Mehr Interesse, aber weniger Verträge

Ausbildungsbilanz von Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft 

20.11.2025 | Presseinfo Nr. 78

Das Interesse an einer Ausbildung ist bei den jungen Menschen in Waldeck-Frankenberg leicht gestiegen, dennoch ist die Zahl der Ausbildungsverträge rückläufig. Dies wurde bei der Bilanz zum Ausbildungsjahr 2024/25 deutlich, die heute die Agentur für Arbeit Korbach sowie die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg und das Servicezentrum Waldeck-Frankenberg der IHK Kassel-Marburg bei einem Vor-Ort-Termin bei der FingerHaus GmbH in Frankenberg zogen. 

 

Agentur für Arbeit Korbach

In Waldeck-Frankenberg sank die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Berichtsjahr (Oktober 2024 bis September 2025) um 38 auf 1120 (minus 3,3 Prozent).  Es meldeten sich 935 Bewerberinnen und Bewerber, 15 mehr als im Jahr zuvor (plus 1,6 Prozent). 

 

Zum Vergleich: Im gesamten Agenturbezirk, der auch den Schwalm-Eder-Kreis umfasst, waren 2020 Ausbildungsstellen gemeldet, 81 weniger als ein Jahr zuvor (minus 3,9 Prozent) sowie 1793 Bewerberinnen und Bewerber (plus 67, plus 3,9 Prozent).

 

„Langsam, aber stetig steigt bei den Jugendlichen das Interesse an einer Ausbildung wieder“, konstatiert der Korbacher Agenturleiter Volker Breustedt. Nach einem Corona-bedingten Einbruch verzeichne die Agentur im vierten Jahr in Folge zunehmende Bewerberzahlen. Gleichzeitig hätten die Unternehmen weniger Ausbildungsstellen gemeldet, so dass sich die Lücke zwischen der Zahl der Bewerber und der Ausbildungsplätze etwas verkleinert habe. Auf 100 Ausbildungsstellen in Waldeck-Frankenberg kamen zuletzt rein rechnerisch 86 Interessierte. Im Vorjahr waren es 83 und im Ausbildungsjahr 2022/23 nur 72.  

 

Gestiegen ist im Jahresvergleich die Zahl der unversorgten Bewerber sowie der unbesetzten Ausbildungsplätze: 154 offenen Ausbildungsstellen standen Ende September 107 unversorgte Bewerber gegenüber (Vorjahr: 100 offene Stellen, 100 unversorgte Bewerber). Es seien zunehmend Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage zu beobachten, berichten die Teamleiter Otmar Hanickel (Berufsberatung für Jugendliche) und Ingo Wagner (Arbeitgeber-Service). Bewerber und Betriebe kämen nicht zusammen, weil die Entfernungen dazwischen zu groß seien oder es hinsichtlich der Berufswünsche und der benötigten Qualifikation nicht passe. Hier könne die Arbeitsagentur mit verschiedenen Maßnahmen und Förderungen den Weg in eine Ausbildung unterstützen.

 

Bei allen Fragen rund um eine Berufsausbildung hilft die Berufsberatung für Jugendliche weiter. Ein Termin mit der Berufsberatung kann ganz einfach online über www.arbeitsagentur.de/link/termin gebucht werden. 

TOP 5 der Berufe 

Die beliebtesten Berufe der Bewerberinnen und Bewerbern in Waldeck-Frankenberg waren im Berichtsjahr 

 

  • Kfz-Mechatroniker - Pkw-Technik
  • Kaufmann/-frau Büromanagement
  • Verkäufer/in
  • Tischler/in
  • Elektroniker/in – Energie-/Gebäudetechnik

 

TOP 5 der Ausbildungsstellen

Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen gibt es die gleiche Spitzengruppe wie im vorigen Jahr:  

  

  • Verkäufer/in
  • Kaufmann/-frau im Einzelhandel
  • Industriekaufmann/-frau
  • Industriemechaniker/in
  • Elektroniker/in für Betriebstechnik

   

 

IHK-Servicezentrum Waldeck-Frankenberg

Insgesamt wurden bei der IHK Kassel-Marburg 630 neu eingetragene Berufsausbildungsverträge verzeichnet (Vorjahr: 673). Damit liegt der Rückgang (minus 6 Prozent) dennoch leicht unter dem hessenweiten Durchschnitt (minus 6,8 Prozent).  Aufgeschlüsselt nach Bereichen setzt sich die Gesamtzahl wie folgt zusammen: Im kaufmännischen Bereich sank die Zahl der Ausbildungsverträge um 28 auf 392 (Vorjahr: 420). Im gewerblich-technischen Bereich kam es mit 238 neuen Auszubildenden zu einem Rückgang von 15 Verträgen (Vorjahr: 253). Positiv ist, dass sich die Eintragungszahlen in den Bereichen Handel und Bankgewerbe stabil hielten. Zudem war ein regionsübergreifendes Wachstum im Verkehrs- und Transportgewerbe festzustellen, das sich im Landkreis Waldeck-Frankenberg mit einem Plus von fünf Ausbildungsverträgen niederschlug.

 

Auf den Ausbildungsmarkt machten sich der allgemeine Fachkräftemangel, die hohe Studierneigung und die Auswirkungen der aktuellen Konjunkturentwicklung bemerkbar, so  IHK-Bildungsberater Enrico Gaede. „Die duale Ausbildung ist und bleibt jedoch ein wichtiges Fundament für den Fachkräftenachwuchs.“

 

Um die duale Ausbildung stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken, setzt die IHK Kassel-Marburg auf innovative Formate. So hatten IHK-Mitgliedsbetriebe im Sommer und Herbst die Möglichkeit, sich mit kostenfreien Bauzaunbannern an der bundesweiten Kampagne „Jetzt #Könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ zu beteiligen. Insgesamt stellte die IHK fünfzig Banner in unterschiedlichen Designs bereit. Wie Unternehmen Auszubildende aus Ländern außerhalb der EU gewinnen und erfolgreich in den Betrieb integrieren können, war Thema des IHK-Bildungskongresses, der am 29. Oktober in Kassel stattfand.

 

 

Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg

Das Handwerk bleibt eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft – doch der Ausbildungsmarkt zeigt Licht und Schatten. Zum Stichtag 31. Oktober 2025 meldet die Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg 340 neue Ausbildungsverträge, 17 weniger als im Vorjahr (minus 4,8 Prozent). Im gesamten Kammerbezirk Kassel blieb die Entwicklung stabil: Die Zahl der Neuverträge stieg leicht um 0,1 Prozent auf 2.706.

 

„Trotz des großen Engagements unserer Betriebe bleibt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück“, sagt Silke Nagel, Teamleiterin der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg. „Wir sehen nach wie vor die Folgen des demografischen Wandels – und eine gesellschaftliche Schieflage, die den akademischen Weg überbetont. Dabei bietet das Handwerk heute stabile Karrierewege mit echten Aufstiegschancen. Eine handwerkliche Ausbildung ist kein Plan B, sondern der direkte Weg in die Meisterliga.“

 

Ein Schlüsselprojekt der Berufsorientierung ist die Probierwerkstatt 2.0: ein moderner Lernraum, in dem Jugendliche verschiedene Gewerke praktisch ausprobieren können. Bis Ende Oktober nutzten bereits 605 Schülerinnen und Schüler aus den Förder-, Haupt-, Real-, Gesamt- und Gymnasialschulen im Landkreis das Angebot, weitere 250 werden bis Jahresende erwartet. „Diese Werkstatt bringt junge Menschen mit dem Handwerk in Berührung – und weckt Begeisterung durch Praxis statt Prospekt“, so Nagel.

 

Blick über den Landkreis hinaus: Laut aktuellem Berufsbildungsbericht 2025 bleibt der Ausbildungsmarkt bundesweit angespannt. Insgesamt wurden 2024 486.700 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, im Handwerk leicht mehr als im Vorjahr – 135.106 (plus 0,2 Prozent). Doch weiterhin blieben rund 19.000 Ausbildungsstellen unbesetzt, während 31.200 Jugendliche ohne Platz blieben. Auch bundesweit ist das heimische Handwerk sichtbar: Beim Jugendbeirat des Handwerks in Berlin brachte erneut ein Auszubildender aus Waldeck-Frankenberg Ideen für die kommende Imagekampagne ein. 

 

„Karriere im Handwerk endet nicht mit dem Gesellenbrief“, sagt Nagel. „Mit Qualifikationen wie dem Meistertitel oder dem Bachelor Professional eröffnen sich vielfältige Wege – fachlich, unternehmerisch und persönlich. Das Handwerk bleibt damit einer der sichersten Wege in eine erfolgreiche Zukunft.“

Infos: www.handwerk.de | www.komminsteamhandwerk.de, Tel. 05631 / 9535-100

 

FingerHaus

Erfahrungen aus der betrieblichen Praxis schilderten Klaus Cronau, Geschäftsführer bei der FingerHaus GmbH, Ausbildungsleiter Jannik Gasse, Lysanne Willstumpf (Ausbildung und Praktikum) sowie Jarne Krause, Auszubildender im 3. Lehrjahr. Die FingerHaus GmbH mit mehr als 200 Jahren Erfahrung in der Holzverarbeitung fertigt und vertreibt mit über 950 Mitarbeitenden individuelle Fertighäuser. Das Unternehmen bildet in 14 Ausbildungsberufen aus, derzeit zählen über 90 Auszubildende zur Belegschaft.

 

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