Walter Schlicher lässt 70 Jahre ‚BA‘ Revue passieren

• Urgestein der Arbeitsverwaltung trifft junge Kollegin in der Arbeitsagentur Wetzlar • Filmteam dreht Beitrag anlässlich des 70jährigen Bestehens der Bundeagentur für Arbeit (BA)

23.02.2022 | Presseinfo Nr. 24

Walter Schlicher hat noch in Dorfkneipen Arbeitslosengeld bar ausgezahlt. „Als wir kamen, saßen die Leute schon im Dorfgasthof und haben Skat gespielt. ‚Do kumme se jo‘ seien die Mitarbeiter des Arbeitsamtes seinerzeit im Schankraum begrüßt worden, ehe die Arbeitslosenunterstützung am Tresen ausgezahlt wurde“. Der heute 90jährige gilt als Urgestein der Arbeitsverwaltung. 1949 begann der Oberbrecher seine Ausbildung im Arbeitsamt Frankfurt. „Ich erhielt die Ansage, dass ich mit Schlips zu erscheinen habe. Dabei war es völlig egal, ob er zum Rest der Kleidung passte“, schmunzelt der Pensionär. Damals hieß sein Arbeitgeber noch ‚Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung‘, die Flure waren insbesondere im Winter ‚brechend voll‘ mit wartenden Menschen und die Arbeitslosen gingen noch ‚stempeln‘.

Weil die Bundesagentur für Arbeit (BA) im März ihr 70jähriges Bestehen feiert, ließ der ehemalige Verwaltungsoberamtsrat seine rund fünfzig Berufsjahre Revue passieren. Zusammen mit einem Filmteam besuchte er Alev Evli, eine junge Telefonserviceberaterin, in der Wetzlarer Arbeitsagentur. Im regen Austausch verglichen beide die Arbeitsbedingungen und Herausforderungen der jeweiligen Zeit. Als Enkelin eines türkischen Gastarbeiters interessierte sie es sehr, ob sich Schlicher noch an die Zeit der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte erinnern kann. In lebhaften Worten berichtete der rüstige Pensionär von Arbeitsvermittlern, die seinerzeit nach Verona reisten, um restlos ausgebuchte Züge mit italienischen Arbeitskräften an den Frankfurter Hauptbahnhof zu begleiteten. Dort seien die Gastarbeiter dann den Unternehmen ‚zugewiesen‘ worden.

Schlicher wechselte früh aus der ‚Leistungsabteilung‘ in den Personalbereich. Über das Landesarbeitsamt Hessen führte ihn sein beruflicher Weg in die Verwaltungsschule Oberursel, wo er Mitte der neunziger Jahre als Dozent in den Ruhestand trat.