Der Blick auf die Arbeitsmarktentwicklung im letzten Jahr im Landkreis Uelzen zeigt durchaus vielschichtige Trends. Die Arbeitslosenquote lag 2024 unverändert bei 5,3 Prozent. Geprägt waren die Monate durch ein leichtes Plus auf Seiten der Arbeitslosen, eine stabile Arbeitskräftenachfrage bei gleichzeitig langer Vakanzzeit für freie Stellen und einer durchaus durchwachsenen Beschäftigungssituation, fassen Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen und Jobcenter Landkreis Uelzen zusammen.
Mit 2.531 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt registrierte die Statistik annährend so viele Erwerbslose wie im Vorjahr. Verglichen zu 2023 nahm die Arbeitslosenzahl leicht um drei Personen (0,1 Prozent) zu. Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich in den beiden so genannten Rechtskreisen gleich. Die Arbeitsagentur, die vorwiegend Bezieherinnen und Bezieher der Versicherungsleistung Arbeitslosengeld betreut, verzeichnete 940 Arbeitslose und damit zwei Personen (0,2 Prozent) im Jahresdurchschnitt mehr als 2023. „Im Landkreis Uelzen haben wir die Auswirkungen der fehlenden positiven Konjunkturimpulse wahrgenommen. Die Arbeitslosigkeit ist jedoch nicht erheblich gestiegen“, berichtet Sven Rodewald, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen. Beim Jobcenter, das Bürgergeldberechtigte nach dem Rechtskreis SGB II (Sozialgesetzbuch II) betreut, wurden 1.591 Arbeitslose registriert. Ihre Zahl blieb ebenso nahezu unverändert und erhöhte sich nur leicht um 0,1 Prozent (eine Person) im Jahresdurchschnitt. „Die Wirtschaftsentwicklung im letzten Jahr hat auch unsere Integrationsarbeit vor Ort beeinflusst. Allerdings konnten wir auch im letzten Jahr durch unsere Integrationsarbeit Beschäftigungsaufnahmen erreichen“, erklärt Franziska Bürgermeister, Geschäftsführerin des Jobcenters Landkreis Uelzen, die Arbeitslosenentwicklung im Bereich des Bürgergelds.
Vergangenes Jahr waren im Durchschnitt jeden Monat 1.084 freie Stellen gemeldet. Das Stellenangebot verzeichnete ein Minus um sieben Stellen, was 0,6 Prozent entspricht. Während des Jahresverlaufes wurden 2.498 neue Stellen gemeldet, darunter die meisten in den Bereichen Arbeitnehmerüberlassung mit einem Anteil von 28,9 Prozent, Gesundheits- und Sozialwesen mit einem Anteil von 14,6 Prozent sowie Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen mit einem Anteil von 13,1 Prozent. „Der Trend, dass die meisten der Stellenausschreibungen sich an Fachkräfte richten, setzte sich auch 2024 fort. Da jedoch nicht einmal jeder zweite Arbeitslose über eine Berufsausbildung verfügt, blieb die Vakanzzeit weiterhin hoch“, führt Agenturchef Rodewald aus. Insgesamt 153 Tage dauerte es im vergangenen Jahr, bis eine Stelle besetzt werden konnte und somit nur zwei Tage weniger als 2023. Die längste Vakanzzeit mit 206 Tagen hatten Stellen für Berufe in der Metallbearbeitung und im Metallbau sowie Stellen für Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe mit 205 Tagen.
Unterschiedlich entwickelten sich die Bereiche der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Auf Landkreisebene liegen aktuelle Daten in Verbindung mit Pendlerbewegungen mit Stichtag 30. Juni 2024 vor. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Landkreis Uelzen verringerte sich. Insgesamt 30.352 dieser Arbeitsplätze stellten ansässige Unternehmen zur Verfügung und damit 564 beziehungsweise 1,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der Branchenmix blieb unverändert. 27,9 Prozent der Arbeitsplätze entfielen auf den Bereich Gesundheits- und Sozialwesen gefolgt von Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz mit einem Anteil von 14,6 Prozent und dem Verarbeitenden Gewerbe von 14,0 Prozent.
Ein Plus verzeichnete die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises, wobei unerheblich ist, ob sie direkt im in der Region arbeiten oder auspendeln. Mit 30. Juni waren 35.690 Bewohnerinnen und Bewohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ihre Zahl wies einen Zuwachs um 178 beziehungsweise 0,5 Prozent auf. Die Region wird von Pendelbewegungen geprägt. So gingen von den 12.440 Auspendlern 3.871 Menschen einer Arbeit im Nachbarlandkreis Lüneburg nach und 1.952 pendelten in die Freie und Hansestadt Hamburg.
Als Resümee führen Rodewald und Bürgermeister aus, dass die Auswirkungen der wirtschaftlichen Stagnation sichtbar sind, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitsplätze. Nach wie vor sind qualifizierte Fachkräfte auf dem regionalen Arbeitsmarkt gefragt. „Eine Berufsausbildung und eine gute Qualifikation beeinflussen weiterhin erheblich das individuelle Risiko arbeitslos zu werden oder rasch wieder eine Beschäftigung zu finden“, betonen beide.
Mit einem signifikanten Rückgang der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten unabhängig von saisonalen Effekten rechnen der Agenturchef als auch die Jobcenterleiterin eher nicht. Um konkrete Chancen auf eine neue Beschäftigung zu eröffnen, setzen die Institutionen auch 2025 auf Weiterbildungen als wirksame Instrumente. So werden insbesondere Geringqualifizierten Perspektiven auf nachhaltige und dauernde Arbeitsaufnahmen eröffnet.
„Wir sehen, dass einzelne Wirtschaftsbereiche Beschäftigte freisetzen, aber wir gehen nicht davon aus, dass die Beschäftigung branchenübergreifend einbrechen wird, denn selbst in Zeiten konjunktureller Unwägbarkeiten versuchen Unternehmen ihre Fachkräfte zu halten“, so Rodewald und Bürgermeister. Für Neueinstellungen stehen laut beider Arbeitsmarktexperten gezielte Instrumente zur Verfügung. So können beispielsweise Einstellungen durch Zuschüsse gefördert werden, wenn Stellenprofil und Kenntnisse nicht vollständig übereinstimmen.