatsangehörigen der 8 stärksten Asylherkunftsländern1 sinkt die Zahl der Arbeitslosen konstant, im Jahresverlauf 2024 um 3,8 Prozent auf 4.870 Personen. Ende März 24 sind 13.024 Staatsangehörige dieser Asylherkunftsländer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, plus 12,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr, +94,2 Prozent im 5-Jahres-Vergleich.

Arbeitslosigkeit

Köln startete in das Jahr 2024 mit 55.059 Arbeitslosen und beendete es mit 54.755. Das sind 304 weniger als am Jahresanfang.
Die Zahl der Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt 2024 bei 55.050 Personen. Das sind 2.233 mehr als im Vorjahresvergleich (plus 4,2 Prozent)  
Das Kundenzentrum der Agentur für Arbeit Köln, verantwortlich für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III), betreute im Jahr 2024 jahresdurchschnittlich 15.360 arbeitslose Kölnerinnen und Kölner. Das sind 1.519 Personen oder 11,0 Prozent mehr als in 2023. 
Das Jobcenter Köln, verantwortlich für die Grundsicherung nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II), zählt im Jahresschnitt 39.690 Arbeitslose. Das sind 714 Personen oder 1,8 Prozent mehr als 2023. 
Die Arbeitslosenquote liegt im Jahresdurchschnitt bei 8,9 Prozent, nach 8,7 Prozent in 2023. 
Die Langzeitarbeitslosigkeit liegt auch 2024 auf einem hohen Niveau mit durchschnittlich 24.117 Personen, plus 1,3 Prozent gegenüber 2023. 
Die Jugendarbeitslosigkeit steigt im Jahresdurchschnitt. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 3.696 Kölner unter 25 Jahre arbeitslos, 286 Personen oder 8,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Im Jahr 2024 mussten sich 42.882 Menschen arbeitslos melden (Zahl der Entlassungen2). Das waren 3.031 Personen oder 7,6 Prozent mehr als im Vorjahr. 
Insgesamt 32.936 Kölnerinnen und Kölner konnten im Jahresverlauf 2024 ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Arbeit3 beenden. Das sind 1.912 Personen oder 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Freie Arbeitsstellen/Kräftenachfrage

In der Jahressumme meldeten die Unternehmen 17.717 Arbeitsstellen zur Besetzung. Das waren 5.994 Stellen oder 25,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Bestand waren durchschnittlich 6.586 Stellen, 1.720 Stellen oder 20,7 Prozent weniger als in 2023.
48,9 Prozent aller gemeldeten Stellen waren für Fachkräfte, 11,4 Prozent für Spezialisten, 17,2 Prozent für Experten und 22,5 Prozent für Helfer/Ungelernte. Dabei ergibt sich eine große Differenz zum Ausbildungsniveau der arbeitslosen Personen. Von denen suchen fast 55 Prozent eine Tätigkeit auf Helferniveau.

Kurzarbeit

Von November 2023 bis Oktober 2024 haben 292 Betriebe bei der Kölner Arbeitsagentur Kurzarbeit angezeigt. Das sind 51 Anzeigen weniger als in den 12 Monaten zuvor. Potentiell betroffen von diesen Anzeigen waren im gesamten Jahr 5.512 Personen, 1988 Personen weniger als im Vorjahr. Mehrfachzählungen sind bei diesen Anzeigezahlen von Unternehmen und Personen möglich. Die Zahlen sind hochgerechnet, die tatsächlich realisierte Kurzarbeit liegt erst nach einer Wartezeit von sechs Monaten vor. Insgesamt gesehen, steigt die Kurzarbeit in den vergangenen Monaten wieder an.

Massenentlassungen

In 2024 haben 104 Betriebe (Vorjahr 68 Betriebe) eine Massenentlassungsanzeige bei der Kölner Arbeitsagentur gestellt. Insgesamt wurden 3.896 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlassen (2023: 2.734).

Ausblick 2025

„Für das ganze Jahr 2025 müssen wir uns auf eine anhaltende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt einstellen. Die Konjunktur- und Wirtschaftsschwäche wird den Kölner Arbeitsmarkt weiter belasten. Wir sehen das direkt in der steigenden Zahl an anzeigepflichtigen Entlassungen, dem gestiegenen Niveau der Arbeitslosenzahlen und auch an hoher Kurzarbeit,“ blickt Klapper auf das neue Jahr.
„Auch der Strukturwandel bzw. die Transformation wird 2025 immer spürbarer. Die Unternehmen müssen sich mit Digitalisierung und KI auseinandersetzen, Tätigkeiten werden umstrukturiert, einige fallen weg, neue Anforderungen kommen hinzu. Doch unabhängig von diesen Einflüssen,  werden in Zukunft auch weiterhin, nicht zuletzt aufgrund der Demographie, dringend Fachkräfte gebraucht. Sie sind und bleiben ein wichtiger Faktor für unseren wirtschaftlichen Erfolg. Die Arbeitsagentur investiert auch 2025 weiter in die Menschen und ihre Zukunftsfähigkeit. Etwa 25 Millionen Euro stehen für Qualifizierung und Weiterbildung bereit. Die Kölner Arbeitsagentur steht den Unternehmen, den Arbeitslosen und den Beschäftigten zur Seite,“ so Johannes Klapper.

Arbeit, Ausbildung und Studium in der Arbeitsagentur 

Die Arbeitsagentur lädt am 29. Januar von 15 bis 18 Uhr in die Arbeitsagentur, Butzweilerhofallee 1, Ossendorf, zum offenen Karrieretag ein. Aktuelle Azubis und Studierende sowie Personalverantwortliche informieren über Karrieremöglichkeiten und aktuelle Stellen- und Ausbildungsangebote bei der BA. Ein interaktiver Parkour, eine Verlosung und eine Smoothiebar runden das Programm ab.


1 = Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien

2 = Zugang Arbeitslose aus Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)

3 = Abgang Arbeitslose in Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)