Die Arbeitslosenzahl in Köln ist im Juli angestiegen. Hintergrund sind das vorangegangene Quartalsende und der Beginn der Sommerferienzeit. „Der Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli ist ein saisonüblicher Effekt“, bestätigt Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. „Zum Quartalsende laufen Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse aus. Andererseits ist erkennbar, dass der Kräftebedarf in den Unternehmen weiterhin hoch ist: Denn neben den gestiegenen Entlassungen, konnten im Juli auch mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Erwerbstätigkeit aufnehmen als im Vormonat. Viele Unternehmen wissen, dass es wichtig ist, auch in einer wirtschaftlichen Schwächephase ausreichend gut qualifiziertes Personal aufzubauen, um sich auf die Zukunft gut vorzubereiten,“ so Klapper.
„Die Anforderungen an Betriebe und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verändern sich aktuell. Qualifikationsdefizite werden schneller sichtbar. Als Arbeitsagentur unterstützen wir sowohl arbeitslose Menschen als zunehmend auch Beschäftigte mit Qualifizierungen. Denn vorhandenes Personal fit für neue Herausforderungen zu machen, ist weniger aufwendig, als neue Mitarbeiter zu finden und einzuarbeiten. Und für die Menschen ist es einfacher, wenn sie nicht erst arbeitslos werden“, ist Klapper von der Beschäftigtenqualifizierung überzeugt.
Im August starten die ersten Ausbildungen in den Unternehmen. Seit September 2024 haben sich 5.722 Bewerberinnen und Bewerber bei der Kölner Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 455 oder 8,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dem stehen 5.023 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber, 8383 oder 7,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Aktuell sind davon noch 1.978 Stellen unbesetzt (-160 Stellen oder -7,5 Prozent) und 2.136 junge Menschen noch ohne Ausbildungsplatz (+261 oder +13,6 Prozent).
„Es ist erfreulich, dass sich seit einigen Jahren die jungen Menschen wieder vermehrt für Ausbildungsberufe interessieren. Jetzt ist es wichtig, sie auch tatsächlich auszubilden. Mein Appell geht daher an die Unternehmen, die noch freien Ausbildungsplätze auch zu besetzen, selbst wenn die jungen Menschen auf den ersten Blick noch Defizite mitbringen. Wer selbst investiert und ausbildet hat nach drei Jahren eine Fachkraft, die es auf dem Markt so nicht gibt“, ermuntert Klapper den Ausbildungsbetrieben die Ausbildungsverträge jetzt zu unterzeichnen.
Wer noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz sucht und Beratung und Kontakte benötigt, kann auch in den Sommerferien Termine in der Berufsberatung vereinbaren unter: Berufsberatung Köln.
Der Arbeitsmarkt im Juli
Im Juli steigt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 1.030 Personen oder 1,8 Prozent auf 57.569. Gegenüber dem Vorjahr liegt die Zahl der Arbeitslosen um 1.859 Personen oder 3,3 Prozent höher.
Die Arbeitslosenquote liegt im Juli bei 9,2 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte höher als im Juni. Vor einem Jahr lag die Quote bei 9,0 Prozent.
Das Kundenzentrum der Agentur für Arbeit, verantwortlich für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III), betreute im Juli 17.881 Personen. Das sind 881 Personen oder 5,2 Prozent mehr als im Juni und 2.145 Personen oder 13,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Das Jobcenter Köln, verantwortlich für die Grundsicherung nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II), zählt im aktuellen Monat 39.688 Arbeitslose. Das sind 149 Personen oder 0,4 Prozent mehr als im Juni und 286 Personen oder 0,7 Prozent weniger als im Juli 2024.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung – sie erfasst die Zahl der Kölner*innen, die insgesamt eine Beschäftigung suchen, darunter viele Teilnehmende in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen – ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen und gegenüber dem Vorjahr gesunken.
