Das ging schneller und einfacher als gedacht: Als Annegret Patricelli aus Bad Wildungen ein Praktikum bei Biomedial Dental in Bad Wildungen absolvierte, hat sie im Traum nicht daran gedacht, dass daraus eine feste Stelle wird. Doch seit Anfang Oktober hat die 60-Jährige dort einen unbefristeten Arbeitsvertrag als kaufmännische Mitarbeiterin. Den Weg hat ihr eine von der Arbeitsagentur finanzierte Berufspraktische Weiterbildung geebnet.
Annegret Patricelli ist gelernte Hotelfachfrau, war später in Kliniken im Servicebereich und bei der Patientenannahme tätig. Nach gesundheitlichen Problemen und einer Reha suchte die Bad Wildungerin einen neuen Job. Ilka Steinbach-Diehl, Integrationsberaterin bei der Korbacher Agentur für Arbeit, empfahl ihr eine Berufspraktische Weiterbildung, um im Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. „Den Vorschlag habe ich gern angenommen“, berichtet Annegret Patricelli.
Im Frühsommer absolvierte sie die Weiterbildung beim Korbacher Bildungsinstitut Hille & Christl. „In der sechswöchigen Theorie-Phase geht es zum einen darum, die Kenntnisse in Computer-Programmen zu vertiefen“, berichtet Johanna Hille-Christl. „Zum anderen geht es um übergreifende Themen wie Änderungen in der Arbeitswelt, Kommunikation und Bewerbungsmanagement.“ Anschließend setzen die Teilnehmenden ihre Kompetenzen bei einem sechswöchigen Betriebspraktikum ein.
Einen Praktikumsplatz fand Annegret Patricelli im Dentallabor von Rainer Michel. Sie kümmerte sich um die Beantwortung von Mails, übernahm Telefondienst und unterstützte bei der Buchführung. „Als mich Herr Michel gefragt hat, ob ich dauerhaft im Team bleiben wolle, war ich total überrascht. Ich war zwar grundsätzlich optimistisch, dass ich auch mit 60 Jahren wieder einen Arbeitsplatz finde, aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht.“ Eine Erfahrung, die Arbeitsvermittlerin Ilka Steinbach-Diehl bestätigen kann: „Sechs Wochen Praktikum sind natürlich hilfreicher als zwei Tage Probearbeiten, um zu sehen, ob es zwischen Betrieb und Interessent passt.“
In diesem Zeitraum konnte Annegret Patricelli auch im Bad Wildunger Dentallabor überzeugen. „Es war gar nicht geplant, eine neue Arbeitskraft zu finden“, berichtet Inhaber und Geschäftsführer Rainer Michel, der mit seinem Team seit 25 Jahren Zahnersatz für Kunden aus ganz Deutschland fertigt. „Im Laufe des Praktikums haben wir allerdings gemerkt, dass wir Frau Patricelli auf Dauer gut gebrauchen können.“ „Sie hat sich ihren Arbeitsplatz im wahren Sinne des Wortes erarbeitet“, ergänzt Büroleiterin Karin Bierau, die deren Kommunikationsstärke und Empathie hervorhebt. „Die Telefonate mit unseren Kundinnen und Kunden laufen bei uns inzwischen vorwiegend über Frau Patricelli.“
Seit Oktober gehört Annegret Patricelli mit einem Teilzeitvertrag fest zum 20-köpfigen Team des Dentallabors, das für die erste Zeit einen Eingliederungszuschuss von der Arbeitsagentur erhält. Dieser wird beispielsweise gezahlt, wenn eine längere Einarbeitung notwendig ist. „Ich habe ja keine kaufmännische Ausbildung, brauche noch Einblick in die Buchführung und lerne gerade die hier genutzte Künstliche Intelligenz kennen“, berichtet die neue Mitarbeiterin.
Für Ilka Steinbach-Diehl zeigt die erfolgreiche Integration von Annegret Patricelli ins Arbeitsleben, „dass es auch für ältere Arbeitnehmer Perspektiven gibt. Natürlich freuen wir uns auch über Arbeitgeber, die Menschen eine Chance geben, deren Berufsweg nicht ganz gradlinig verlaufen ist.“ Auch Johanna Hille-Christl betont die positive Signalwirkung: „Auch wenn keine Stelle ausgeschrieben ist, kann es mit einem Arbeitsplatz klappen.“
Menschen auf Jobsuche, die sich für eine Berufspraktische Weiterbildungen und weitere Fördermaßnahmen interessieren, können sich gern an ihre Arbeitsvermittlerin bzw. ihren -vermittler bei der Agentur für Arbeit wenden.