Der Blick auf die Arbeitsmarktentwicklung im letzten Jahr in Hansestadt und Landkreis Lüneburg zeigt durchaus vielschichtige Trends. Die Arbeitslosenquote lag 2024 bei 5,9 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkte über der des Vorjahres. Geprägt waren die Monate durch ein Plus auf Seiten der Arbeitslosen, eine stabile Arbeitskräftenachfrage bei gleichzeitig langer Vakanzzeit für freie Stellen und einer durchaus robusten Beschäftigungssituation, fassen Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen und Jobcenter Landkreis Lüneburg zusammen.
Mit 5.984 Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt registrierte die Statistik ähnlich viele Erwerbslose wie im Jahr 2020. Damals waren in Hansestadt und Landkreis Lüneburg 5.964 Personen arbeitslos. Verglichen zu 2023 nahm die Arbeitslosenzahl leicht um 97 Personen (1,6 Prozent) zu. Unterschiedlich entwickelte sich die Arbeitslosigkeit in den beiden so genannten Rechtskreisen. Die Arbeitsagentur betreute 2.099 Arbeitslose und damit 144 Personen (7,4 Prozent) mehr als 2023. „Wir nehmen Auswirkungen der ausbleibenden konjunkturellen Impulse auf den Arbeitsmarkt wahr“, berichtet Sven Rodewald, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen. So spürte die Agentur für Arbeit, die den Rechtskreis SGB III (Sozialgesetzbuch III) und damit vorwiegend Bezieherinnen und Bezieher der Versicherungsleistung Arbeitslosengeld betreut, die wirtschaftliche Schwäche zuerst. Beim Jobcenter, das Bürgergeldberechtigte nach dem Rechtskreis SGB II (Sozialgesetzbuch II) betreut, wurden 3.885 Arbeitslose registriert. Ihre Zahl blieb nahezu unverändert und verringerte sich leicht um 1,2 Prozent (48 Personen). „Die derzeitige Konjunkturentwicklung hat auf unsere Integrationsarbeit ebenfalls Einfluss. Jedoch wird der direkte Zugang in Arbeitslosigkeit in unseren Rechtskreis zumeist zeitverzögert wirksam - nämlich nach dem Ende des Arbeitslosengeldbezugs. Zudem konnten wir durch unsere Integrationsarbeit Beschäftigungsaufnahmen erreichen“, erklärt Angelika Brauer, Geschäftsführerin des Jobcenters Landkreis Lüneburg, die Arbeitslosenentwicklung im Bereich des Bürgergelds.
Vergangenes Jahr waren im Durchschnitt jeden Monat 2.039 freie Stellen gemeldet. Das Stellenangebot verzeichnete ein Plus um 57 Stellen, was 2,9 Prozent entspricht. Während des Jahresverlaufes wurden 3.979 neue Stellen gemeldet, darunter die meisten in den Bereichen Arbeitnehmerüberlassung mit einem Anteil von 24,2 Prozent, Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen mit einem Anteil von 16,5 Prozent und Öffentliche Verwaltung mit einem Anteil von 12,9 Prozent. „Die meisten der Stellenausschreibungen richteten sich wie auch in der Vergangenheit an Fachkräfte. Da jedoch nicht einmal jeder zweite Arbeitslose über eine abgeschlossene Ausbildung verfügt, ist die Vakanzzeit nach wie vor hoch“, berichtet Agenturchef Rodewald. Insgesamt 141 Tage dauerte es im vergangenen Jahr, bis eine Stelle besetzt werden konnte und somit 17 Tage weniger als noch 2023. Die längste Vakanzzeit mit 273 Tagen hatten Stellen Berufe in der Metallbearbeitung und im Metallbau.
Positiv entwickelte sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Auf Landkreisebene liegen aktuelle Daten in Verbindung mit Pendlerbewegungen mit Stichtag 30. Juni 2024 vor. Nach den Rekordwerten in den vergangenen Jahren erhöhte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Hansestadt und Landkreis Lüneburg erneut. Insgesamt 62.425 dieser Arbeitsplätze stellten ansässige Unternehmen zur Verfügung und damit 513 beziehungsweise 0,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Der Branchenmix blieb unverändert. Fast ein Fünftel (18,1 Prozent) der Arbeitsplätze entfielen auf den Bereich Gesundheits- und Sozialwesen gefolgt von Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz mit einem Anteil von 14,6 Prozent und dem Verarbeitenden Gewerbe von 13,8 Prozent.
Ein Plus verzeichnete die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Einwohnerinnen und Einwohner der Hansestadt und des Landkreises, wobei unerheblich ist, ob sie direkt im in der Region arbeiten oder auspendeln. Mit 30. Juni waren 73.365 Bewohnerinnen und Bewohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Ihre Zahl wies einen Zuwachs um 455 beziehungsweise 0,6 Prozent auf. Die Region wird von Pendelbewegungen geprägt. So gingen von den 28.862 Auspendlern allein 11.431 Menschen einer Arbeit in der Freien und Hansestadt Hamburg nach und 4.934 pendelten in den Landkreis Harburg.
Als Resümee führen Rodewald und Brauer aus, dass die wirtschaftliche Stagnation durchaus Spuren hinterlassen hat, aber gravierende Einschnitte 2024 ausblieben. Qualifikation ist nach wie vor die Währung auf dem Arbeitsmarkt. „Kontakte mit Unternehmen und Statistik zeigen eindeutig, dass eine fundierte Ausbildung sowie aktuelle Kenntnisse vor Arbeitslosigkeit schützen können oder eine Erwerbslosigkeit rasch beendet werden kann“, führen beide aus.
Mit einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten unabhängig von saisonalen Effekten rechnen der Agenturchef als auch die Jobcenterleiterin eher nicht. Um konkrete Chancen auf eine Arbeitsaufnahme zu eröffnen, werden Weiterbildungen als wirksame Instrumente auch 2025 zum Zuge kommen. Insbesondere Geringqualifizierten können dadurch Perspektiven auf nachhaltige und dauernde Arbeitsaufnahmen eröffnet werden.
„Wir gehen nicht davon aus, dass die Beschäftigung auf breiter Ebene einbrechen wird, denn selbst in Zeiten konjunktureller Unwägbarkeiten trennen sich Unternehmen ungern von ihren Fachkräften“, so Rodewald und Brauer. Für Neueinstellungen stehen laut beider Arbeitsmarktexperten gezielte Instrumente zur Verfügung. So können beispielsweise Einstellungen durch Zuschüsse gefördert werden, wenn Stellenprofil und Kenntnisse nicht vollständig übereinstimmen.