Neben den statistisch ausgewiesenen 57.569 Arbeitslosen suchten im Juli 9.094 Kölnerinnen und Kölner eine Beschäftigung, während sie sich in einer Förderung befanden oder aus anderen Gründen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung standen (Unterbeschäftigung im engeren und Arbeitslosigkeit im weiteren Sinne). Zählt man hierzu noch die Personen in geförderter Selbstständigkeit hinzu, betrug die sogenannte „Unterbeschäftigung“ (einschließlich der arbeitslos gemeldeten, jedoch ohne Personen in Kurzarbeit) im Juli insgesamt 66.9871. Sie lag damit um 266 Personen oder 0,4 Prozent höher als im Juni. Gegenüber Juli 2024 sank die Unterbeschäftigung um 956 Personen oder 1,4 Prozent. Die Unterbeschäftigungsquote liegt im Juli bei 10,6 Prozent, im Juni lag sie bei 10,5 Prozent, im Vorjahr bei 10,7 Prozent. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung beträgt 85,9 Prozent, gegenüber 84,7 Prozent im Vormonat. Im Vorjahr lag der Anteil bei 82,0 Prozent.
Beschäftigung
Im Juli mussten sich 4.012 Menschen arbeitslos melden (Zahl der Entlassungen2). Das waren 704 Personen oder 21,3 Prozent mehr als im Vormonat und 106 Personen oder 2,7 Prozent mehr als im Juli 2024. Seit Jahresbeginn mussten sich 26.398 Personen arbeitslos melden. Das sind 1.048 Personen oder 4,1 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Im aktuellen Monat konnten 2.835 Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme3 einer Arbeit beenden. Das sind 97 Personen oder 3,5 Prozent mehr als im Juni und 43 Personen oder 1,5 Prozent weniger als im Juli 2024.
Ende Dezember 2024, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf 633.306. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Zunahme um 9.252 oder 1,5%, nach +11.374 oder +1,8% im Vorquartal. Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme bei Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+3.652 oder +4,1%); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung in der Arbeitnehmerüberlassung (–1.919 oder –13,7%).
Die Arbeitgeber meldeten im Juli 1.762 neue Arbeitsstellen. Das sind 269 mehr als im Juni (+16,0 Prozent) und 240 mehr als im Vorjahr (+15,8 Prozent). Im Bestand befinden sich aktuell 10.377 Stellen, plus 297 oder +2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat, und 3.689 Stellen oder 55,2 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die offenen, sozialversicherungspflichtigen Stellen verteilen sich vor allem auf die folgenden Berufsbereiche: Am stärksten nachgefragt sind Berufe aus den Berufsgruppen Lagerwirtschaft, Post, Zustellung, Güterumschlag (516 Stellen im Bestand); Verkaufsberufe ohne Produktspezialisierung (429); Unternehmensorganisation und -strategie (260); Büro und Sekretariat (249); Energietechnik (205); Maschinenbau- und Betriebstechnik (195); Fahrzeugführung im Straßenverkehr (192); Erziehung (168); Rechnungswesen und Controlling (139); Gastronomie (138).
Unternehmen, die noch keinen festen Kontakt im Arbeitgeber-Service haben, erreichen diesen telefonisch unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 20.
1 Die Datenangaben basieren auf vorläufigen Werten, die auf der Basis der bisher erfassten Fallzahlen hochgerechnet wurden. Endgültige Werte stehen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten fest.
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil sie für Menschen stehen, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Es wird unterstellt, dass ohne den Einsatz dieser Maßnahmen bzw. ohne die Zuweisung zu einem Sonderstatus die Arbeitslosigkeit entsprechend höher ausfallen würde. Mit dem Konzept der Unterbeschäftigung werden Defizite an regulärer Beschäftigung umfassender erfasst und realwirtschaftliche bedingte Einflüsse auf den Arbeitsmarkt besser erkannt. Zudem können die direkten Auswirkungen der Arbeitsmarktpolitik auf die Arbeitslosenzahlen nachvollzogen werden.
2 = Zugang Arbeitslose aus Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)
3 = Abgang Arbeitslose in Erwerbstätigkeit (Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt)