Landkreis Harburg: Mehr Arbeitslose bei stabiler Beschäftigungssituation im vergangenen Jahr

05.03.2025 | Presseinfo Nr. 32

Der Blick auf die Arbeitsmarktentwicklung im letzten Jahr im Landkreis Harburg zeigt durchaus vielschichtige Trends. Die Arbeitslosenquote lag 2024 bei 4,6 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkte über der des Vorjahres. Geprägt waren die Monate durch ein Plus auf Seiten der Arbeitslosen, eine rückläufige Arbeitskräftenachfrage bei gleichzeitig längerer Vakanzzeit für freie Stellen und einer durchaus stabilen Beschäftigungssituation, fassen Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen und Jobcenter Landkreis Harburg zusammen.

Mit 6.689 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt registrierte die Statistik so viele Erwerbslose wie zuletzt 2007. Damals waren im Landkreis Harburg 7.338 Personen arbeitslos. Weniger als 6.000 Arbeitslose wurden bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern in Buchholz und Winsen nur in den Jahren 2015 bis 2019 gezählt. Verglichen mit 2023 nahm die Arbeitslosenzahl um 233 Personen (3,6 Prozent) zu. Unterschiedlich entwickelte sich die Arbeitslosigkeit in den beiden so genannten Rechtskreisen. Die Arbeitsagenturen betreuten 3.017 Arbeitslose und damit 271 Personen (9,9 Prozent) mehr als 2023. „Wir nehmen Auswirkungen der ausbleibenden konjunkturellen Impulse auf den Arbeitsmarkt wahr“, so Sven Rodewald, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen. Damit spürten die Agenturen für Arbeit, die den Rechtskreis SGB III (Sozialgesetzbuch III) und damit vorwiegend Bezieherinnen und Bezieher der Versicherungsleistung Arbeitslosengeld betreuen, die wirtschaftliche Schwäche zuerst. Bei den Jobcentern, die Bürgergeldberechtigte nach dem Rechtskreis SGB II (Sozialgesetzbuch II) betreuen, wurden 3.671 Arbeitslose betreut. Ihre Zahl blieb nahezu unverändert und verringerte sich geringfügig um 1,0 Prozent (38 Personen). „Im vergangenen Jahr gab es viele erfolgreiche Integrationen in den Arbeitsmarkt. Diese führten zu zahlreichen Abgängen aus der Arbeitslosigkeit, auch wenn die gesamtwirtschaftliche Lage herausfordernd ist.“, führt Wiebke Rehr, Geschäftsführerin des Jobcenters Landkreis Harburg, aus. „Innerhalb von 12 Monaten nahmen knapp 2000 SGBII-Bezieher eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, eine Ausbildung oder eine selbständige Arbeit auf.“

Vergangenes Jahr waren im Durchschnitt jeden Monat 2.105 freie Stellen gemeldet. Das Stellenangebot verzeichnete ein Minus um 281 Stellen, was 11,8 Prozent entspricht. Während des Jahresverlaufes wurden 2.765 neue Stellen gemeldet, darunter die meisten in den Bereichen Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen mit einem Anteil von 23,1 Prozent und im Handel sowie Instandhaltung und Reparatur von Kfz mit einem Anteil von 21,6 Prozent. „Die meisten der Stellenausschreibungen richteten sich wie auch in der Vergangenheit an Fachkräfte. Da jedoch nur gut 40 Prozent der Arbeitslosen über eine abgeschlossene Ausbildung verfügen, stieg die so genannte Vakanzzeit erneut“, berichtet Agenturchef Rodewald. Insgesamt 202 Tage dauerte es im vergangenen Jahr, bis eine Stelle besetzt werden konnte und somit zehn Tage länger als noch 2023. Die längste Vakanzzeit mit 319 Tagen hatten Stellen für Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe.

Die Entwicklung in den Bereichen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung verlief unterschiedlich. Auf Landkreisebene liegen aktuelle Daten in Verbindung mit Pendlerbewegungen mit Stichtag 30. Juni 2024 vor. Nach den Rekordwerten in den vergangenen Jahren stagnierte die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Landkreis Harburg. Insgesamt 71.788 dieser Arbeitsplätze stellten ansässige Unternehmen zur Verfügung und damit 429 beziehungsweise 0,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der Branchenmix blieb unverändert. Gut ein Viertel (24,5 Prozent) der Arbeitsplätze entfielen auf den Bereich Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen mit 13,8 Prozent.

Ein Plus hingegen verzeichnete die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises, wobei unerheblich ist, ob sie direkt im Kreisgebiet arbeiten oder auspendeln. Mit 30. Juni waren 110.533 Landkreis-Bewohnerinnen und -bewohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ihre Zahl wuchs um 809 beziehungsweise 0,7 Prozent auf.  Der Landkreis Harburg wird von jeher durch einen starken Auspendlerstrom in Richtung Freie und Hansestadt Hamburg geprägt. So gingen von den 68.640 Auspendlern allein 47.838 Menschen einer Arbeit in der Hafenmetropole nach.

Als Resümee führen Rodewald und Rehr aus, dass die wirtschaftliche Stagnation durchaus Spuren hinterlassen hat, aber gravierende Einschnitte beim Beschäftigungsabbau 2024 ausblieben. Qualifikation ist nach wie vor die Währung auf dem Arbeitsmarkt. „Eine fundierte Ausbildung und aktuelle Kenntnisse können vor Arbeitslosigkeit schützen oder im Fall des Eintritts dafür sorgen, dass sie rasch beendet werden kann“, führen beide aus.

Mit einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten rechnen der Agenturchef als auch die Jobcenterleiterin eher nicht. Um konkrete Chancen auf eine Arbeitsaufnahme zu eröffnen, werden Weiterbildungen als wirksame Instrumente auch 2025 zum Zuge kommen. Insbesondere Geringqualifizierten können dadurch Perspektiven auf nachhaltige und dauernde Arbeitsaufnahmen eröffnet werden.

„Gleichzeitig gehen wir nicht davon aus, dass die Beschäftigung einbrechen wird, denn selbst in Zeiten konjunktureller Unwägbarkeiten trennen sich Unternehmen ungern von ihren Fachkräften“, so Rodewald und Rehr. Für Neueinstellungen setzen die Arbeitsmarktexperten auf gezielte Unterstützung. So können beispielsweise Einstellungen gezielt durch Zuschüsse gefördert werden, wenn Stellenprofil und Kenntnisse nicht vollständig übereinstimmen.


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